Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge
lauteten seine Worte genau? Denk nach, Junge. Es ist sehr wichtig.«
Calvyn schloss die Augen und versuchte, sich an die gedankliche Unterhaltung mit Perdimonn zu erinnern.
»Jetzt hab ich’s, Herr«, sagte er dann. »›Der Hohe Rat muss benachrichtigt werden. Sie benötigen Zeit, um sich vorzubereiten – wenn sie denn eine Lösung finden. Sag ihnen, dass Selkor den Feuerschlüssel und Arred überlebt hat.‹ Das waren seine Worte, Herr.«
Akhdar war stehen geblieben, um Calvyns Worten genau zu folgen, aber nun begann er erneut, durch den Raum zu schreiten. Die Miene des Großmagiers war ernst geworden und er war offenbar tief in Gedanken. Calvyn sah ihm eine Weile zu, aber da die Aufmerksamkeit des Großmagiers nun nicht länger auf ihn gerichtet war, wurde der junge Mann von den vielen faszinierenden Dingen um ihn herum abgelenkt.
Das Studierzimmer war vollgestopft mit Büchern, Schriftrollen, Karten und seltsamen Apparaturen mit rätselhafter Funktion. In allen Ecken und Winkeln standen die merkwürdigsten Sachen, und Calvyn fragte sich, ob all diese Dinge in irgendeiner Weise magisch waren. Zu einem so magisch aussehenden Magier passte natürlich eine Studierstube mit machtvollen Instrumenten für alle möglichen Gelegenheiten, entschied Calvyn.
Nun aber schien eine Situation eingetroffen zu sein, für die der Großmagier keinen Plan und kein magisches Mittel hatte. Er schritt mit ernster Miene durch das Zimmer und war sich offenbar des Umstands nicht bewusst, dass Calvyn und Lomand auch noch da waren. Nach einigen Minuten hüstelte Lomand vernehmlich und Akhdar wurde aus seiner Versunkenheit gerissen.
»Wie? Ach so! Lomand, führe Calvyn bitte zu den Unterkünften der Schüler, ja? Und berufe den Rat ein. Er muss Kunde von diesen Ereignissen erhalten. Wir können uns nicht länger davor drücken. Wir müssen jetzt etwas gegen Selkor unternehmen.«
»Sehr wohl, Bruder Akhdar. Ich kümmere mich sofort darum«, versicherte Lomand mit einer Verbeugung. Er legte seine schaufelgroße Hand auf Calvyns Schulter und führte ihn aus Akhdars Studierzimmer zurück auf den Gang. Sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, wandte sich Lomand in eine Richtung, die anstatt zum Ausgang noch tiefer in das Gebäude hineinführte.
Calvyn zögerte.
»Was ist, junger Mann? Stimmt etwas nicht? Du hast doch gehört, was der Großmagier Akhdar gesagt hat. Du wirst als Adept aufgenommen. Danach, was Perdimonn mir über dich erzählt hat, kannst du die Magierwürde schon in ein paar Jahren erlangen.«
»In ein paar Jahren!«, rief Calvyn aus. »Ich kann nicht … Ich meine … Das ist eine lange Zeit und ich habe Pflichten, die ich erfüllen muss.«
»Willst du denn kein Magier werden, Calvyn? Ich dachte, ich hätte diesen Wunsch in dir gespürt, als du hier ankamst.«
»Ja, doch, ich will Magier werden. Ich habe diesen Ehrgeiz, seit ich zum ersten Mal erfahren habe, dass es die Magie wirklich gibt. Aber ich habe Freunde, die meinetwegen in der
Arena von Shandrim gefangen gehalten werden. Ich muss versuchen, sie zu retten.«
»Du musst? Warum?«
»Weil ich dafür verantwortlich bin, dass sie dorthin geschickt wurden. Und jetzt ist es meine Pflicht, sie zu befreien. Außerdem hat mich der König von Thrandor nur aus diesem Grund gehen lassen, obwohl er dringend meines Rates bedurfte.«
»Der König von Thrandor bedurfte deines Rates? Bist du nicht ein wenig zu jung, um Königen Ratschläge zu geben? Normalerweise pflegen Könige einen Ältestenrat zu hören, der über jahrelange Erfahrung und den Ruf weiser Führung verfügt. Ich will nicht geringschätzig sein, Calvyn, aber du bist doch gerade erst der Kindheit entwachsen. Warum sollte sich der König mit seinen Problemen an dich wenden?«
»Der König hat mich zu seinem Berater in allen Fragen der Magie ernannt, da keiner seiner Weisen auf diesem Gebiet Wissen oder Erfahrung besitzt. Ich selbst habe ja eingewandt, ich würde nur sehr wenig über die Magie und die arkanen Künste wissen, doch der König entschied, ich würde immer noch mehr wissen als alle anderen, die ihm zur Verfügung stünden. So wurde ich trotz meines Widerstands zum Ritter geschlagen und zu seinem persönlichen Berater erklärt.«
Lomand lachte und sein gewaltiger Brustkorb bebte, während seine tiefe, dröhnende Stimme durch den Flur hallte.
»In der Tat!«, erklärte Lomand schließlich. »Welch ehrenvoller Adept in unserem Hause! Ritter und Berater des Königs, so etwas hatten wir
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