Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge
Kampfleiter angeblich darüber nachsann, die Regeln der Spiele zu ändern und Beks Aufstieg zu verlangsamen, der bereits unweigerlich auf eine Begegnung mit Serrius zusteuerte.
Der Kampf gegen Mandarbe war genau nach Plan verlaufen. Mit einer Ausnahme: Mandarbe war tot. Bek hatte nicht vorgehabt, den Mann zu töten, aber die Taktik, die Hammar ihn gelehrt hatte, um gegen den großen, dunkelhaarigen Kämpfer zu bestehen, hatte die Chance entstehen lassen, den Kampf schnell zu beenden. Bek hatte zugegriffen. Er konnte sich keine langen, ermüdenden Kämpfe leisten, und wenn das bedeutete, dass er den Gegner töten musste, dann tat er es eben.
Hammar hatte den Tod Mandarbes ganz pragmatisch aufgenommen.
»Das passiert eben«, hatte er nüchtern bemerkt. »Du hast es nicht darauf abgesehen, ihn zu töten. Aber die Arena ist nun einmal ein gefährlicher Ort. Vergiss es. Mach weiter. Grüble nicht über vergangene Kämpfe. Konzentriere dich auf den jeweils bevorstehenden Gegner.«
Falls die Zuschauer enttäuscht gewesen waren, weil Beks Kampf an diesem Morgen so schnell geendet hatte, so hatten sie es sich nicht anmerken lassen. Der anschließende Jubel und Applaus war ohrenbetäubend gewesen und hatte scheinbar ewig angehalten. Die meiste Zeit beachtete Bek die Leute gar nicht, aber selbst in seinem Zustand der Entschlossenheit
und Unbeirrbarkeit konnte er den auf ihn einstürzenden Lärm nicht ganz ignorieren.
Im Moment bereitete er sich erneut darauf vor, in die tosende Arena zu treten. Dieses Mal würde Zeffanes ihn erwarten. Wenn er diesen Kampf gewann, würde ihn nur noch eine Begegnung vom Finale gegen Serrius trennen.
»Einer nach dem anderen«, murmelte Bek vor sich hin. »Nimm dir einen nach dem anderen vor.«
Das hatte Hammar ihm immer nach den Trainingsstunden eingehämmert. Bek war geschickter und schneller als jemals zuvor in seinem Leben. In seinem Kopf bestand kein Zweifel daran, dass ihn kein einziger Soldat im Zweikampf überlegen wäre, falls er jemals zu Baron Keevans Heer zurückkehrte. Tatsächlich war die Einzige, die ihn dort bei einem Übungskampf je besiegt hatte, Derra gewesen. Damals war er aber auch erst eine Woche als Rekrut dabei. Der Krieg gegen die terachitischen Nomaden war dann vor den jährlich auf der Burg stattfindenden Turnieren ausgebrochen, und so hatte Bek nicht die Möglichkeit gehabt, gegen erfahrenere Soldaten anzutreten. Ob es unter ihnen bessere Schwertkämpfer gegeben hätte als ihn, würde er nie erfahren. Zu Hause gab es niemanden mehr, der ihn jetzt noch besiegen könnte. Leider war das in Terilla nicht unbedingt der Fall.
Das Tor öffnete sich und Bek trat in die glühende Hitze der Arena. Ein kurzer Blick nach links bestätigte ihm, dass Zeffanes aus einem Tor in etwa zwanzig Metern Entfernung auf ihn zugeschritten kam. Dieser Kampf würde eine echte Prüfung für ihn sein. Bek bildete sich nicht ein, dass er ihn genauso schnell zu seinen Gunsten beendet könnte wie vorher die Begegnung mit Mandarbe.
Zeffanes war von ähnlicher Größe und Statur wie Bek. Er schritt leichtfüßig heran und war bekannt für seine eleganten Bewegungen und seine sichere Haltung. Dass er nur auf Rang zehn stand, hatte wenig zu bedeuten. Hammar hatte ihm klar
zu verstehen gegeben, dass Zeffanes ganz schnell unter den ersten fünf sein könnte, wenn er nur wollte. Wie mehrere andere Kämpfer war er jedoch nicht auf ein Duell mit Serrius aus und vermied absichtlich, die Ränge emporzusteigen. Bek hatte Zeffanes nie in der Arena kämpfen sehen, aber er hatte ihn beim Training beobachtet. Die Kämpfer auf den ersten Rängen waren alle schnell, doch Zeffanes bewegte sich mit der Anmut eines Tänzers. Wie eine Katze landete er stets auf den Beinen und sein Schwert bewegte sich mit der Schnelligkeit einer angreifenden Schlange. Beim Training hatte Bek kein einziges Mal erlebt, dass dieser Mann das Gleichgewicht verlor oder seine Konzentration nachließ. Wenn Bek gewinnen wollte, musste jedoch genau das passieren.
Die vorangegangenen Kämpfe hatte Bek stets mit einem Kurzschwert bestritten, aber auf Hammars Rat änderte er dieses Mal seine Taktik.
»Gib Serrius nicht mehr Informationen als nötig«, hatte ihm der Waffenmeister geraten. »Wenn du bei jedem Kampf eine andere Taktik wählst, weiß er nicht, wie du gegen ihn vorgehen wirst.«
Also hatten sie beschlossen, dass Bek dieses Mal einen Schild hinzunehmen würde. Wie man mit einem gewöhnlichen Schild umging, hatte Bek als Soldat in
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