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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
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bewegen. Allmählich bekomme ich Angst. Bin ich etwa gelähmt? Hatte ich einen Unfall? Schon wieder? Ich will nicht zurück zu dem Weißbart und mir noch einmal seine Kritik anhören! Was ich seit unserem letzten Treffen so fabriziert habe, wird seine Meinung über mich wohl kaum geändert haben. Panisch will ich mein Umfeld unter die Lupe nehmen, scheitere jedoch an dem Versuch meinen Kopf zu drehen.
"Wenn Sie mich hören, zwinkern Sie mit den Augen", ertönt der Befehl meines selbsternannten Drillinstruktors.
Ich schaue ihn trotzig an, was denkt er denn wer er ist? Ein Zirkusdirektor und ich sein Affe?
"Meine Herren, die Lage ist wohl aussichtslos."
Sein hartes Urteil ändert meine Meinung sofort. Wenn ich nicht lebendig begraben werden will, muss ich auf jeden Fall versuchen, ein Lebenszeichen von mir zu geben. Ich sammle all meine Kräfte, strenge mich richtig an und siehe da, es geht! Verdammt noch mal, es geht. Hurra! Was für ein Segen, ich kann meine Augen bewegen und bin nicht querschnittsgelähmt. Öhem, na gut, aber dennoch ist mein Zwinkern ein guter Anfang. Selbstständig weite ich meine neue Übung aus und probiere die Augen im Kreis zu rollen, es funktioniert problemlos. Vor lauter Freude rolle ich übermütig, bis mir schwindelig wird und sich eine kühle Hand auf meine Stirn legt.
"Langsam, langsam, Charlotte. Wir kriegen dich schon wieder hin."
Hagens besorgtes Gesicht erscheint in meinem Blickfeld, von Wut ist nicht die Spur zu erkennen. Kann es sein, dass meine Tarnung gar nicht aufgeflogen ist? Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist der blanke Schrecken in Herrn Kreutzers Gesicht, als er das Vorhaben von mir und dem Ei erkannte. Verdammt was ist bloß in mich gefahren?
Ein Mann in Weiß baut sich neben Hagen auf und erklärt: "Keine Sorge, das ist nur die Reaktion auf die Drogen, die sie genommen hat. Sobald die Wirkung nachlässt, wird sie sich wieder ganz normal bewegen können."
Drogen? Entsetzt schnappe ich nach Luft. Auch das scheint zu funktionieren, denn die Herren wenden sich augenblicklich mir zu.
Hagen schaut schuldbewusst drein.
"Kann sie mich hören?", fragt er und ich nicke heftig. Zumindest innerlich.
Er fährt fort: "Charlotte, erinnerst du dich an die Flasche von Ella? So wie es aussieht, handelte es sich bei dem Inhalt um ein Gemisch aus diversen Pilzen und Beeren. Ein Schluck genügt, um ein ausgewachsenes Rind in Ekstase zu versetzen und du hast dir dummerweise die halbe Flasche reingezogen."
"Das war sehr unvernünftig von Ihnen!", raunzt mich der Sanitäter an.
Ich kann doch nichts dafür, ich hatte doch keine Ahnung!, möchte ich zurückgeben, schweige jedoch gezwungenermaßen. Stattdessen versuche ich einen wütenden Blick. In der Alicia habe ich mal gelesen, dass bei körperlich eingeschränkten Menschen die übrigen Sinne umso stärker werden. Möglicherweise gelingt es mir, mit Laserstrahlen aus meinen Augen zu schießen.
Ich unterbreche mein Vorhaben, als eine bekannte Stimme an mein Ohr dringt.
"Drogen? Sie hat Drogen genommen? Warum zum Himmel …? Pilze?"
"Hören Sie, Frau Wiese ist im Moment nicht ansprechbar, wir fahren sie jetzt in das Katharinenhospital, dort können Sie die Dame morgen besuchen."
"Jetzt hören Sie mal junger Mann! Bei dieser Frau handelt es sich um eine langjährige und tüchtige Mitarbeiterin, die mir vor ein paar Minuten völlig grundlos ein faules Ei an den Kopf geworfen hat. Ich werde ganz gewiss nicht bis morgen warten!"
"Oh mein Gott, das ist Herr Kreutzer. Bitte, bitte lasst ihn nicht herein!", flehe ich still.
Die Diskussion vor dem Rettungswagen reißt nicht ab und ich kneife meine Augen zusammen. Nichts und niemand wird mich dazu bringen, sie unter diesen Umständen wieder zu öffnen. Lieber lasse ich mich begraben.
Plötzlich fliegt die Tür auf und der Wagen schaukelt unter dem Gewicht des zugestiegenen Mannes. Man muss nicht studiert haben, um zu wissen, um wen es sich handelt. Jetzt kann mir nur noch eines helfen: Ich stelle mich tot. In der Tierwelt funktioniert das auch wunderbar.
"Frau Wiese, machen Sie die Augen auf. Sofort!"
Einen Teufel werde ich tun, denke ich noch, während ich schon kapitulierend in das Licht blinzle. Ich war noch nie ein Meister in solchen Geduldspielchen.
"Na also, geht doch."
Zu meiner Verwunderung sieht Herr Kreutzer eher besorgt als verärgert aus. Beim Anblick seines roten, von Eiern verklebten Haares, muss ich fast lachen. Welch Riesenglück, dass ich nach wie vor gelähmt bin. Die übrigen

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