Das verräterische Tonband
sicher, daß Marcia Ihnen da
helfen kann. Ich nehme an, Sie sind doch sicher daran gewöhnt, Leuten
Informationen aus der Nase zu ziehen, die sie nicht weiterzugeben wünschen ?«
Wieder
fiel mir etwas ein. »Ich erinnere mich, einmal einen langen Artikel über Harvey Mountfort in einer Zeitschrift gelesen zu haben«,
sagte ich bedächtig. »Der große Sportsmann? Zu Hause in der Natur, dem
eigentlichen Element des rauhen Filmstars? Zusammen
auf Safari mit Harvey Mountfort ?«
»Jaja,
natürlich!« Larsens massive Schultern bebten in stillem Gelächter. »Das ist der
gute alte Harv , wie er leibt und lebt. Erstklassiger
Scharfschütze und eine Wand voller Trophäen. Ich habe es einmal gesehen. Er muß
zumindest eins von jeder Spezies Tier geschlachtet haben, die auf der
Oberfläche der Erde existieren. Harvey ist der Traum eines Dermatoplastikers vom Paradies .«
»Ich
frage mich, ob er nicht vor vierzehn Tagen eine neue Spezies erlegt hat«,
murmelte ich.
»Das
habe ich mich auch gefragt«, sagte er mit träumerischer Stimme. »Wenn ja, muß
es ihm das Herz gebrochen haben, daß er sie nicht mit nach Hause nehmen,
ausstopfen und aufstellen konnte. Wenn ich es mir recht überlege, so wäre
Reiners auf ein Holzschild genagelter Kopf, mit einer Inschrift auf einer
kleinen Bronzeplakette darunter, von einmaligem Reiz. Die Inschrift wäre
natürlich sehr geschmackvoll gehalten gewesen. Ich meine nichts Überschäumendes
oder Humorvolles. Etwas wie Homo Freudian , natural habitat , Couchland.
Normalerweise scheu, aber starke unnatürliche Neugierde überwiegt gelegentlich
seine natürliche Vorsicht. Dieses Prachtexemplar wurde beim Herumstreunen im
Wald erlegt. Das wäre doch ein ganz spezieller Nachruf gewesen .«
»Vermutlich«,
sagte ich.
»Na
schön, ich will nicht behaupten, daß es mir ein Vergnügen war .« Der Friedhof öffnete sich erneut, als er auf die Veranda hinaustrat. »Ich halte
nichts von unnötigen Lügen; aber zumindest kann ich hoffen, daß etwas dabei
heraus gekommen ist. Wiedersehen, Rick.«
»Wiedersehen,
Edgar«, sagte ich und fletschte meinerseits die Zähne. »Über eins bin ich froh
— daß Sie nicht mein Freund sind .«
»Ja,
wirklich?« Der Schnurrbart zuckte fragend.
»Das
würde mir schlaflose Nächte bereiten«, sagte ich vergnügt und schlug ihm
schnell die Tür vor der Nase zu, denn dies ist so ziemlich die einzig sichere
Methode, das letzte Wort zu haben, die ich kenne.
VIERTES KAPITEL
I ch wachte erleichtert aus einem
mittelschweren Alptraum auf, in dem ich hilflos den heftigen Verführungskünsten
einer muskulösen Blondine mit einem riesigen schwarzen Schnurrbart ausgesetzt
gewesen war, die mich mit großen weißen Grabsteinen an eine weiße Ledercouch
geheftet hatte. Es war das Klingeln des Telefons, das mich geweckt hatte, und
ich griff beinahe mit Eifer nach dem Hörer.
»Rick Holman ?«
Das Kichern, das der leicht
heiseren Stimme folgte, war unverkennbar. »Ich war gestern
abend häßlich zu Ihnen, und es tut mir leid .«
Ich warf einen Blick auf meine
Uhr. Es war acht Uhr dreißig. »Wollen Sie behaupten, es habe Sie so sehr
bekümmert, daß Sie nicht schlafen konnten ?« fragte
ich.
»Sie vergessen, daß ich eine
schwerarbeitende Frau bin, Rick .« Weiteres Gekicher.
»In meiner Branche steht man früh auf. Ich hatte heute
morgen um sieben Uhr Drehtermin und war pünktlich im Studio .«
»Großartig !« brummte ich. »Was ist denn so wichtig, daß Sie mich mitten in den Dreharbeiten
für einen Ihrer Nackedeifilme anrufen müssen? Ich
dachte schon, Sie seien vielleicht aus einem Zeitschriftenständer
herausgefallen oder so was .«
»Es war gestern
abend sehr häßlich von mir, Leroy mitzubringen, um Sie einzuschüchtern,
und ich schäme mich«, sagte sie mit einer Stimme, die in einer Art
Höherer-Töchter-Leidenschaft zitterte. »Ich schäme mich wirklich .«
»Sich um acht Uhr dreißig
morgens zu schämen, ist höllisch«, knurrte ich. »Ist das alles ?«
»Nein.« Sie kicherte erneut.
»Ich wollte nur dringend mit Ihnen sprechen, und ich habe für den Rest des
Tages keine Zeit mehr dazu. Könnten Sie vielleicht heute abend gegen halb sieben Uhr bei mir vorbeikommen? Wir
könnten ein paar Glas miteinander trinken und uns dann unterhalten .«
»Haben Sie vielleicht vor,
Leroy irgendwo hinter den Vorhängen zu verstecken, so daß er mir diesmal eins
auf den Schädel geben kann, ohne dabei ein Risiko einzugehen ?«
»Ach, Sie!« Ihre Stimme
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