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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tate
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Simeon. „Vielleicht habe ich –“ Er biß sich auf die Lippen. Flüchtig hatte er sich vorgestellt, wie sich wohl die Zuhörer vom Kliff in den Kirchenbänken ausnehmen würden. Aber die Vision war nicht richtig. Vielleicht war es zu sehr das, was der Priester zu vermeiden versuchte. Eine volle Kirche wä re wohl zu anstrengend und belastend für ihn und würde ihn schnell wieder zu seinen Kerzen und seinem Ritus zurückkehren lassen. „Ich muß vielleicht noch einmal kommen, um die Sache endgültig zu verabreden“, sag te er schnell.
    „Kommen Sie so oft Sie wollen, Simeon. Ja, ich kenne Sie. Ich bin gelegentlich in Ihrer Gemeinde auf dem Kliff gewesen … Ich kann mir übrigens auch nicht vorstellen, daß sie hierherkommen.“
     
    Das Ansteigen des Meeresspiegels durch ein mobiles Drucksystem kann theoretisch durch folgende Formel beschrieben werden:
     

     
    Dabei bedeutet:
    y = Ansteigen des Meeresspiegels in Fuß
    C = Geschwindigkeit der Störzone in Fuß pro Sekunde
    D = Mittlere Wassertiefe in Fuß
    P = Korrigierter Luftdruck in Inches.
     
    Oder anders ausgedrückt:
     

     
    Dabei bedeutet:
    K = Geschwindigkeit des Drucksystems in Knoten
    D = Tiefe in Faden.
     
    Die Formel zeigt, daß dort, wo die Geschwindigkeit in Knoten der Störungszone Wurzel aus gh oder 8,23 mal Wurzel aus Tiefe in Fuß erreicht, d. h. also die Geschwindigkeit einer freien Eigenschwingung, Resonanzen auftreten, welche das Anschwellen der Flutwelle in ungeheurem Maße beschleunigen.
    „ Morgen schlägt sie zu“, sagte die Wetterstation in Ventura. „Morgen um 15 Uhr 30, mit Wellen bis zu acht Metern …“
     
    Sie waren verheiratet. Ganz allein in der neuerdings schmucklosen Kirche, die von außen so klein und von innen so groß wirkte, hatten sie sich die Hände gereicht und den Segen des Gottesmannes empfangen. So ein fach war es gewesen, aber alle Zeugen waren da gewesen, die nötig waren.
    Später waren sie mit immer noch verschlungenen Händen den Berg hinunter in die Dämmerung gegangen. Die Luft enthielt einen Beigeschmack, der auf den Nüstern brannte und ihre Haut fiebern ließ. Aber sie waren sich keiner äußeren Einflüsse bewußt. Sie waren zusammen. Sie sollten sich Liebe geben. Das Fieber hielten sie für eine Ahnung des Kommenden.
    Sie flatterten wie Schmetterlinge durch die Stadt, stets in lockerer Verbindung, im zärtlichen Abstand ihrer Fingerspitzen. Die Straßen hinunter zum Strand. Hier fröstelte Julie so plötzlich und heftig, daß es Simeon noch am anderen Ende ihres Armes spürte.
    „Ist dir kalt?“
    „Es sind die Nerven.“
    Dann fing Simeon selbst an zu frösteln, und Julie mußte lachen. „Es sind nicht die Nerven“, sagte er langsam. „Es ist – kalt.“
    Danach schmiegten sie sich fest aneinander, unter dem Vorwand sich wärmen zu müssen. Simeon war beunruhigt, mochte es aber nicht zeigen. Er hatte sich vorgenommen, alle Ängste zumindest heute zu vergessen. Er wollte sie aussperren, damit er sich ganz darauf konzentrieren könnte, Julie für all das Leid zu entschädigen, das er ihr zugefügt hatte.
    „Wenigstens sind wir allein“, sagte er. Der Sonnenuntergang verlief ohne das gewohnte Farbenspiel. Die Nacht kam grau und allzu schnell.
    Simeon fuhr sich über die Lippen und stellte fest, daß sie rauh waren. Auf dem dunklen Strand sah er die gezackte weiße Linie oberhalb des Wassers.
    „Ausgerechnet an unserem Hochzeitstag schlägt das Wetter um“, sagte er. „Ist es nicht, als ob – ich meine, ich hatte mich –“ Verlegen brach er ab.
    „Es ist doch nicht schlimm“, sagte Julie. „Wir müssen uns an kälteres Wasser gewöhnen und alles, was damit zusammenhängt. Nehmen wir einfach keine No tiz davon.“ Sie hoffte, daß er es ohnehin bald vergessen würde.
    Sie hatten die Stadt jetzt hinter sich gelassen und gingen immer noch am Strand. Das Kliff wurde undeutlich sichtbar. Vor ihnen lag eine höhlenreiche Landschaft aus gewaltigen Steinblöcken. Julie führte Simeon zu einer dieser Mulden.
    Als sie sich gesetzt hatten, froren sie immer noch. Simeon fand ein altes Brett und hatte eine Idee. Er leg te sein Jackett um Julie und sammelte Holz zwischen den Felsen.
    Die großen Stücke zerschlug er auf den Felsen. Dann kramte er eines der Streichhölzer hervor, die ihm der Priester für solche Notfälle gegeben hatte, und erweckte das Feuer zum Leben.
    Das trockene Holz brannte schnell herunter, und er mußte bald wieder neues suchen. Als er zurückkehrte, lachte er. Er

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