Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
Blick zu strafen. Das ist sein Glück, heute kann ich für nichts garantieren und ich möchte ungern testen, ob Katzen wahrhaftig sieben Leben besitzen.
Mit schweren Knochen schleppe ich mich ins Wohnzimmer und falle kraftlos auf meine Couch. Auch das geht vorbei, denke ich und starre an die weiße Decke. Bilder des heutigen Tages schleichen sich unweigerlich in meinen Kopf und ich rolle mich stöhnend auf die Seite. So bemerke ich auch das rote Lämpchen des Anrufbeantworters und mein Magen zieht sich krampfartig zusammen. Ich hasse Telefone und ich hasse derartige Nachrichten. Sie sind wie tickende Zeitbomben, du kannst ihnen nicht entgehen und selten bergen sie etwas Gutes in sich.
Mit Grauen denke ich an jenen Tag zurück, als mein damaliger Freund Fred auf diese schreckliche Art und Weise unsere Verlobung löste. Dass ich zwischenzeitlich wieder über eine Bandansage verfüge, grenzt an ein Wunder.
Und auch heute erwarte ich keine positiven Nachrichten. Nach kurzer Überlegung fallen mir mehrere Möglichkeiten ein: Hagen, der mir böse Beschimpfungen hinterlässt, ein paar Drohanrufe wütender Demonstranten oder Kasimir, der sprechen gelernt und sich auf diese Weise von mir verabschiedet hat.
Kurzerhand beschließe ich das mahnende Blinken zu ignorieren.
Dieser Plan gelingt mir erstaunliche fünf Minuten lang, dann siegt meine Neugier. Darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an, denke ich und drücke die Abhörtaste. Hastig nehme ich einen Schluck Wein, bevor die Ansage beginnt.
"Sie haben drei neue Nachrichten."
Oha, na dann mal los.
"Hallo Lottchen, hier spricht Peggy. Wie geht es dir denn so?", flüstert es kleinlaut vom Gerät, bevor meine Freundin sich selber beschimpft.
"Was für 'ne blöde Frage, sorry! Ich bin einfach nicht gut in solchen Dingen, also noch mal von vorn."
Es entsteht eine kurze Pause, in der sich meine Freundin hörbar um Fassung bemüht. Kurz darauf geht es weiter und Peggys Stimme klingt nun seltsam steif.
"Charly, ich habe von deinem Problem gehört und ich werde dir helfen!"
Der Monolog gerät erneut ins Stocken und lautes Schluchzen ist nun zu hören.
"Oh Gott, wem will ich etwas vormachen? Das ist alles so schrecklich! Ich hatte ja keine Ahnung, wie es um dich steht. Eine schöne Freundin bin ich!"
Es ertönt lautes Schnäuzen, bevor sie mit belegter Stimme fortfährt: "Charly, ich muss mich erst mal sammeln. Melde dich doch bitte, wenn du wieder da bist, ja?"
Damit legt sie auf.
Na toll, sogar meine Mädels denken, ich sei Großkundin der kolumbianischen Mafia. Missmutig lasse ich mich auf die Sofakante sinken und warte den zweiten Anruf ab.
"Hallo Charly, ich weiß, dass du da bist, nimm den Hörer ab!"
Kordulas unverwechselbar herzlose Stimme lässt die Raumtemperatur um mehrere Grad sinken.
"Nun gut, wie du willst, aber irgendwann musst du mit uns reden, ob es dir passt oder nicht. Ich habe keine Ahnung, was am letzten Wochenende abgelaufen ist und welche Rolle du in diesem Theater spielst. Aber ehrlich, du und Drogen? Das glaubst du ja wohl selbst nicht! Eher entsage ich dem Alkohol! Also Fräulein, du bist uns eine Erklärung schuldig. Melde dich! Bitte."
Na also, das klingt doch schon viel besser. Ich muss grinsen und mein Lächeln wird breiter, während ich nun Elkes Ansage lausche.
"Pssst, Charly! Ich bin’s, Elke. Kannst du mir was von dem Zeug besorgen? Ich bezahle auch bar", haucht sie geheimnisvoll, bevor sie in Gelächter ausbricht. "Charly, ich liebe dich! Du musst mir unbedingt alles erzählen. Was für 'ne Wahnsinnsstory! Bis bald."
Ich richte mich auf, schlagartig geht es mir viel besser. Nach den Reaktionen der Mädels ist die Welt nicht mehr ganz so grau und ich freue mich darauf, ihnen alles zu berichten.
Mein Optimismus wächst. In der Agentur ist dieser Vorfall bestimmt auch bald vergessen. Ich muss nur für ein paar Gerüchte sorgen und mein Absturz ist vergessen. Vielleicht sollte ich der Friederika ein paar Kugelschreiber in die Kittelschürze schmuggeln, Diebstahl von Büroartikeln ist ja schon lange kein Kavaliersdelikt mehr.
Erleichtert schenke ich mir nach und fläze mich mit dem Telefon gemütlich in die Kissen. Ich wähle Elkes Nummer, als die Türklingel lässt mich hochfahren lässt. Wer kann das um diese Uhrzeit noch sein? Womöglich hat sich die Bande spontan für einen Überraschungsbesuch entschieden? Fröhlich springe ich auf. Ein wenig Aufmunterung kann nicht schaden, dafür ertrage ich auch Kordulas vorwurfsvollen Blick. Stürmisch öffne ich
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