Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge
wir ihn raus, bevor die Leute zu großen Gefallen an ihm finden.«
Bek lächelte grimmig in sich hinein. Er hatte keine Bedenken,
jeden zu töten, auf den er in dieser Arena treffen würde. Er war überzeugt, dass diese sogenannten Arenakämpfer keinesfalls zögern würden, ihn umzubringen, und so hatte auch er nicht die Absicht, Gnade walten zu lassen. Wenn er seinen Gegner tötete, gab es zudem einen Mann weniger, dem er in Zukunft gegenübertreten musste.
Die Wachen führten Jez durch die Tür aus der Arena. Seinen Waffenrock durchzog ein langer diagonaler Riss und der Stoff war blutdurchtränkt. Im dämmrigen Licht des Verschlags wirkte Jez sehr blass.
»Alles in Ordnung?«, fragte Bek, als Jez an seinem Käfig vorbeikam.
»Ja. Aber sei vorsichtig. Mein Gegner soll angeblich ein Anfänger gewesen sein, aber er war gut, Bek. Sei dir nicht zu sicher.«
Bek nickte und besah sich die zerrissene Tunika seines Freundes. Er hoffte inständig, dass die Wachen die Wunde schnell versorgen ließen, bevor Jez zu viel Blut verlor.
Da öffnete sich die Tür des nächsten Käfigs, und Bek konnte zum ersten Mal wirklich einen Blick in die Arena werfen, als die beiden Männer neben ihnen nach draußen traten. Der feine Sand, der den Boden der Arena bedeckte, war glatt geharkt worden, bevor die Spiele begonnen hatten. Inzwischen aber war die Mitte des Platzes ausgetreten und zerfurcht von den Fußspuren der Kämpfer, die an diesem Morgen schon um ihr Leben gekämpft hatten. Auch die den Kampfplatz umgebende Mauer war kurze Zeit sichtbar. Sie war viel zu hoch, als dass man sie überwinden und fliehen könnte. Nach dem kurzen Blick zu urteilen, den Bek erhascht hatte, lag das erste Drittel der Sitzplätze etwa achtzehn bis zwanzig Fuß über der Sandfläche. Auf der gegenüberliegenden Seite befanden sich weitere Eisentüren. Offenbar war der gesamte Platz von Katakomben umgeben, aus denen die Männer in die Arena gelassen wurden.
Seine Gedanken an diesem Tag mussten auf sein Überleben gerichtet sein. Jez hatte es geschafft. Und er würde es auch schaffen, entschied Bek grimmig. Er richtete seine Aufmerksamkeit nach innen, besänftigte seine Wut und vergrub die Gedanken an eine Flucht tief in seinem Herzen. Eine friedvolle innere Ruhe legte sich über ihn. Er brachte seinen Atem in einen langsamen, regelmäßigen Rhythmus und verdrängte die Kommentare der Wachen und den gedämpften Jubel in der Arena.
Plötzlich öffnete sich das Tor seines Käfigs zur Arena, und Bek erblickte einen kolossalen Mann, der in der Mitte des Kampfplatzes stand und der begeisterten Menge zuwinkte.
»Bei Shand!«, stieß Selek aus, und in seiner Stimme lag Grauen und Furcht. »Das ist Barrock! Wir sind so gut wie tot!«
»Er ist also ein guter Kämpfer?«, erkundigte sich Bek und griff gelassen nach einem der Schwerter, die die Wachen in den Käfig geschoben hatte.
»Er ist einer der Besten und er ist heimtückisch«, erklärte Selek matt und hoffnungslos.
»Bleib zurück und überlass ihn mir«, erwiderte Bek leise.
»Na los! Raus mit euch!«, befahl ein Aufseher ungehalten und tat, als wolle er mit seinem Schwert zwischen den Stäben hindurch nach ihnen stechen.
Bek brauchte keine weitere Aufforderung. Er stolperte aus dem Käfig ins gleißende Sonnenlicht. In den wenigen Sekunden, die er zur Verfügung gehabt hatte, um seinen Gegner einzuschätzen, hatte er sich für eine Strategie entschieden, die ausgezeichnet zu dieser Situation passte.
Barrock war ein riesiger Muskelprotz. Sechseinhalb Fuß groß, mit breiten Schultern, prallem Bizeps und Unterarmen so breit wie Oberschenkeln. Bek fiel es nicht schwer zu erkennen, warum Selek vor ihm zitterte. Als er jedoch gesehen hatte, wie der Mann der Menge zuwinkte, war ihm klar geworden,
dass sein Ego mindestens genauso groß sein musste wie sein Körper. Bek hoffte, dass sein übersteigertes Selbstwertgefühl den Kämpfer zu Fall bringen würde.
Bek trat vor, stolperte dabei absichtlich und kniff die Augen zu. Er tat hilflos, hielt sein Schwert ungelenk vor sich und stellte zufrieden fest, dass sich Barrocks Gesicht zu einem abfälligen Grinsen verzog. Ohne Vorwarnung sprang der kräftig gebaute Mann mit überraschender Behändigkeit auf Bek zu und sein Schwert pfiff mit enormer Kraft durch die Luft.
Scheinbar durch Zufall traf das grelle Sonnenlicht auf Beks Schwertklinge und die zurückgeworfenen gleißenden Strahlen brannten dem Riesen in den Augen, als er gerade sein Schwert
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