Das verräterische Tonband
seine Augen blickten dabei leicht enttäuscht drein. »Dann wird Ihnen wohl
klar sein, daß zwischen diesen beiden eine Art Beziehung besteht, die über das
normale Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis hinausgeht? Ich glaube nicht, daß
es dasselbe ist wie in ihren Sommertheatertagen, aber es könnte sogar noch
etwas Schlimmeres sein, das sie aneinanderkettet . Es
gibt irgend etwas Düsteres, das sie wie eine
Nabelschnur aneinanderbindet; und ich weiß nicht genau, was es ist — Haß oder
noch etwas Schlimmeres .«
»Glauben
Sie, daß Marcia Robbins etwas mit den verschwundenen Tonbändern zu tun hat ?«
»Ja,
aber ich würde nie wagen, Babs das zu sagen .« Er
lächelte mir breit und offen zu. »Denn ich bin nicht sicher, daß selbst unsere
ausgezeichneten Beziehungen dem standhalten würden .«
»Warum
Marcia Robbins?«
»Nun,
ich habe Ihnen doch gerade erzählt...«
»Sie
haben eine Art Doktor-Sex-pseudopsychologisches-Gebabbel von sich gegeben«,
brummte ich ungeduldig. »Aber Sie müssen einen triftigeren Grund dafür haben .«
»Nun,
vielleicht haben Sie einmal von dem gehört, was man >Kompensation< nennt,
Rick? Sie haben das Tonband gehört; und die Annahme liegt nahe, daß Klein
Marcia, nachdem sie einmal dahintergekommen war, daß sie sich die falschen
Spielkameraden ausgesucht hatte, dies dadurch kompensiert hat, daß sie sich wie
eine Verrückte auf den anderen Typ warf — die Männer. Ich glaube, sie hat
genommen, was sie kriegen konnte; und als Babs anfing, regelmäßig zu einem
Psychoanalytiker zu gehen, dauerte es nicht lange, bis die liebe kleine Marcia
alle möglichen Ausreden benutzte, um ihn in seiner Praxis anzurufen, um ihrer
Arbeitgeberin irgendwelche dringlichen Benachrichtigungen auszurichten und
sogar ein paar Dinge ausfindig zu machen, die so dringend waren, daß sie sie
persönlich überbringen mußte; darauf gehe ich jede Wette ein.«
»Vielleicht
hat sie nur geschnüffelt«, sagte ich. »Vielleicht hat sie nur versucht,
herauszufinden, ob Barbara ausgepackt hat, was die Episode anbetrifft .«
Er
lachte volltönend. »Rick, Sie sind gerissen — aber einfältig. Glauben Sie mir’s . Die Kleine hat kompensiert. Ganz sicher hatte sie
eine Affäre mit Reiner .«
»Nun,
vielleicht haben Sie recht«, gab ich zu. »Und vermutlich hat sie auch zur Zeit
einen Freund ?«
»Nachdem
Reiner bereits vierzehn Tage tot ist? Natürlich hat sie einen Freund. Wie ich
schon sagte...«
» Wen zum Beispiel?«
»Zum
Beispiel Harvey Mountfort .« Seine Zähne blitzten.
»Ist das nicht einfach ein läppischer Name? Ich glaube, er hieß Elmer Spitz
oder so was, bevor ihn das Studio zu einem romantischen Helden machte !«
» Mountfort ?« Der Name kam mir irgendwie bekannt vor, dann
fiel es mir ein. »War er nicht einmal mit Barbara Doone verheiratet ?«
»Ganze
sechs Monate lang«, sagte Larsen und nickte. »Er war weder vorher noch nachher
wieder ein solcher Kassenschlager wie zu dieser Zeit. Er lungert nach wie vor
herum und hofft, Babs würde ihre Ansicht über ihn ändern und einen zweiten
Versuch unternehmen. Inzwischen füllt er seine Mußestunden mit der
unersättlichen Marcia aus .«
»Meinen
Sie, es könne ein Bündnis zwischen den beiden geben, das gegen Miss Doone gerichtet ist ?«
»Warum
nicht?« Seine Augen glitzerten ein wenig. »Wenn Marcia diese Tonbänder in
Händen hat und sie ihm vorgespielt hat — nur spaßeshalber vielleicht — , dann könnte beiden eine Glanzidee gekommen sein. Mountfort könnte Babs vielleicht erpressen, damit sie ihn
wieder heiratet, und Marcia könnte vielleicht ihr Vergnügen nicht nur darin
finden, Babs unter der Erpressung schwitzen zu sehen, sondern auch hinterher
mit dem Ehemann ihrer Arbeitgeberin unter demselben Dach ins Bett zu gehen. Ein
reizender Gedanke, nicht?«
Jemand
mußte auf den »Aufwärts«-Knopf gedrückt haben, denn er stand mit derselben
automatischen Gewandtheit auf, mit der er sich hingesetzt hatte.
»Ich
denke, es ist eine interessante Kombination — Marcia und Harvey — , und es lohnt sich, die beiden einmal näher anzusehen.
Danke für den Drink, Rick, ich hab’s jetzt eilig .«
Ich
begleitete ihn zur Tür, stellte fest, daß sich das Wohnzimmer sichtlich wieder
zu seiner Normalgröße ausdehnte, als wir in den Korridor hinaustraten.
»Wo
finde ich Harvey Mountfort ?« fragte ich.
»Am
ehesten an irgendwelchen geheimen Orten zusammen mit Marcia.« Er lachte.
»Leider weiß ich seine Adresse nicht, aber ich bin
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