Das Vermaechtnis
wieder ließ sie sich das Gespräch zwischen den beiden durch den Kopf gehen.
Sie hatte bemerkt, dass Helen hellhörig geworden war, als Marc von »wir« gesprochen hatte – sollte sie jetzt zufrieden sein, dass Helen offensichtlich eifersüchtig war?
Oder sollte sie sich darüber freuen, dass er Helen ins Hotel geschickt hatte und selbst hier blieb? Natürlich war sie insgeheim froh darüber, er schien keine große Sehnsucht nach Helen zu haben. Aber letztlich hatte sie davon nichts, er hatte ihr schließlich ganz klar zu verstehen gegeben, dass sie sich keinerlei Hoffnungen zu machen brauchte.
Doch was sollte dann diese Bemerkung?
Ratlos und grübelnd wälzte sie sich im Bett umher, bis sie irgendwann in den frühen Morgenstunden endlich einschlief.
Als sie erwachte, hörte sie laute Geräusche. Sie hatte länger geschlafen als geplant, und Marc und Will hatten offensichtlich schon angefangen, den Teppichboden zu verlegen.
Rasch sprang sie aus dem Bett, schnappte sich ein paar frische Sachen und ging ins Bad.
Kurz darauf stand sie unter der heißen Dusche.
Plötzlich klopfte es an die Tür.
»Debbie«, rief Marc.
Sie glaubte erst sich verhört zu haben, doch dann klopfte es wieder. Schnell drehte sie das Wasser ab.
»Marc?«
»Debbie, ich brauche das Verbandszeug, ich bin mit dem Teppichmesser abgerutscht.«
Hastig griff sie nach ihrem Handtuch und kletterte aus der Dusche.
»Kleinen Moment.«
»Debbie, bitte mach die Tür auf«, drängte Marc.
»Marc, ich bin nicht angezogen, warte bitte einen Moment.«
»Verdammt Debbie, willst du mich hier verbluten lassen? Mach jetzt sofort die Tür auf sonst trete ich sie ein.«
Hektisch wickelte sie sich in ihr Handtuch und riss die Tür auf.
Marc streckte ihr die Hand entgegen, das Blut lief in Strömen und tropfte auf den Boden.
»Oh mein Gott, Marc, was hast du denn gemacht?«, fragte Debbie erschrocken und kramte das Verbandszeug aus dem Schrank.
»Ich habe versucht mir die Hand zu amputieren«, sagte er trocken und setzte sich auf die Wanne.
»Mit dem ganzen Blut kann ich nichts sehen, wir müssen das abwaschen, um zu schauen, wie groß der Schnitt ist, vielleicht muss es genäht werden«, erklärte sie besorgt.
Rasch drehte sie die Brause an der Wanne auf, nahm vorsichtig seine Hand und ließ dann behutsam das Wasser darüber laufen. Das Blut lief zwar immer noch, aber zumindest konnte sie erkennen, dass der Schnitt nicht so tief war, wie sie zuerst befürchtet hatte.
»Okay, alles halb so schlimm, nichts Wichtiges verletzt. Ich desinfiziere das jetzt und mache dir einen Verband drum.«
»Genau deshalb habe ich das gemacht, ich kann mir nichts Schöneres vorstellen als das Brennen von Jod«, knurrte er.
Vorsichtig tupfte sie die Wunde ab, Marc sah mit zusammengebissenen Zähnen zu. Sie musste daran denken, wie er schon einmal hier so gesessen hatte, und wünschte sich sekundenlang er würde sich wieder an ihr festhalten. Doch sofort wischte sie diesen Gedanken beiseite, packte ein paar Kompressen aus und legte sie auf den Schnitt.
Anschließend wickelte sie einen Verband darüber.
»Gut, so wird es gehen«, nickte sie zufrieden, als sie damit fertig war.
»Danke«, sagte Marc und stand auf. An der Tür drehte er sich noch einmal zu ihr um, kurz glitt sein Blick über sie. »Scheint so als wäre ich stark verletzungsgefährdet, seit ich in deiner Nähe bin.«
Ein leises Lächeln spielte kurz um seinen Mund, dann drehte er sich um und ging.
Völlig verwirrt ließ Debbie sich auf die Badewanne sinken.
Was sollte das denn jetzt wieder? Erst sprach er tagelang gar nichts mit ihr, dann schickte er sie mit beleidigenden Worten aus seinem Zimmer, und jetzt machte er dauernd seltsame Bemerkungen – sie verstand die Welt nicht mehr.
»Verdammt Marc, was geht bloß in dir vor?«, dachte sie kopfschüttelnd.
Kurz darauf stand sie in der Küche und frühstückte. Marc und Will waren in dem großen Zimmer am Ende des Flurs, das irgendwann das Speisezimmer werden sollte, sie hörte, wie sie hantierten und leise miteinander sprachen.
Gerade wollte sie sich wieder an ihre Nähmaschine setzen, da rief Marc nach ihr.
»Debbie kannst du bitte mal herkommen?«
Sie legte den Stoff wieder beiseite und ging nach hinten.
»Tut mir leid, aber du musst hier helfen. Ich kann mit der verbundenen Hand nicht so wirklich zupacken, ich brauche dich zum Festhalten«, erklärte er ihr.
»Damit du mir dann auch noch die Finger abschneiden kannst oder wie?«,
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