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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
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kann: Er hat eine Vision. Eine Idee aus dem Kopf meines Chefs ist in etwa so zart und zurückhaltend wie ein ausgewachsener, hungriger Löwe. Sollte ihr jemand zu nahe treten oder gar etwas Böses anhaben wollen, wird er zermalmt, bevor er auch nur blinzeln kann. Ich hatte bereits das Vergnügen, ihm in diesem Zustand zu widersprechen. Ein Tanz mit dem Teufel, auf glühenden Kohlen und in einem Kleid aus Hornissen könnte nicht unangenehmer sein. Misstrauisch sinke ich auf den Stuhl mit der größten Entfernung und erwarte mein Schicksal.
"Frau Wiese, ich habe soeben mit der Geschäftsleitung über ihr Handicap gesprochen und dort ist man leider nicht ganz meiner Meinung."
Seine Miene verfinstert sich kurz, bevor er fortfährt: "Die Herren dort oben", naserümpfend nickt er in Richtung Decke, "möchten Sie trotz der erschütternden Ereignisse nicht aus dem Projektteam der Luckylife-Kampagne abziehen. Und das, obwohl ich Ihre momentane Überforderung und Instabilität mehr als deutlich gemacht habe."
Entsetzt schließe ich die Augen, gleich werde ich richtig wütend.
"Unglaublich, nicht wahr?", deutet Hr. Kreutzer meine Geste falsch. "Aber grämen Sie sich nicht, denn ich habe eine Wahnsinnsidee. Sie waren doch als Einzige, in gewisser Weise hautnah, in die PR-Planungen eingebunden und sind außerdem seit dem vergangenen Wochenende bekannter als ein bunter Hund."
Sein Satz klingt nicht wie eine Frage, aber da Herr Kreutzer mich anstarrt wie ein Schlange stehendes Kaninchen nicke ich zaghaft.
"Sensationell, dann sind Sie unser Mann, beziehungsweise unsere Frau!"
Bekräftigend haut er auf den Tisch. Meine Nervosität steigt proportional zu Herrn Kreutzers Euphorie, während er begeistert berichtet: "Wir benötigen für unsere Kommunikation eine Person, die sich durch sämtliche Angebote des Centers testet. Angefangen mit der Eröffnungswoche. Wie sollen wir denn ein Produkt vermarkten, das wir nicht kennen?"
Beifall heischend schaut er mich an und ich wackle zur Antwort wie ein Inder mit dem Kopf.
"Und jetzt kommen Sie ins Spiel, liebe Frau Wiese. Sie. Sind. Unser Versuchskaninchen!", sagt er so stolz als würde er mir gerade den Nobelpreis verleihen.
Von mir wird jetzt eindeutig ein Freudentanz oder ähnliches erwartet, allerdings habe ich zu wenig Pilze im Blut, um ein derartiges Schauspiel zu vollführen. So begnüge ich mich mit fassungslosem Gestammel.
"Was für eine, ähm, Ehre. Vielen Dank auch!"
"Ja, ist das nicht sensationell?"
Herr Kreutzer ist nicht mehr zu bremsen.
"Wir machen eine Riesen-Kampagne daraus, à la "Wir testen alles für unsere Kunden" So können wir auch Ihren peinlichen Auftritt als PR-Gag einbauen. Sie haben quasi für die Außenwelt vom Leben der Demonstranten gekostet. Ist das nicht genial?"
Ich nicke geplättet. Abgesehen davon, dass ich auf diesen Schwachsinn etwa so viel Lust habe, wie auf eine Darmspiegelung, ist die Idee gar nicht so übel. Zumindest habe ich so die Chance, meinen Ruf wieder herzustellen. Ohne eine weitere Reaktion meinerseits abzuwarten, springt Herr Kreutzer auf, eilt um den Tisch herum und drückt mir eine Broschüre in die Hand.
"In diesem Heft stehen alle Events, mit Datum und Uhrzeit vermerkt. Ich war so frei, die wichtigsten Veranstaltungen für Sie zu markieren. Nehmen Sie daran teil und schreiben Sie eine Beurteilung darüber. Der Rest der Woche steht Ihnen selbstverständlich für Ihre Recherchen zur freien Verfügung."
Mit diesen Worten werde ich abermals zur Tür geschoben, allmählich komme ich mir vor wie ein Einkaufswagen von Aldi.
"Ach, eines noch Frau Wiese,"
Ich drehe mich um.
"Ja?"
"Dieses Mal bitte ohne Drogen."
Dann schließt sich die Tür.

Am Ende meiner Kräfte trete ich den Heimweg an. Trotz der unerquicklichen Realitätsflucht am Samstag, verlangt mein Körper nach Alkohol. Glücklicher-weise ist meine Hausbar gut gefüllt, denn heute hätte ich ungern im Supermarkt um die Ecke eine Kiste Wein gekauft. So wie die Dinge in meinem Leben derzeit laufen, wäre ich an der Kasse mit Sicherheit meinem neuen Therapeuten in die Arme gelaufen, der mich dann endgültig eingewiesen hätte .
Kurz nach dem Rückzug in meine sichere Höhle, habe ich ein großes Glas mit dunkelroter Flüssigkeit gefüllt und lehne mich entspannt zurück. Mit geschlossenen Augen genieße ich den ersten Schluck des schweren Weines und das pelzige Gefühl auf meiner Zunge. Kasimir, der Treulose, hat sich bislang nicht blicken lassen, um mich mit seinem berühmten abfälligen

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