Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge
ist etwas in seiner Stimme, was sich einfach nicht richtig anhört«, dachte Femke.
»Du findest Barrathos in der Gegend von Shellia«, fuhr der Kaiser fort. »Das Letzte, was ich von ihm gehört habe, war, dass er sich in Bier ersäufen wollte. Er wird womöglich ungern in den Palast kommen. Dann musst du ihn nur daran erinnern, dass sein Scheitern für sehr viele Menschen den Untergang bedeutet hat. Es ist an der Zeit, dass er kommt und sich um den Schaden kümmert. Sag ihm nur das. Das sollte reichen, um ihn herbeieilen zu lassen.«
»Ja, Eure Majestät. Ist sonst noch etwas, Eure Majestät?«
Femke konnte es kaum abwarten, endlich zu gehen. Diese seltsame Ahnung, die die Spionin des Kaisers beschlichen hatte, sobald sie sein Arbeitszimmer betreten hatte, wollte einfach
nicht weichen. Sie zerrte an ihren Nerven wie Fingernägel, die über eine Schiefertafel kratzten.
»Nein, Femke. Gute Reise.«
Femke verbeugte sich elegant und zog sich erleichtert zurück. Fast augenblicklich verschwand auch der quälende Eindruck, irgendetwas sei faul. Femke schauderte bei dem Gedanken und sie lief schnell aus dem Palast und zu den Ställen, um sich ein Pferd geben zu lassen. Was auch immer dieses seltsame Gefühl verursacht hatte – es erforderte einiges Nachdenken, um sich darüber klar zu werden. Glücklicherweise hatte sie nun genug Zeit und Freiraum. Es würde mehrere Tage dauern, nach Shellia und zurückzureisen. Genug Zeit, um dem Rätsel auf den Grund zu gehen, beschloss sie.
Vallaine ließ die Tarnung fallen, sobald Femke den Raum verlassen hatte. Diese Frau ahnte etwas, dessen war er sicher. Doch sie war ein nützliches Werkzeug. Die besten Leute des Kaisers waren alle sehr begabt und nach dem wenigen zu urteilen, was Vallaine über Femke erfahren hatte, war sie eine ausgezeichnete Spionin. Er brauchte Talente wie sie. Er konnte sich nicht erlauben, solche Fähigkeiten unnötig zu vergeuden. Wenn er sie lange genug auf Abstand halten könnte, um seine Verkleidung zu perfektionieren, gäbe es keinen Grund, warum sie nicht noch über Jahre hinweg unwissentlich für ihn arbeiten sollte.
Vallaine stürzte den letzten Rest Wein herunter und sann träge darüber nach, was es wohl mit dem letzten Teil von Femkes Bericht auf sich hatte. Der erste Teil hatte sehr wahrscheinlich mit den Gerüchten über die Niederlage in Thrandor zu tun. Das ergab Sinn, und der Kaiser hatte sicher Interesse daran gehabt, die Stimmung innerhalb der Bevölkerung zu verfolgen. Der zweite Teil erklärte sich von selbst, aber worum es im letzten Teil gegangen war, konnte sich Vallaine nicht erklären. Vielleicht wusste Chorain darüber Bescheid, überlegte er. Vallaine hatte erst vor ein paar Stunden erfahren,
dass Chorain aus Thrandor zurückgekehrt war, und der Zauberlord brannte darauf, ihn nach Shanier zu befragen. Einer der Diener hatte den Kommandanten und Femke in einem Atemzug genannt. Leider hatte der ahnungslose Bursche nicht mehr über Chorain gewusst als seinen Namen, und Vallaine würde seine eigenen Spürhunde aussenden müssen, um ihn zu finden. Eine kleine Unannehmlichkeit, aber eine höchst ärgerliche.
Vallaine benötigte jetzt vor allem Informationen. Er hatte den Kaiser geschickt beseitigt und mit ihm die Bedrohung, dass noch mehr aus der Staatskasse bezahlte Mörder auf ihn gehetzt würden. Doch seitdem er den Platz des Kaisers einnahm, hatte er neue Probleme am Hals, die nur durch beträchtliche Mühen beseitigt werden könnten.
Wenn er nur nicht so tun müsste, als sei er jemand anderes, dann hätte er vielleicht mehr Zeit, sich den Problemen zu widmen, denen Shandar gegenüberstand. Doch wenn er weiterhin vorgeben wollte, der Kaiser zu sein, musste er Dinge tun, die der Mann eben getan hatte. Das beinhaltete unter anderem, ständig diesen schrecklich langweiligen Spielen beizuwohnen. Was der Mann nur daran gefunden hatte, Männern bei einem nicht enden wollenden Blutbad zuzusehen, konnte Vallaine sich nicht erklären. Doch eine interessante Figur war in der Arena aufgetaucht: dieser Thrandorier namens Bek. Er war ein ausgezeichneter Kämpfer, und ein paar geschickte Nachforschungen hatten ergeben, dass niemand anderes als Shanier ihn als Gefangenen in die Arena verbannt hatte. Das konnte ihm sicher nutzen, davon war Vallaine überzeugt. Er würde die Freunde des jungen Mannes beobachten lassen und sie zugleich vor Schaden bewahren, dann hätte er ein Druckmittel in der Hand. Wenn die drei lästig werden sollten,
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