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Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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zu einer beeindruckenden weiblichen Erscheinung – besonders wenn sie wie jetzt ein tief ausgeschnittenes Oberteil, einen kurzen Reitrock und lange, eng anliegende Lederstiefel trug. Calvyn würde es nicht wundern, wenn Derra beinah genauso viel Aufmerksamkeit auf sich zog wie Eloise.
    Derras Haar war wie immer sehr kurz – eine Frisur, die so gar nicht zur shandesischen Mode passte. Doch Fesha schlug vor, Derra könne so tun, als trauere sie um ihren kürzlich verstorbenen Mann. Es war nicht ungewöhnlich, dass Frauen sich in einem solchen Fall als Zeichen ihres tiefen Kummers die Haare abrasierten, und so würden die kurzen Stoppeln, die Derra mit Vorliebe trug, kein größeres Problem darstellen. Mit einigem Widerwillen hatte die Sergeantin zugestimmt, ihr Haar nicht zu schneiden, solange sie in Shandar waren – nur für den Fall, ihre Mission würde sehr lange dauern und es könnte jemandem auffallen, dass ihr Haar nicht nachwuchs. Um Derras Verkleidung komplett zu machen, hatte Fesha ihr einen dünnen schwarzen Schal besorgt, den sie möglichst immer sichtbar tragen sollte, am besten eng um den Hals geschlungen wie ein Halsband. Zusammen mit dem kurz geschnittenen Haar würden auf diese Weise unangenehme Fragen vermieden.

    Auch geeignete Namen waren wichtig. Die Leute in Shandar hatten im Allgemeinen etwas verschnörkeltere Namen als die Thrandorier. Eloise klang ganz annehmbar, aber Derra, Calvyn und Fesha waren äußerst untypisch. Die vier Reisenden diskutierten lange, ob sie gewöhnliche shandesische Namen annehmen sollten, entschieden aber letztendlich, dass das Risiko, sich zu versprechen, einfach zu groß war. Wieder einmal fiel Fesha die Lösung ein.
    »Ist doch ganz einfach«, hatte er ihnen eines Nachmittags mitgeteilt, als sie eine verlassene Landstraße entlangritten. »Wir verschnörkeln einfach unsere eigenen Namen. Wenn sich dann einer von uns verspricht und unseren richtigen Namen verwendet, klingt das wie eine normale Abkürzung. Also … Ich bin dann Feshanoire, Sergeantin Derra wird zu Derrania und Calvyn zu Calveryne. Diese Namen sind etwas ungewöhnlich, aber nicht untypisch für Südshandar.«
    Mehr und mehr kam Calvyn zu dem Schluss, dass dies nicht das erste Mal war, dass sich Fesha als jemand anders ausgab. Aber er wollte den drahtigen jungen Gefreiten nicht näher dazu befragen, denn er war sich nicht sicher, ob er wirklich erfahren wollte, wo Fesha die Kunst der Täuschung erlernt hatte. Im Moment war Calvyn einfach nur froh, Fesha als einen seiner Begleiter ausgewählt zu haben.
    Am nächsten Tag sammelten sie ihr Hab und Gut zusammen, packten es in die Satteltaschen und ritten über die unsichtbare Grenze nach Shandar. Es war später Vormittag, als Calvyn eine ihm wohlbekannte Stimme rufen hörte, doch zu seiner Verwunderung rief sie nicht ihn.
    »Jenna? Jenna? Kannst du mich hören, Jenna?«
    Die Stimme war schwach, aber unverwechselbar.
    »Perdimonn?«, rief Calvyn fragend und hielt rasch sein Pferd an.
    »Was ist, Calvyn? Stimmt etwas nicht?«, erkundigte sich Derra und suchte die einsame Landschaft ab.

    Calvyn hob abwehrend die Hand. Nach einer kurzen Pause hörte er wieder Perdimonns Stimme, nun deutlicher.
    »Calvyn! Dem Schöpfer sei Dank! Das Mädchen hat es geschafft! Calvyn, hör mir zu: Wo bist du?«
    »Ich habe soeben die südöstliche Grenze nach Shandar überquert«, sagte Calvyn laut. »Wo bist du? Ich kann deine Gegenwart mithilfe der Zauberei nicht wahrnehmen, wie kannst du dann mit mir sprechen? Du lebst also noch? Selkor hat dich nicht …«
    »Nein, er hat mich nicht getötet … obwohl er nah dran war. Ich habe eine magische Verbindung zu dir geknüpft, während wir zusammen waren. Ein ungewöhnlicher magischer Spruch, der wahrscheinlich noch nicht in deinem Zauberbuch steht, aber um ehrlich zu sein, sah ich keinen dringenden Grund, warum du ihn kennen solltest. Und als dann der Gorvath … nun, sagen wir, ich hätte nie gedacht, dass die Verbindung halten würde.«
    »Wo bist du denn nun, Perdimonn? Und warum hast du Jenna gerufen?«, fragte Calvyn neugierig. »Du hast sie dem Gorvath hinterhergeschickt, nicht? Warum sie?«
    Wieder entstand eine kurze Pause, wobei Calvyn glaubte, ein resigniertes Seufzen zu vernehmen.
    »Ich bin in Kaldea, Calvyn. Ja, ich habe Jenna dem Gorvath hinterhergeschickt. Ich hatte keine andere Wahl. Es war niemand anderes da. Hör mir zu, Calvyn. Diese Art von Kommunikation erfordert große Mengen magischer Energie und ich kann

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