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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
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sie verträumt und meine Zurückhaltung reißt sich die Kleider vom Leib.
Bevor auch nur eine der Grazien "Prost” sagen kann, leere ich den mir gereichten Becher auf Ex, sehr zur Freude meiner Freundinnen. Kordula nimmt mich wie eine verloren geglaubte Tochter überschwänglich in den Arm.
"Willkommen zurück Liebes!"
Und auch Elke ist zutiefst gerührt von meiner Trinkergeste.
"Wir dachten, wir hätten dich verloren", schnieft sie filmreif in mein buntes Halstuch.
Ich schenke mir eilig nach, wenn ich diesen Tag durch einen dichten Schleier erlebe, spare ich ein paar Wochen bei meinem Therapeuten.
"Genug der Rührseligkeiten, ich sehe super Plätze!", schreit Elke und treibt uns unsanft durch das Getümmel.
"Ich möchte lieber hier hinten bleiben", protestiere ich leise, doch das enthemmende Gesöff lässt meine Kräfte schwinden. Tatsächlich ergattern wir nach einigen Rangeleien ein tolles Fleckchen zwischen ein paar Hippies, die verdächtig nach süßem Rauch duften. Einer der Jungs wirft lässig seine braunen Dreadlocks über den Rücken und raunt mir auf mein Glas weisend zu: "Süße, lass die Finger von dem Zeug, das macht abhängig.”
Das muss ein mördermäßiger Witz in der Szene sein, denn in den nächsten zehn Minuten liegt die Horde wiehernd auf dem Boden. Auch um uns herum herrscht ausgelassene Stimmung und eine plötzliche Erkenntnis bestürzt mich: Ich, Charlotte Wiese, sitze in viel zu engen, bunten Hosen und der gefühlt zwanzigsten Alkoholeinheit im Blut, inmitten von hunderten Verrückten auf dem dreckigen Boden und amüsiere mich. Zuerst beginnt mein großer Zeh rhythmisch im Takt der Musik zu zucken und bald darauf höre ich mich in den Gesang der Gruppe einstimmen. Auch meine Mädels sind nicht mehr zu halten und die Party beginnt. Als mir ein hochgewachsener, junger Mann kurze Zeit später auf die Schulter tippt, habe ich ein weiteres Glas intus und blinzle mit glasigen Augen in den Himmel.
Bei seinem Anblick fährt ein Schrecken durch meine betäubten Glieder und ich befürchte augenblicklich wieder nüchtern zu werden. Rasch nehme ich einen großen Schluck, bevor ich möglichst gelassen lalle: "Hallo Hagn, schön disch zu sehn.”
Zum Glück haben wir das Siezen hinter uns gelassen, ein gelalltes "Du" klingt irgendwie persönlicher. Beinahe erwarte ich eine Ohrfeige oder andere Anwendung roher Gewalt, doch zu meiner Verblüffung lässt sich Hagen neben mir in das Gras plumpsen und nimmt mich in die Arme.
"Charlotte, was für ein Zufall! Ich habe so oft versucht dich anzurufen."
"Ehrlisch?", nuschle ich, während ich fieberhaft nach einer Ausrede suche. "War gschäftlich viiieeel unterwegs", fällt mir ein und ich glühe vor Stolz auf meine spontane und ausgeklügelte Antwort.
Leider hatte ich für kurze Zeit meine Giftnattern vergessen.
"Sooo, wann war das denn?", fragt Kordula zuckersüß und kassiert einen Seitenhieb von Peggy.
"Du weißt doch, die letzten Taaaage", meint sie nachdrücklich.
"Aha, davon musst du mir unbedingt berichten. Erzähl doch mal, wohin ging denn die geschäftliche Reise?"
Missbilligend zieht Kordula ihre rechte Braue in die Höhe und fixiert mich mit eisigen Augen. Bevor ich unter ihrem Zauber zu Eis erstarre, unterbreche ich den Blickkontakt. Trotz Promille-Kongress in meinem Blut kann ich ihre Gedanken klar und deutlich lesen: "Erst rumjammern und dann so ein Schnuckelchen abservieren."
Hilfesuchende greife ich Hagen am Arm.
"Aber das kann doch warten, immerhin sind wir hier, um Spaß zu haben!"
Bekräftigend leere ich mein Glas in einem Zug und blicke Beifall heischend in die Runde. Die Damen sind jedoch zu sehr mit Hagens Musterung beschäftigt, um meine Trinkgeste mit dem üblichen Applaus zu würdigen.
"Jetzt erzählt mal, wie habt ihr euch kennengelernt?"
Peggy stellt - wie so oft - ihre Empathiefreiheit unter Beweis und Hagen strahlt über beide Ohren.
"Das war ein witziger Zufall, ich habe unsere Charlotte in der Stadtbücherei über den Haufen gerannt und …”
Ein lautes Prusten unterbricht ihn und ich schaue wütend zu Elke, die sich an ihrem Getränk verschluckt hat. Zwischen zwei Hustenanfällen schafft sie es trotz Atemnot zu japsen: "Was hattest du denn in der Bibliothek verloren, Charly? Musstest du dringend auf die Toilette?"
Ich ignoriere die Gehässigkeit und wende mich wieder Hagen zu.
"Tut mir leid, Hagen, die Arme verträgt einfach nicht mehr so viel wie früher. Sie ist eben keine zwanzig mehr, weißt du?", säusle ich süß in Richtung

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