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Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Schwertern die beiden Gefangenen.
    Selek warf seine Waffe zu Boden und lief neben Bek zu der offenen Tür, die zurück zu den Zellen führte. Als sie merkten, dass jegliche Gegenwehr ausblieb, setzten sich die Wachen ebenfalls in Bewegung. Einer lief jeweils neben den beiden und zwei hinter ihnen. Der Applaus ebbte erst ab, als sie in den Katakomben verschwunden waren.
    »Hast du gesehen, wie der Kaiser Beifall geklatscht hat?«, fragte Selek begeistert, als sie über die Treppen hinab zu ihren Zellen getrieben wurden.
    »Der Kaiser? Nein? Wo war er?«, erwiderte Bek erstaunt.
    »In der kaiserlichen Loge natürlich. Rechts von uns, als wir die Arena betreten haben. Ich war mehrere Male als Zuschauer bei den Spielen und da hat er nur bei wenigen Kämpfen applaudiert. Ansonsten sitzt er zwischen seinen Speichelleckern und Beratern, beobachtet ungerührt das Geschehen und ignoriert alles andere. Man sagt, er verfolgt schon viele Jahre die Eigenschaften der Kämpfer und sieht fast immer voraus, wie ein Kampf ausgehen wird. Dass er einem Gefangenen Beifall spendet, ist jedenfalls noch nie vorgekommen.«
    »Das ist auch nicht weiter verwunderlich. Die Gefangenen gewinnen ja nie«, bemerkte Bek kühl.
    »Das stimmt. Aber man sagt, der Kaiser erkennt die wirklich guten Kämpfer und er soll ein sehr scharfsichtiges Auge haben«, fuhr Selek unbeeindruckt von Beks mangelnder Begeisterung fort.
    »Dann sollte soll er diesen Scharfsinn lieber der Gerechtigkeit in seinem Reich widmen, anstatt so viel Zeit mit dieser barbarischen Vergeudung menschlichen Lebens zu verbringen,
die alle hier Spiele nennen«, erklärte Bek. »Nach dem, was du soeben erzählt hast, scheint er seinem Volk nicht besonders nahezustehen.«
    Selek starrte Bek an, als wäre er wahnsinnig.
    »Och, er ist nicht schlecht. Wie Herrscher eben so sind«, erwiderte Selek starrsinnig. »Natürlich steht er den Leuten nicht nahe. Welcher Herrscher macht das schon? Aber im Großen und Ganzen hat er die Dinge nicht schlechter gemacht als der vorherige Kaiser und nur daran können wir ihn messen.«
    Bek dachte über Seleks Worte nach und grübelte noch immer vor sich hin, als sie ihre Zelle erreichten. Das Tor war nicht verschlossen, und die beiden konnten eintreten, ohne geschubst oder getreten zu werden. Die Wachen behandelten sie derart respektvoll, dass sich ihre Mitgefangenen gleich um die beiden versammelten und wissen wollten, was geschehen war. Bek drängte sich zwischen den Männern hindurch, um nach Jez zu suchen, während Selek ausführlich über Beks zweifachen Sieg in der Arena berichtete. Beks thrandorischer Freund war in keinem der miteinander verbundenen Räume zu finden, und es blieb nur zu hoffen, dass Jez irgendwohin gebracht worden war, wo man seine Wunden versorgte.
    Als Bek zurück in den ersten Raum trat, in dem Selek allen so bildreich geschildert hatte, was geschehen war, machten ihm alle Gefangenen bereitwillig Platz, damit er sich frei bewegen konnte, und Stille senkte sich über den Raum. Bek entschloss sich, seine neue Stellung zu seinem Vorteil auszunutzen.
    Mit einem Selbstvertrauen, das er im Grunde gar nicht empfand, trat er in die Mitte der Zelle und blickte mit seinen stählernen graublauen Augen in die ihn umringenden Gesichter.
    »Weiß jemand, wo mein Gefährte geblieben ist?«, fragte er in kaltem, nüchternen Ton.

    Alle schwiegen.
    »Der mit den roten Haaren?«, fragte schließlich ein Mann links von Bek.
    »Richtig. Weißt du, wo er ist?«
    »Sie haben ihn ins Rote Zimmer gebracht. Ungefähr vor einer halben Stunde.«
    Der breitschultrige Mann trug eine blassrote Narbe mit einer Reihe unregelmäßiger Stiche, die sich von seiner Stirn quer über das Gesicht zur linken Wange zog. Wie die meisten Gefangenen hatte er dunkle Haare, dichte Augenbrauen und dunkelbraune Augen. Ohne die Narbe hätte er als harmlose Erscheinung durchgehen können. Mit ihr wirkte er abstoßend.
    Die anderen bestätigten murmelnd, was er gesagt hatte.
    »Das Rote Zimmer? Was soll das sein?«, fragte Bek streng.
    »Na da, wo die Metzger, die der Kampfleiter Ärzte nennt, ihrer Arbeit nachgehen, natürlich«, erklärte der Mann lachend. Seine Stimme klang hart und verbittert. »Da habe ich auch dieses Meisterwerk der Heilkunst verpasst bekommen«, fügte er hinzu und deutete auf die schlecht genähte, faltige Narbe in seinem Gesicht.
    Bek war einen Moment lang zu keiner Antwort fähig. Die Vorstellung, dass sich Jez in den Händen solch unfähiger Pfuscher

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