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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
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die Tür und blicke wie erwartet in zwei missbilligende grüne Augen. Diese gehören allerdings nicht Kordula, sondern meinem, bis eben noch vermissten, Kater. Erschrocken wandert mein Blick von Kasimir zu dem Mann, auf dessen Arm er sitzt. Dieser lächelt höflich.
"Tut mir leid, ich störe Sie ungern so spät am Abend. Mein Name ist Büttner, ähm, Martin Büttner, ihr neuer Nachbar. Ich bringe das Empfangskomitee des Hauses zurück."
Spitzbübisch weist Martin auf den Stubentiger, während ich den Unbekannten, mit den golden tanzenden Augen, nur sprachlos anstarren kann. Dieser Tag wird immer besser! Als mir mein unhöfliches Glotzen bewusst wird, räuspere ich mich.
"Hallo, ich bin Charlotte Wiese. Vielen Dank, dass Sie mir meinen Liebling zurückbringen, ich habe ihn schon überall verzweifelt gesucht", flunkere ich und streichle etwas zu überschwänglich über Kasimirs Fell.
Dieser reagiert wie üblich mit einem wohlgeformten Katzenbuckel und bösartigem Fauchen. Ich unterdrücke ein Knurren. So ein blödes Vieh, da brauche ich einmal seine Unterstützung und es fällt mir derart hinterhältig in den Rücken!
Von Kasimirs plötzlichen Stimmungswechsel überrascht, lässt Martin den Kater fallen. Dieser stolziert hochmütig in meine Wohnung und lässt mich mit meinem Traummann allein.
"Ich weiß gar nicht, wie mein Schatz entkommen konnte. So was macht er doch sonst nicht", stammle ich, nur um etwas zu sagen.
Ich will nicht, dass Martin geht.
"Machen Sie sich keine Sorgen, das war bestimmt meine Schuld", beruhigt mich seine sanfte Stimme. "Der Krach der Möbelpacker muss ihn angelockt haben. Und der Abstand zwischen unseren Balkonen ist ja nur ein Katzensprung", zwinkert Martin und ich breche in nervöses Lachen aus.
Dann stehen wir uns wieder zögernd gegenüber. Gerne würde ich Martin auf einen Willkommenstrunk in meine Wohnung einladen, aber so wie es dort derzeit aussieht, halte ich das für keine gute Idee. Mein momentaner Einrichtungsstil aus Rotweinflaschen und Taschentüchern würde auch den nettesten Mann in die Flucht schlagen.
"Ja also", beende ich das unangenehme Schweigen und verfluche meine Einfallslosigkeit.
"Tja dann", Martin scheint ebenfalls nachzudenken. "Vielleicht kann ich mich demnächst mit einem Drink für die ganze Aufregung revanchieren? Ich bin neu in der Stadt und allein macht es keinen Spaß, die Bars der Umgebung zu testen."
Er lächelt zaghaft und mir schießt ein Geistesblitz durch den Kopf.
"Gerne, letzte Woche hat ein neues Freizeitcenter in der Stadt eröffnet, das Luckylife. Eventuell könnten wir die Angebote gemeinsam ausprobieren?", frage ich und Martin nickt begeistert.
"Na dann, Sie wissen ja wo ich wohne."
Ich bin begeistert von meinem eigenen Witz und auch mein Nachbar lacht.
"Prima, ich freue mich darauf. Bis bald und gute Nacht."
"Gute Nacht Martin."
Strahlend schließe ich die Tür, wer hätte gedacht, dass sich der Tag noch so gut entwickeln würde?

"Der frühe Vogel kann mich mal." - Ein weiser Spruch, den ich vor Jahren im Urlaub auf dem T-Shirt einer Saufnase gelesen und seitdem zu meinem Leitsatz erkoren habe. Ich habe noch nie den Sinn der morgendlichen Bettflucht verstanden. Mir würde es nicht im Traum einfallen, mich unter der Woche freiwillig früher aus dem kuscheligen Bett zu quälen, um solchen Banalitäten wie dem gemeinsamen Frühstück mit dem Partner nachzugehen. Das könnte natürlich auch daran liegen, dass Kasimir ebenso ein Morgenmuffel ist und bis mindestens zehn Uhr seine Ruhe verlangt.
Heute ist jedoch alles anders. In meinem Bauch kribbelt es wie hundert Päckchen Brausepulver und ich schäume förmlich über vor Freude. Seit einer halben Stunde starre ich an die Decke und lasse die gestrigen Erlebnisse noch einmal Revue passieren. Natürlich laufen nur die angenehmen Erinnerungen vor meinem Auge ab, den Spießrutenlauf in der Agentur spare ich aus. Warum sollte ich mich auch unnötig mit der Vergangenheit belasten, jeder Tag ist schließlich der erste vom Rest meines Lebens! So formulierte es jedenfalls der Herr Nervendoktor. Früher hätte ich bei diesem Satz mit großer Wahrscheinlichkeit gewürgt, heute muss ich versonnen lächeln.
Voller Tatendrang richte ich mich auf und lasse die Beine aus dem Bett baumeln. Die ersten Sonnenstrahlen des Tages dringen durch die Jalousien und ich bin von ihrer intensiven Wärme zu dieser frühen Stunde erstaunt.
Wie spät es wohl sein mag? Vergeblich suche ich nach dem Wecker auf meinem Nachtisch,

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