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Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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drohend. Er sprach die Worte, als lese er sie aus einem Buch vor. Calvyn schluckte und konzentrierte sich wieder ganz auf sein weißes Feld. Er hatte geglaubt, seine Zauberkünste würden ihm erlauben, unbemerkt jedes Bewusstsein zu betreten und es genauso heimlich wieder zu verlassen – außer vielleicht bei einem anderen Hexenmeister. Diese Annahme musste er nun wohl revidieren.
    Die Klasse widmete sich noch etwa eine Dreiviertelstunde der Übung und Calvyn hielt das geforderte Bild ohne Unterbrechung. Innerlich dachte er über seine Lektüre vom Vorabend nach und begann ein stilles Zwiegespräch mit sich selbst. Er versuchte, so objektiv wie möglich zu bleiben, und wog das Für und Wider einer so strengen Vorgehensweise ab, wie sie Therone Jexis zur Erlangung der Magierwürde verlangte. Nach einigem Nachdenken konnte er der Methode auch Positives abgewinnen, aber insgesamt hatte er immer noch das Gefühl, dass eine größere Flexibilität, die sich den individuellen Stärken und Schwächen anpasste, bessere Ergebnisse erzielen würde.
    Am Ende der Stunde bat ihn der Großmagier Jabal, noch kurz zu bleiben. Zudem wies er einen der anderen Adepten an, draußen zu warten und Calvyn anschließend zum nächsten Unterrichtsraum zu begleiten. Calvyn blieb sitzen und fragte sich, ob Jabal gewartet hatte, bis die anderen gegangen waren, um ihn noch einmal unter vier Augen zurechtzuweisen, weil Calvyn die Unverschämtheit besessen hatte, in das Bewusstsein des Meisters vordringen zu wollen.
    Der Großmagier saß schweigend da, wartete, bis sich die Tür hinter dem letzten Schüler geschlossen hatte, und begann dann zu sprechen. In seiner ruhigen Stimme lag weder Bosheit noch Wut.

    »Ich bin gespannt herauszufinden, was genau Perdimonn dir von unserem Handwerk beigebracht hat, Calvyn. Deine geistige Disziplin ist recht gut für jemanden, der noch so jung ist, aber du hast eine seltsame Technik. Man könnte glauben, es war gar kein Magier, der dich ausgebildet hat. Ich weiß, dass Perdimonn nie hier studiert hat, aber ich dachte immer, es gäbe gewisse Dinge, die man notwendigerweise beachten müsste. In Zukunft wirst du die Übungen zur Steuerung des Geistes mit den fortgeschrittenen Studenten absolvieren. Aber zum Unterricht in Magieretikette bleibst du bei den jüngeren. Du bist ein interessanter Schüler. Arbeite fleißig und du wirst hier gut zurechtkommen.«
    »Danke, Meister.«
    »Und nun geh. Der nächste Unterricht wartet. Geschichte, wenn ich mich nicht irre.«
    Calvyn folgte rasch der Anweisung des Meisters – erleichtert, dass er keine allzu großen Schwierigkeiten bekommen hatte, weil er die dumme Idee gehabt hatte, die Gedanken des Magiers lesen zu wollen. Aber wie hatte der Meister das eigentlich so schnell bemerkt? Calvyn verstand es nicht. Er hatte versucht, sich so unauffällig wie möglich zu nähern, aber Jabal hatte ihn bemerkt, noch bevor Calvyn auch nur die oberflächlichen Gedanken des Meisters berührt hatte. Und Calvyn hatte nicht das Gefühl gehabt, dass Jabal dazu Kontakt zu seinem Geist aufgenommen hatte. Seltsam. Aber Jabal hatte ihm eigentlich auch die Antwort auf diese Frage gegeben, denn es stimmte ja, dass er die Kunst der Geisteswanderung nicht von einem Magier erlernt hatte. Es waren die Zauberlords des Inneren Auges gewesen, die Calvyns Fähigkeiten auf diesem Gebiet erweitert hatten, und so war es vielleicht nicht weiter verwunderlich, dass die Vorgehensweisen sich unterschieden.
    Der Adept, der im Flur auf ihn gewartete hatte, führte Calvyn rasch durch mehrere Gänge in einen weiteren Raum,
wo der Unterricht gerade begann. Die Geschichtsstunde verlief ereignislos, doch Calvyn verließ mit der Erkenntnis den Raum, dass er noch einige Lektüre nachholen musste, wenn er sich an den Gesprächen beteiligen wollte.
    Die letzte Unterrichtsstunde des Vormittags war den Naturwissenschaften gewidmet und befasste sich mit Mineralien. Das Thema erschien passend, denn die Akademie lag ja in einer Stadt, deren Existenz sich auf dem Abbau von Erzen gründete. Doch der Unterricht umfasste weit mehr als die lokale Geologie, und Calvyn wunderte sich, was dieses Thema mit Magie zu tun hatte.
    Beim Mittagessen fragte er einige andere Studenten, wann denn der praktische Unterricht in Magie beginnen würde, und war erstaunt, als sie zur Antwort in schallendes Gelächter ausbrachen.
    »Praktische Magie?«, gluckste ein Junge. »Also, wenn wir uns bei den Prüfungen gut schlagen, kann unsere Klasse in ein

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