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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
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Döschen und Fläschchen weiter zu beachten, steige ich darüber und stake durch den Flur. Jetzt geht es los. Vor der Tür atme ich noch einmal tief durch, bevor ich diese wie in Zeitlupe öffne.
Hagens Lächeln weicht kurzer Verwunderung, als er meine Aufmachung betrachtet.
"Hallo Charlotte. Ich, ähm, hätte dich beinahe nicht wieder erkannt. Du siehst so anders aus, aber es steht dir!"
Ein schmerzhafter Stich fährt in meinen Magen, dieser Mann ist einfach zu freundlich! Könnte nicht ein einziges Mal ein böses oder zumindest unüberlegtes Wort über seine Lippen gehen? Dann wäre mein Herz nicht so schwer, wie eine schwangere Elefantenkuh. Heute bin ich alles andere als hübsch gekleidet, aber das ist auch nicht mein Ziel. Mit meiner Tarnung will ich nur eines erreichen: unscheinbar aussehen, um so im Notfall leichter untertauchen zu können. Je weniger ich wie Charlotte aussehe, desto besser ist es. Gut, vielleicht ist die Sonnenbrille ein wenig übertrieben, aber das farblich abgestimmte Kopftuch, welches ich dazu trage, ist eigentlich ganz hübsch. Ich bin eben ein Trendsetter!
"Danke Hagen, du siehst auch super aus", murmle ich leise und schleiche an ihm vorbei.
Beim Anblick seines strahlenden Lächelns und seiner Grübchen, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass Hagen mich heute beseitigen wird. Traurig verziehe ich mein Gesicht zu einem schiefen Grinsen. Mein Gegenüber deutet die Geste falsch und streicht mir beruhigend über den Arm.
"Hab keine Angst. Du brauchst nicht nervös zu sein, ich bin ja bei dir", sagt er sanft und mein schlechtes Gewissen sieht sich nach einem Geschäft für Übergrößen um.
Während der Autofahrt dreht Hagen auf, wie ein kleines Kind. Aufgeregt berichtet er von gemalten Plakaten und neuen Parolen und erwähnt mit einem geheimnisvollen Zwinkern eine zusätzliche Aktion, die ihm gestern Abend noch eingefallen sei. Ich werde auf meinem Sitz kleiner und kleiner, im Gegensatz zur aufsteigenden Übelkeit in meinem Magen.

Nach zehn qualvollen Minuten sind wir endlich am Ziel und ich steige mit schlotternden Beinen aus dem Wagen. Als ich die Vielzahl an Demonstranten sehe, steigt ein Schwindelgefühl in mir auf. Ich wusste von Hagen, dass sich zahlreiche Gegner aus ganz Deutschland als Unterstützung angekündigt hatten, aber mit so einem Auflauf habe ich nicht gerechnet. Hagen geht es ähnlich, denn er drückt aufgewühlt meinen Arm.
Jetzt ist es an der Zeit, meine Flucht vorzubereiten, und so schaue ich mich suchend nach einem Versteck um. Etwa fünfzig Meter von mir entfernt ist eine riesige Bühne aufgebaut, vor welcher Herr Kreutzer aufgeregt auf und ab wippt. Um ihn herum scharen sich wichtige Herren in schwarz, jeder natürlich ein Glas in der Hand.
Hagen folgt meinem Blick.
"Widerlich, oder?", stößt er unter gepressten Lippen hervor und auch die umstehenden Leute richten nun ihre Aufmerksamkeit in Richtung Podest. Mein Vorgesetzter bemerkt von den anbahnenden Unruhen nichts, viel zu bedeutend ist der heutige Tag für ihn. Herr Kreutzer liebt nämlich große Tage. Kribbeln und Anspannung liegen in der Luft und man kann die Elektrizität förmlich spüren. Das ist sein Heimspiel. Mir wird die Lage allmählich zu heiß und ich ziehe mein letztes Ass aus dem Ärmel.
Leise raune ich Hagen ein: "Ich muss mal" ins Ohr und stehle mich davon. Doch ich komme nicht weit, eine Ökotante mit Dreadlocks und dem Gehör einer Fledermaus schnappt meinen Arm.
"Ick kenn 'ne Stelle, da kann keener zukieken", berlinert sie und zieht mich gewaltsam mit sich.
Ich lasse mich treiben, um unterzutauchen nehme ich auch die Gesellschaft dieser Schnodderschnauze in Kauf. Wenig später zeigt die Dame auf ihren Geheimtipp: einen Strauch. Als ich zögere, lacht der Zauselkopf überheblich.
"Wat'n los, zierste dich? Da passiert doch nüscht!"
Mit diesen Worten schubst sich mich in Richtung Gestrüpp und ich trotte gehorsam hinter den Busch. Natürlich habe ich nicht die Absicht, mein Geschäft wie ein wildes Tier in der freien Natur zu verrichten, aber wenn es die Berliner Göre glücklich macht, werde ich sie eben in dem Glauben lassen. Außerdem bin ich hier aus der Schusslinie und kann erst einmal aufatmen.
"Ick bin übrigens Ella."
"Aha", erwidere ich unbeeindruckt, während ich durch die Blätter spähe.
Herr Bergmann, der Geschäftsführer, ist inzwischen vor das Podest getreten und eröffnet mit einer blumigen Rede die Veranstaltung Mit Magenschmerzen beobachte ich, wie mein Chef unruhig mit den

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