Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
enthalten, und alles natürlich inklusive vieler bunter Getränke mit vielen bunten Schirmchen.
Paul lächelt verwegen. Alkohol löst bekanntermaßen alle Hemmungen und es wäre doch schade, wenn seine Bemühungen nicht den gewünschten Erfolg hätten. Den krönenden Abschluss des Abends soll ein spektakuläres Feuerwerk bilden, mit dem das Center vom Geschäftsführer persönlich eröffnet wird. So bleibt Max keine andere Wahl, als an der Feier teilzunehmen.
Paul will nichts dem Zufall überlassen. Sogar für den unwahrscheinlichen Fall, dass Max während der Woche treu bleiben sollte, hat Paul vorgesorgt und einen todsicheren Plan B entwickelt: Eine Tombola, mit dem verlockenden Hauptgewinn einer zweiwöchige Luxuskreuzfahrt für Singles, würde Max' letzte moralische Bedenken im wahrsten Sinne des Wortes über Bord werfen. Dank Pauls Einfluss, dürfte es keine großen Schwierigkeiten bereiten, Max auf das Schiff zu bringen. Beschwingt sammelt er einen flachen Stein vom Boden und lässt ihn über das Wasser springen. Er hat buchstäblich an alles gedacht, jetzt kann er nur noch abwarten und den Dingen ihren Lauf lassen. Das Verhalten seines Rivalen kann Paul leider nicht beeinflussen, aber die Kombination aus den verlockenden Fallen und Max‘ schlechten Ruf beruhigt ihn ungemein.
Einen Augenblick lang hält Paul in seinem Spiel inne und horcht in sich hinein. Das nagende Gewissen ist nicht völlig verschwunden, doch Wut und Schmerz überwiegen eindeutig. Empfand Paul zu Beginn seiner Intrige noch Herzklopfen, ist dieses inzwischen fast vollständig verklungen. Was hat er auch zu verlieren? Seine Selbstachtung? Die wurde ihm längst von einem anderen Mann genommen. Sein Spiegelbild hat ihn vor Wochen das letzte Mal zufrieden angeschaut, eigentlich kann seine Lage nur besser werden.
Trotz dieser Tatsache bleibt die erhoffte beruhigende Wirkung aus und Paul irrt ziellos weiter, bis er am Fuße des Leuchtturms landet. Seine Gedanken schweifen zu Anka und ihrer letzten Begegnung. Pauls Auftrag ist nun beendet und er hofft wie sie, den Ort bald verlassen zu können. Die freimütige und offene Art der Kindergärtnerin fehlt ihm sehr, ohne sie waren die letzten Tage nicht mehr dieselben. Die Umgebung hat ihren Glanz verloren. Zudem vermisst Paul die gemeinsamen Gespräche mit Anka, es ist schwer, ohne Gesellschaft nicht verrückt zu werden. Andererseits hatten die ehrlichen, braunen Augen seiner Freundin, Paul zu oft an den Rande eines Geständnisses geführt und über die Konsequenzen möchte er lieber nicht nachdenken. Paul hätte es nicht ertragen können, den letzten Menschen, dem er noch etwas bedeutet, zu enttäuschen. Sich selbst hatte er längst verraten. Mit Anka reiste auch die Versuchung, sich seinen Missetaten zu stellen, ein für alle Mal ab.
Unruhig wendet Paul sich vom Strand ab, die Ungewissheit der kommenden Tage ruft ein unangenehmes Ziepen in seinem Bauch hervor. Er kann nicht länger still sitzen und abwarten, Geduld war noch nie seine Stärke. Er muss etwas unternehmen, jetzt!
Orientierungslos verlässt Paul den altbekannten Ort, die frische Luft tut unglaublich gut und bald beschleunigt er seinen Schritt. Nach wenigen Metern fällt Paul in einen leichten Trab, bis er letztlich richtig zu laufen beginnt.
Zunächst gelangt Paul zum naheliegenden Spielplatz, dann erreicht er den Eisstand am anderen Ende der Promenade, und schlussendlich läuft Paul ohne Ziel. Mit jedem Schritt fühlt er sich gelöster und freier, als könne er durch die körperliche Anstrengung seine Machtlosigkeit abstreifen, wie eine Schlange ihre alte Haut. Er besetzt nicht länger die Rolle des passiven Opfers, nein jetzt kann er etwas tun! Entschlossen setzt Paul weiter einen Fuß vor den anderen, bis er erschöpft vor dem Bürokomplex landet, in dem John sein Hauptquartier hat.
Mit rotem Kopf und um Atem ringend überlegt er, ob er sich in diesem Zustand in das Gebäude wagen soll. Dann gibt er sich einen Ruck. Schließlich will er nur kurz mit Julia sprechen und keine Austern mit John schlürfen.
Die Einsamkeit in seinem Herzen und die Sehnsucht nach einer Unterhaltung lassen Paul eintreten. Dieses Mal verspürt er nicht die gewohnte Ehrfurcht, durch das Laufen fühlt Paul sich gestärkt und selbstbewusst. Mit festen Schritten tritt er zu Julia, die wissend aufschaut. Verlegen streicht die Empfangsdame sich eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht und Paul bemerkt ihr Unwohlsein sofort.
"Schön, dass Sie da sind Paul. John
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