Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge
Mehrheit der Leute war jedoch mehr als glücklich über das Ende des Vulkanausbruchs – ganz gleich, wie es herbeigeführt worden war.
Perdimonn und Arred hatten die Nacht in dem komfortabelsten Gasthaus verbracht, das in der Stadt noch stand. Ihnen wäre das Beste aufgetischt worden, was es an Speisen und Getränken in Kaldea gab, aber Perdimonn hatte noch nie allzu reichhaltiges Essen gemocht und Arred führte nun schon so lange ein raues Leben, sodass er einfache und deftige Kost vorzog. Die beiden hatten also um ein einfaches einheimisches Gericht und einen leichten Weißwein gebeten und sich nach dem Mahl recht bald in ihre Zimmer zurückgezogen.
Nach der Euphorie, die er empfand, nachdem er im Strom der Kraft gebadet hatte, die sein Schlüssel freisetzte, war Arreds überschüssige Energie schnell verraucht und er fühlte sich plötzlich genauso erschöpft wie Perdimonn. Beide schliefen vom frühen Nachmittag bis in den frühen Morgen, und selbst als sie schließlich aufstanden, fühlten sie sich noch schwach. Es schien, als sei jegliche Kraft aus ihren Körpern gesogen worden, und die einfachsten Aufgaben kamen ihnen anstrengender vor als je zuvor.
Der Versuch, Kontakt mit Rikath aufzunehmen, war schon unter normalen Umständen schwierig, aber angesichts ihrer Müdigkeit schien die Sache von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Mit gerunzelter, von Schweißperlen bedeckter Stirn schickten die beiden ihren Geist durch die große Leere, wo sie Rikath zu finden hofften, um die Hüterin vor Selkor zu warnen.
»Rikath! Antworte uns, Rikath. Wir müssen mit dir reden.«
Dann kam sie … eine leise Antwort.
»Perdimonn? Arred? Seid ihr das?«
Das gemeinsame Bewusstsein der Magier klammerte sich triumphierend an den empfangenen Gedanken.
»Ja, Rikath, wir sind es. Wir haben uns verbunden, um dich davor zu warnen, dass sich großes Unheil nähert. Selkor hat sich auf den Weg gemacht, deinen Schlüssel zu erlangen. Geh fort von Ahn, Rikath. Fliehe, schnell wie der Wind. Selkor hat bereits den Feuerschlüssel an sich gebracht, und er besitzt Gegenstände der Macht, mit denen er dich täuschen und überwältigen kann. Du darfst nicht zulassen, dass er dich findet.«
Eine kurze Pause folgte.
»Eure Warnung kommt zu spät. Selkor hat bereits Wissen über meinen Schlüssel erlangt.«
Die Worte fielen ihnen wie kalte Bleiklumpen in den Magen. Ungläubigkeit und Zweifel erfüllten Perdimonn und Arred. Sie mussten sich zwingen, Rikaths Information irgendwie zu verdauen.
»Aber wie ist das möglich?«, dachte Arred bestürzt. » Selkor kann doch erst vor höchstens zwei Tagen von hier aufgebrochen sein.«
»Das kann ich euch auch nicht sagen, aber Tatsache bleibt: Er war hier und ist wieder verschwunden. Ich bin ihm nur mit Glück entkommen. Er kam gestern her, und er hat mich getäuscht, indem …«
»Spar dir vorerst die Einzelheiten, Rikath«, mahnte Perdimonn freundlich. » Wir müssen Kontakt mit Morrel aufnehmen, bevor Selkor auch ihn findet. Arred und ich sind bereits erschöpft, daher haben wir leider keine Zeit, deine ganze Geschichte anzuhören. Kennst du Morrel gut genug, um uns zu ihm zu führen?«
»Ich? Nein, ich hatte nie mehr mit ihm zu tun«, antwortete Rikath erstaunt über die Frage. »Ich habe nur gehört, dass er in die Berge der Sonne inmitten der Wüste Terachim ziehen wollte.
Warum jemand den Wunsch verspürt, in einer so dürren und kahlen Gegend zu leben, ist mir vollkommen unverständlich.«
»Dann weißt du so viel wie ich«, räumte Perdimonn ein. »Aber das ist lange her, Rikath. Ich glaube kaum, dass er all die Zeit dort geblieben ist.«
»Wir sind nicht die großen Wanderer, Perdimonn«, gab Arred zu bedenken. »Ich war seit unserem letzten Treffen hier und auch Rikath ist nicht sonderlich durch die Welt gezogen. Nur du hast dieses Bedürfnis zu reisen. Wir anderen fühlen uns dort zu Hause, wo wir unseren Elementen am nächsten sind. Morrel ist bestimmt noch in der Gegend, in die er aufgebrochen ist, als sich damals unsere Wege trennten . «
»Also gut. Wenn wir keine Möglichkeit haben, mit Morrel in Verbindung zu treten, müssen wir eben zu ihm gehen – obwohl ich befürchte, dass wir das Rennen gegen Selkor nicht gewinnen können. Unser größter Feind scheint die Zeit zu sein.«
Perdimonn hielt einen Augenblick inne und die Gedanken schienen in seinem Kopf zu kreisen. »Feind … Zeit … Zeit …« Plötzlich kam Licht ins Dunkel, und dem alten Magier wurde klar, was
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