Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge
der Sergeantin hatte bemerkt, dass Jez in seinen Bewegungen eingeschränkt war. Derra wusste bereits, wie der Kampf ausgehen würde, als er gerade erst begonnen hatte. Jeder, der Augen im Kopf hatte, konnte sehen, dass Jez nicht in der Lage war, gegen jemanden zu kämpfen, geschweige denn gegen einen ausgezeichneten Schwertmeister. Doch in Anbetracht seiner Verletzung hielt sich Jez tapfer. Wie bitter nur, dass Serrius ihren Freund Jez vor ihren Augen tötete, obwohl dazu keinerlei Notwendigkeit bestand. Serrius hätte den Kampf binnen Sekunden für sich entscheiden können, wenn ihm der Sinn danach gestanden hätte. Doch er führte bewusst eine günstige Gelegenheit für den tödlichen Stoß herbei. Derra wusste, dass es nicht in ihrer Macht stand, diesen Schlag zu verhindern, aber insgeheim schwor sie, Serrius auf der Stelle zu töten, sobald sie ihm mit einer Waffe in der Hand begegnete.
Als Bek wie ein ausgebildeter Kämpfer gekleidet die Arena betrat, hatten alle drei den Atem angehalten. Die Begegnung dauerte nicht lange, und die Thrandorier jubelten mit der Menge, als Bek seinen Gegner gekonnt entwaffnete und kurz vor dem tödlichen Hieb innehielt. Bek hatte ausgezeichnet gekämpft. Wieder hatte Derras aufmerksames Auge Details erkannt, die anderen entgingen. Beks Kampfstil hatte sich leicht verändert, um mit der längeren Waffe zurechtzukommen, aber seine Schnelligkeit und seine Balance waren beeindruckend wie eh und je. Zweifellos verdiente er den Sieg.
Die drei hatten sich jetzt mit der Frage zu beschäftigen, wie sie Bek befreien könnten. Von den Spielen hatten sie genug gesehen, und sie richteten ihre Aufmerksamkeit darauf, während der Kampfpausen von ihren Sitznachbarn so viele Auskünfte wie möglich zu sammeln.
Nicht lange, und sie hatten alles Mögliche in Erfahrung gebracht. Derra bedeutete den anderen, ihr in einen der Gänge hinter den Sitzreihen zu folgen. Die Spiele sollten bis zum Nachmittag dauern, und Derra entschied, sie sollten sich lieber gleich austauschen und überlegen, ob sie irgendetwas unternehmen könnten, bevor die Kämpfe zu Ende gingen.
Die drei liefen zu den Toiletten auf der untersten Ebene. Der Lärm der Menge drang hier nur noch gedämpft zu ihnen.
»Also«, sagte Derra, nachdem sie sich versichert hatte, dass auch niemand mithörte. »Was habt ihr herausgefunden?«
»Die Gefangenen, die zu Beginn der Spiele abgeschlachtet wurden, sind im Nordteil der Arena untergebracht«, antwortete Eloise. »Aber weder Bek noch Jez waren wie sie gekleidet. Sie sahen aus wie professionelle Kämpfer, und die sind hier, unter der Südtribüne.«
»Das stimmt mit dem überein, was ich erfahren habe«, bestätigte Fesha. »Die Unterkünfte hier unten werden nicht streng bewacht, denn die meisten Kämpfer sind aus freien Stücken hier. Wir sollten also nicht bedeutend in der Unterzahl
sein, wenn wir versuchen, uns dorthin durchzukämpfen, wo Bek gefangen gehalten wird. Wir wissen nur nicht, wie die anderen Kämpfer reagieren werden. Wenn sie sich auf die Seite der Wächter stellen, geraten wir in ziemliche Schwierigkeiten.«
»Richtig«, stimmte Derra zu. »Ein direkter Angriff ist nicht ratsam. Wir müssen unauffälliger vorgehen. Ich glaube nicht, dass der Kampfleiter – Garvin, soviel ich weiß – mit einem Befreiungsversuch rechnet, also werden die Sicherheitsmaßnahmen ziemlich lax sein. Ich schlage Folgendes vor …«
Derra erläuterte ihren einfachen Plan, und die anderen meinten, es sei einen Versuch wert. Sie hatten erfahren, dass es nur einen Zugang zu den Unterkünften der Kämpfer gab, und als sie darauf zugingen, stand nur eine bewaffnete Wache vor dem Tor.
Fesha nahm die beiden Damen links und rechts in den Arm und führte sie darauf zu, bis die Wache verlangte, sie sollten stehen bleiben.
»Was wollt ihr?«, fragte der Mann misstrauisch. »Wenn ihr die Toiletten sucht, seid ihr hier falsch. Die sind da hinten die Treppe runter.«
»Aber nein, guter Mann, darum geht es nicht«, erwiderte Fesha forsch. »Ganz unter uns«, erklärte er mit verschwörerischer Stimme, wobei er die Arme seiner Gefährtinnen losließ und allein vortrat, »die beiden Damen hier möchten einigen Kämpfern zu gern ihre Anerkennung zeigen.«
»Ihre Anerkennung zeigen? Wie denn?«, fragte der Mann stumpf und errötete dann unter den anzüglichen Blicken, die Eloise ihm zuwarf.
»Nun, die Damen waren sehr beeindruckt, und ich wette, die Kämpfer werden sie liebend gern empfangen, wenn ihr
Weitere Kostenlose Bücher