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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tate
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kann er auch im Garten Englands nicht schreiben … es sei denn, er schriebe Reiseprospekte.
    Also … Ich wurde in einer Minenstadt geboren, wo die Häuser schwarz waren und das Gras ebenfalls. Der Himmel kam nie über ein trübes Grau hinaus, die Leute bluteten blau, und der Regen bat um Entschuldigung, weil er helle Streifen auf unseren Gesichtern hinterließ.
    Die Stadt war ein Paradies der Verzweiflung. Als ich mich so zum ersten Mal in der Welt umschaute, waren die Weltwirtschaftskrise, der Generalstreik und die große Arbeitslosigkeit schon mehr als dreißig Jahre vorbei, aber immer noch hatten die Leute Angst davor. Sie lebten, als sei jede Mahlzeit ihre letzte, und warfen ihr Geld zum Fenster hinaus, als ob man es in ihren Taschen nicht finden dürfe.
    Weil es ringsum keine Farben gab, versuchten sie selbst welche zu machen. Manche benutzten bunte Tünche, manche Tenorstimmen und andere versuchten es mit Worten. Aber ich konnte nichts und machte dauernd Ausflüchte. Ausflüchte waren in diesem Stadium einfacher, als irgendwelche Leistungen zu erbringen. Man konnte immer noch Journalist werden und über das Schreiben reden. Und irgendwann einmal mochte sogar tatsächlich einmal etwas Wichtiges entstehen.
    Nun, dieses „irgendwann“ ist dann gekommen. Als ich hier auf dieser Schaukel saß und mich umschaute. Dabei habe ich bemerkt daß ich hier gebraucht werde …
    Was also ist geschehen? Ist dies mein Mudeford? Habe ich in literarischen Zirkeln gelebt? Nein. Ich werde euch sagen, worin der Unterschied besteht. Hier kann ich meine Aufgabe erkennen. Dies ist der richtige Platz zum Meditieren. Vergeßt eure indischen Mystiker, die eine Mischung aus seichter Philosophie und bösen Märchen verbreiten, die nur solche Leute beeindrucken, die so etwas noch nicht kennen.
    Die wahren Mystiker seid ihr . Ihr seid es letztendlich, die entscheiden können, was akzeptiert und was zurückgewiesen werden muß … Und das sage ich euch … ihr könnt euch heute keiner Sache mehr hundertprozentig widmen. Die Probleme sind nicht länger klar konturiert.
    Es ist die schwierigste Sache der Welt – und auch die wichtigste – sich einen Glauben zusammenzustüc keln. Man kann es nur immer wieder versuchen. Darin besteht die eigentliche Tugend …“
     
    Vorsichtig steuerte Henny den Wagen durch die von der Sonne geblendete Menschenmenge, die unkontrolliert über die Hauptstraße strömte, während Zak sich zurücklehnte und das Bild in sich aufnahm.
    „Das ist vielleicht eine Stadt“, sagte er halb bewundernd, halb belustigt. „Das sind vielleicht eine Menge Leute. Wie sollen wir Latimer überhaupt in dieser Masse finden?“
    „Auf der anderen Seite der Stadt. Er sagte, er würde auf dem Bürgersteig warten.“
    „Ich kann überhaupt keinen Unterschied zwischen Bürgersteig und Straße feststellen.“
    Plötzlich waren sie aus dem Gedränge heraus, und der Lärm verminderte sich hinter ihnen. Die Straße wurde staubig. Hotels wurden sichtbar. Auf der Landseite der Straße wuchs eine Felsmauer empor. Plötzlich löste sich aus der scheinbar geschlossenen Fassade ei ne menschliche Gestalt und winkte.
    „Latimer.“ Henny lenkte das Cabrio in eine Parkbucht auf der Seeseite der Straße. Sie schauten hinüber zu Latimer. Hinter ihm wanden sich in den Felsen gehauene Stufen zu einer Bar auf halber Höhe des Kliffs hinauf.
    Sie stiegen aus, kreuzten die Straße und folgten Latimer die Stufen hinauf. Bevor sie nicht über die offene Veranda der Bar gingen, äußerte er kein Wort der Begrüßung. Auch dann sprach er erst, nachdem er seinen Aerosolspray inhaliert hatte.
    „Diese Treppen bringen mich um“, sagte er. „Wie geht es Ihnen? Haben Sie eine gute Fahrt gehabt?“
    „Einigermaßen“, sagte Henny. „Beide Fragen.“
    „Wenn die Treppen Sie umbringen“, fragte Zak, „warum treffen wir uns dann gerade hier?“
    Latimer nickte zur Theke hinüber, und der junge Mann, der die Espresso-Maschine bediente, nickte zurück. „Ich habe hier einen Freund“, sagte Latimer.
    Die sechs Wochen hatten Vangoj nahezu unkenntlich gemacht, teilweise zufällig, teilweise mit Absicht.
    Mit Rücksicht auf die örtlichen Autoritäten hatte er seinen Bart abrasiert. Er hatte sich die Haare schneiden lassen und ein weißes Hemd organisiert, das seine neue Stellung als „Restaurantbesitzer“ unterstreichen sollte. Er hatte sich von seiner alten Clique getrennt und einen neuen Anfang mit Gogans Bar gemacht.
    In manchen Alpträumen und auf

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