Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
mitreißenden Thema "Betrügt mich mein Freund mit seiner Ehefrau?” gelauscht habe, werde ich unruhig und streune durch die Wohnung. Ich hatte gehofft, eines der Mädels würde anrufen, so dass ich meine lang geübten Hustenanfälle zum Besten geben kann und die Buschtrommeln ihren Lauf nehmen. Doch auch nach mehreren Stunden des Wartens, gibt mein Telefon keinen Mucks von sich und mein Vorhaben gerät ins Wanken. Gegen Abend werde ich sichtlich nervös und Wut steigt in mir auf. Was sind denn das für Freundinnen? Da sind es nur noch wenige Tage bis zur großen Feier, DEM bahnbrechenden Event in meinem Leben und kein Schaf kräht danach.
Nach den Spätnachrichten halte ich es nicht mehr aus. Ich habe mir nicht umsonst einen solch raffinierten Plan zurechtgelegt und sämtliche Mandeln entzündet. Entschlossen wähle ich Kordulas Nummer. Sie ist die Vernünftige unter den Dreien, wenn ich sie auf meiner Seite habe, brauche ich von den anderen nichts mehr zu befürchten. Nach scheinbar endlosen Sekunden des Klingelns nimmt sie ab.
"Hallo Kordula", schniefe ich in den Hörer, "wie geht es dir?"
"Hi Charly, das ist ja eine Überraschung! Mit dir habe ich überhaupt nicht gerechnet. Hast du etwas, du klingst so seltsam?"
Trotz des halben Glas Rotwein in meinem Kopf, verlässt mich ein wenig der Mut.
"Mir geht es zurzeit nicht besonders gut, wahrscheinlich habe ich mir eine Erkältung eingefangen", sage ich fad und fühle mich schon während des Sprechens beim Lügen ertappt.
Verzweifelt schiebe ich einen kläglichen Hustenanfall hinterher, aber auch der klang schon einmal besser. Hingebungsvoll röchle ich weiter, bis ich von Kordula unsanft unterbrochen werde.
"Charly, vergiss es!"
"Was?"
Ich muss mich verhört haben.
"Ich sagte, du sollst mit dem Theater aufhören. Wir wissen, dass du dich nur vor der Verabredung mit Hagen drücken willst. Ehrlich gesagt haben wir schon Wetten laufen", ertönt es unbeeindruckt aus dem Hörer.
"Ich bin aber ernsthaft krank", zische ich erbost und ernte ein lautes Stöhnen.
"Gut Charly, dann spielen wir eben dein Spiel."
Schlagartig wandelt sich Kordulas Tonlage in mitleidvolles Säuseln: "Du Ärmste, dich hat es ja schlimm erwischt. Das klingt nach einer ausgewachsenen Sommergrippe, ab ins Bett mit dir!"
Ich schweige gekränkt. Streng genommen könnte ich wirklich erkältet sein und alles was ich bekomme sind Spott und Hohn.
"Warte, ich komme gleich rüber und bringe dir etwas Suppe. So wie du dich anhörst, brauchst du unbedingt Hilfe.”
Die blöde Kuh dreht jetzt erst richtig auf und klappert mit einem Topfdeckel in den Hörer.
"Nein!", rufe ich in das Telefon. "Ich meine, das ist nicht notwendig, ich bekomme sowieso keinen Bissen runter", halte ich eisern an meiner Version fest.
Kordula schimpft: "Mensch Charly, was hast du nur gegen ihn? Da tritt endlich ein gutaussehender, humorvoller Mann in dein Leben und du hast nichts Besseres zu tun, als wieder deinen Fluchttunnel zu graben.”
"Ist doch gar nicht wahr", murmle ich kraftlos. "Er ist eben einfach nicht mein Typ.”
"Ach papperlapapp, seit der Geschichte mit Fred lässt du niemanden mehr an dich ran. Selbstschutz ist schön und gut, aber willst du tatsächlich mit dem blöden Kater alt werden?"
Ich schlucke und vergesse dabei völlig mein Schauspiel fortzusetzen.
"Lass Fred aus dem Spiel."
Meine Stimme klingt frostig.
"Charly, wir haben lange genug mit angesehen, wie du dich seit dem Arschloch hinter deinem Job versteckst, wir lassen nicht zu, dass du dir wieder eine Chance auf die Liebe entgehen lässt. Lege endlich dein Schutzschild nieder!"
"Ihr spinnt doch", meine ich dumpf. "Ich habe kein Schutzschild. Ich bin sehr wohl an Männern interessiert, aber bisher war eben einfach nicht der Richtige dabei."
"Schwachsinn! Zähle doch mal auf, an welche wunderbaren Exemplare des anderen Geschlechts du in den letzten Jahren dein Herz verschenkt hast. Ist es nicht auffällig, dass diese immer unerreichbar für dich sind? Ich weiß nicht, wie du das nennst, aber ich nenne das eindeutig Feigheit.”
Ich ignoriere die gemeine Unterstellung.
"Außerdem habe ich keine Zeit für irgendwelche Romanzen, mein neuer Job spannt mich sehr ein", ziehe ich meinen letzten Trumpf aus dem Ärmel.
"Zum Glück Charly, sonst wären dir auch langsam die Ausreden ausgegangen. Hast du dich mal gefragt, warum wir bei unserem letzten Treffen so heftig reagiert haben? Wir wollen doch nur, dass du dich nicht in die falschen Ziele verrennst. Liebes, wir machen
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