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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Wenn dich die Leute fragen, warum du unterwegs bist, dann wandelst du die Wahrheit einfach ein bisschen ab. Man kann eine Lüge immer überzeugender vorbringen, wenn sie der Wahrheit nahekommt. Sag den Leuten, dass ein Dämon deinen Bruder getötet hat und du einen Eid geschworen hast, ihn zu rächen. Das ist
glaubhaft, und die Leute, die selbst Angehörige an den Gorvath verloren haben, werden dir gern helfen.«
    Jenna dachte über den Vorschlag des alten Magiers nach. Er hatte recht. So würde es gehen.
    Mit einem dankbaren Lächeln umarmte Jenna den alten Mann und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
    »Danke, Perdimonn. Danke für alles. Ich wünsche dir, dass die anderen Magier auf dich hören. Pass auf dich auf. Ich werde deine Weisheit und deine Gesellschaft vermissen.«
    Perdimonn nahm ihre rechte Hand und lächelte sie an.
    »Gesegnet seien du und deine Aufgabe, liebe Jenna. Mögen die Götter des Lichtes deine Schritte leiten und dich vor den Kräften der Dunkelheit schützen. Und möge der Vater der Schöpfung dich beflügeln, die Macht des Gorvaths zu brechen. Lebe wohl, Jenna. Ich weiß, du wirst es schaffen.«
    Als hätten die Götter Perdimonns Worte gehört, lugte in diesem Moment die Sonne hinter einer Wolke hervor. Lichtstreifen fielen durch die Baumwipfel und tauchten den Alten bei seinen letzten Worten in ein goldenes Licht. Einen kurzen Moment lang hüpfte Jenna das Herz bis zur Kehle.
    Der Moment ging vorüber und die Sonne zog sich wieder hinter die Wolke zurück.
    Jenna setzte sich den Rucksack auf und ließ den kleinen Silbertalisman am Lederriemen baumeln. Erneut zeigte die kleine Pfeilspitze klar nach Nordwesten. Jenna sagte noch einmal Lebewohl zu dem alten Magier und machte sich wieder allein auf den Weg.
    Sie war schon einige Schritte gegangen, da rief ihr Perdimonn hinterher: »Jenna!«
    Sie blieb stehen und drehte sich um.

    »Die Augen, Jenna. Vergiss nicht, du darfst ihm nicht in die Augen sehen!«
    Jenna winkte ihm ein letztes Mal zu und ging weiter. Jeder Schritt trug sie tiefer nach Shandar hinein.

12
    Jenna wanderte tagelang immer in Richtung Nordwesten, tiefer nach Shandar hinein. Schon am zweiten Tag hatte sie eine Wechselstube gefunden und eine von Perdimonns Goldmünzen in Kleingeld gewechselt. Der brummige alte Mann, der sie bediente, jammerte ohne Unterlass, wie schlecht die Geschäfte gingen und dass für einen ehrlichen Geschäftsmann die Zeiten immer härter würden. Er gab Jenna jedoch die richtige Anzahl Münzen und berechnete ihr für seine Dienste lediglich zwei Kupfermünzen.
    In dem Dorf, in dem sie die Münze gewechselt hatte, hielt sich Jenna nicht länger auf, weil auch schon eine Goldmünze das Interesse von Langfingern wecken konnte. Zwar ging Jenna davon aus, dass der alte Geldwechsler das Geschäft vertraulich behandeln würde, aber sicher war sicher. Daher wanderte sie weiter bis zum Abend.
    Die Gastwirte in Shandar nahmen, nicht anders als ihre Kollegen in Thrandor, jeden Reisenden, der seine Rechnung bezahlen konnte, gern auf. Dass Jenna nicht aus der Gegend kam, stieß zwar hier und da auf Interesse, aber in den Gasthäusern und Schänken, in denen sie haltmachte, wurde sie überwiegend freundlich willkommen geheißen.

    Schon mehrmals hatte Jenna die Geschichte von ihrem armen Bruder zum Besten gegeben, der von einem namenlosen Dämon getötet worden war. Nun verfolge sie das Monstrum, um es zu erlegen. Ihre Zuhörer nickten stets mitfühlend, verneinten jedoch die Frage, ob jemand von dem Dämon gehört habe.
    Wenn Jenna gefragt wurde, ob sie Anlass zu der Vermutung habe, dass sich der Dämon in der Nähe des jeweiligen Dorfes aufhalte, antwortete sie möglichst vage. Es werde gemunkelt, so sagte sie, dass er in dieser Richtung unterwegs sei.
    Dann, eines Abends, in der Schänke Zum lustigen Landmann, suchte sie in der Gestalt eines betrunkenen Dorfbewohners Ärger heim.
    Das Wirtshaus unterschied sich nicht von den anderen, die Jenna bis dahin besucht hatte. Der niedrige Schankraum hatte eine schwere Eichenholzdecke und die verputzten Wände waren fleckig vom Rauch. Im offenen Kamin knisterte ein Feuer, auf das die Gäste immer wieder Holzscheite nachlegten. Da der Schlot wohl schon seit Monaten nicht mehr gefegt worden war, zog mindestens so viel Rauch in den Gastraum wie in den Rauchfang. Die alten Männer, die genüsslich ihre Pfeife schmauchten, taten ein Übriges.
    Jenna setzte sich an einen Tisch in der Nähe der Theke. Sie wollte möglichst viel

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