Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
dir helfen?"
Martins Wechsel zum Du ist der Situation durchaus angemessen und lässt mein Herz höher schlagen.
"Nein danke, schon okay, das passiert mir öfter", wehre ich ab, bevor mir der Sinn meiner Worte klar wird.
Kasimir scheint mit seinem Werk mehr als zufrieden zu sein. Hochnäsig stolziert er an mir vorbei, wobei er mit seinem buschigen Schwanz provozierend an meiner Nase entlang streift. Das war's, mit dieser Aktion hat der Kater endgültig seinen Einzug in das städtische Tierheim besiegelt!
Da Martin mich nach wie vor ungläubig anstarrt, setze ich mich auf und erkläre wenig geistreich: "Ich wollte Skifahren gehen und bin umgefallen."
Mit sorgenvollem Blick beugt sich mein Nachbar über mich und mir wird heiß und kalt.
"Charlotte?"
Seine leicht raue Stimme löst eine Gänsehaut in meinem Nacken aus.
"Ja?", hauche ich und schließe die Augen.
"Wie viele Finger zeige ich?"
"Was?"
Perplex glotze ich auf seine Hand, die wenige Zentimeter vor meinem Gesicht schwebt.
"Wieee viiiiele Finger?", wiederholt Martin nun langsamer.
"Drei", sage ich knapp, um die Demütigung zu überspielen.
"Vier, zwei, wieder drei", fahre ich fort und Martin beruhigt sich mit jeder richtigen Antwort.
Nach dem bestandenen Sehtest zieht er mich auf die Beine und versucht dabei höflich meinen nackten Hintern zu ignorieren. Als dieser wieder bedeckt und den Umständen angemessen bekleidet ist, erspäht Martin die braunen Flecken auf meinen Oberschenkeln.
"Ach du Schreck! Sag bloß nicht, dass ich und meine blöde Kaffeetasse das waren."
Ich schüttle energisch meinen Kopf, doch Martins clevere Augen wandern schon weiter zu der Lache auf dem Flur.
"Vielleicht ein bisschen", gebe ich kleinlaut zu, "aber das ist nicht schlimm, ehrlich. Ich habe sowieso keine Lust, Skifahren zu gehen."
Meine Worte lassen neue Sorgenfalten auf Martins Stirn entstehen. Sanft schiebt er mich zurück in die Wohnung und drückt mich auf das Sofa.
"Und jetzt noch mal von vorn. Was ist mit dir und Skifahren?"
Ich hole tief Luft, dann fasse ich die letzten Ereignisse kurz und möglichst wenig bildhaft zusammen. Mein Nachbar nickt während des Berichtes nur stumm. Als meine Ausführungen zu Ende sind, zuckt es verdächtig um Martins Mundwinkel und ich beäuge ihn skeptisch. Wenn er jetzt lacht, schließe ich mich für den Rest der Woche in meiner Wohnung ein und ernähre mich von leckerem Katzenrollbraten.
Als könne er meinen Vorsatz erahnen, zeigt Martin - trotz bebender Unterlippe - nicht den Hauch eines Lächelns. Stumm und ratlos stehen wir uns gegenüber.
"Kaffee?", breche ich das Schweigen und damit auch das Eis. Ein unerwarteter Lachkrampf schüttelt mich und auch für Martin gibt es kein Halten mehr. So kichern wir, bis uns die Bäuche weh tun.
"Ach Charlotte", japst Martin zwischen zwei Atemzügen, "ich wusste dass du eigentlich Humor hast."
Ich weiß nicht so recht, was ich darauf sagen soll, aber Martin spricht bereits weiter. "Also, was steht heute sonst noch auf deinem Plan, außer Skifahren?"
Genervt rolle ich mit den Augen und gehe zum Tisch, um ihm meine Auflistung zu zeigen.
"Lauter spannende Erlebnisse warten auf mich", motze ich ironisch während er interessiert den Ablauf studiert. Als Martin aufschaut, blitzen seine Augen frech.
"Das klingt doch gar nicht so übel", sagt er und ich suche einen Hinweis auf Sarkasmus in seinem Gesicht.
"Ehrlich Charlotte, das wird bestimmt lustig!"
Oh Gott, ich bin enttäuscht. Martin meint das tatsächlich ernst. Und ich dachte, wir lägen auf einer Wellenlänge.
"Na dann kannst du ja den ganzen Mist für mich machen", maule ich bockig und Martin tritt näher.
"Warum eigentlich nicht? Lass uns deine Testwoche doch gemeinsam durchziehen. Dann musst du dich nicht alleine durchschlagen und ich bekomme einen Eindruck von meiner neuen Stadt."
"Du machst wohl Witze?!"
Martin schüttelt den Kopf.
"Das ist mein voller Ernst! Sieh mal, ich kenne doch noch niemanden hier und mein Job beginnt erst am kommenden Montag. Soll ich ernsthaft die ganze Woche nur mit Auspacken verbringen?"
Misstrauisch mustere ich mein Gegenüber. Martins ehrliche Augen zerstreuen meine letzten Zweifel und ich führe einen Freudentanz auf - innerlich. Entweder ist mein neuer Nachbar mehr als einsam oder - und diese Möglichkeit lässt mein Herz schneller klopfen - dieser Traummann interessiert sich für mich! In jedem Fall profitiere ich davon. Die zusätzliche Sichtweise eines Mannes kann ich prima in meine Kampagne einbauen.
"Super", strahle
Weitere Kostenlose Bücher