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Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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dass er in einen Spiegel schaute?
    Von Angst erfüllt schritt der Kaiser zögernd durch das Arbeitszimmer zu einem kleinen rechteckigen Wandspiegel, der neben einem Regal hing. Während er den Raum durchquerte, verschränkte er die Arme vor der Brust und hoffte, diese Geste würde als instinktive Schutzhaltung durchgehen. Tatsächlich aber zog er vorsichtig einen Dolch aus dem linken Ärmel. Die Ereignisse hatten sich ganz und gar nicht so entwickelt, wie er geplant hatte, und er musste nun zu einem letzten verzweifelten Mittel greifen.
    Als er sich dem Spiegel näherte, keuchte der Kaiser vor Entsetzen. Das Gesicht, das ihm da entgegenblickte, war nicht sein eigenes. Stattdessen starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen die böse, runzelige Fratze Lord Vallaines an.
    Der echte Vallaine lachte, und noch während er es tat, veränderte er den Klang seiner Stimme, bis sie genau wie jene des Kaisers klang. Der Kaiser wirbelte herum, um den Dolch auf Vallaine zu schleudern, doch die Waffe flog weit am Ziel
vorbei, als ein zweites Messer aus der Brust des Kaisers hervorzubrechen schien.
    »Der ist schnell, was?«, höhnte Vallaine. »Nur schade für dich, dass ich Shalidar schon vor über einem Jahr gekauft habe. Er war sehr teuer. Ich habe ihn als eine Art Absicherung betrachtet, und wie es scheint, ist mein Plan soeben aufgegangen.«
    Mit einem leisen Stöhnen fiel der Kaiser erst auf die Knie und dann zu Boden. Es sah aus, als bekomme er keine Luft. Jäher Schmerz war in seiner Brust explodiert und fuhr nun in jeden Teil seines Körpers. »Das kann nicht sein«, stieß er hervor und sein Blick wurde trübe. »Das kann nicht wahr sein.«
    Das Letzte, was der Kaiser sah, während das Leben aus ihm heraussickerte, war sein eigenes Gesicht, das mit einem hämischen, von Bosheit erfüllten Grinsen auf ihn herabblickte.

13
    »Hör auf mit dem Herumgefummel! Wenn du das vor den echten Wachen machst, verrätst du uns sofort«, zischte Eloise, als Fesha wohl zum hundertsten Mal den diagonalen Schultergurt richtete.
    »Unsinn«, entgegnete er wütend, aber leise. »Jeder, für den diese Uniform neu ist, würde daran herumzupfen, bis er sich an sie gewöhnt. Und ich muss doch nicht so tun, als arbeitete ich schon länger als Wache in der Arena, oder?«
    Eloise äußerte weiter ihr Missfallen und konnte es immer noch nicht fassen, dass sie diesen verrückten Plan tatsächlich in Angriff nahmen. Es gab so viele klaffende Lücken in ihrem Vorhaben, dass man im Grunde nicht von einem Plan sprechen
konnte. Fesha meinte, so hätten sie genug Freiraum, um zu improvisieren, aber Eloise ahnte, dass ihm nur allzu bewusst war, welchen Drahtseilakt sie vor sich hatten.
    »Und du? Du zupfst doch auch dauernd an deinem Rock herum! Was ist da anders?«, fragte Fesha vorwurfsvoll.
    »Zuerst einmal kann man das hier kaum als Rock bezeichnen. Eher als breiten Gürtel«, erklärte Eloise. »Wenn ich nicht ab und zu daran gezogen hätte, wäre ich wahrscheinlich schon wegen unsittlicher Entblößung verhaftet worden!«
    Feshas Ärger verrauchte, als er Eloises offensichtliches Unbehagen wegen ihrer eigenen Verkleidung bemerkte.
    »Ich kann jedenfalls nichts Schlimmes an der shandesischen Mode finden«, erwiderte er mit einem frechen Grinsen. »Dann komm. Mal sehen, ob der Wachhabende den Frauengeschmack Voldors gutheißt.«
    Nachdem Fesha vorgeschlagen hatte, den Platz einer Wache einzunehmen, hatte sich ihr Plan weiterentwickelt. Eloise hatte eingewandt, dass es nicht viel bringen würde, wenn sie die Wache am Tor überfielen, denn jemand würde merken, dass sie fehlte, und Alarm schlagen. Stattdessen hatten sie nun einer Wache aus der Tagesschicht die Uniform geraubt, mit der sie sich am Torposten vorbeimogeln würden. Der neue Plan sah vor, dass auch Eloise mitkam. Die beiden hatten erfahren, dass eines der Vorrechte der ersten fünf Kämpfer darin bestand, zweimal in der Woche Frauen in ihrer Unterkunft zu empfangen. Es dauerte nicht lange, bis sie herausgefunden hatten, dass der fünftplatzierte Kämpfer der Arena, ein gewisser Voldor, sich als wahrer Frauenheld hervortat. Es hieß, er nutze das Privileg voll aus und lasse jedes Mal eine andere Frau in seine Räume kommen. Fesha wollte nun versuchen, Eloise als »Besucherin« auszugeben, die er angeblich zu Voldor führte.
    Eloise war wahrhaft nicht prüde, wenn es um Kleidung ging, aber sogar sie war vor der spärlichen Bedeckung zurückgeschreckt, die Fesha ihr diesmal besorgt hatte.

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