Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
stand, war im Alter von fünfzehn Jahren auf einer Klassenfahrt. Ich werde nie meine Angst vergessen, während ich schweißgebadet versuchte, mehr oder weniger erfolgreich den Berg hinunter zu wedeln. Oder die Anstrengungen auf dem verdammten Langlauf, zu dem ich am nächsten Tag, aufgrund einiger spektakulärer Stürze, verdonnert wurde.
Das Schlimmste an allem war jedoch die unerträgliche Kälte! Welcher halbwegs normale Mensch empfindet Spaß, während sich ein fieser Gefrierbrand zwischen seinen Zehen einnistet? Da liege ich doch lieber bei dreißig Grad am Meer und lasse mir die Sonne auf den Bauch scheinen. Mit einem Strohhalm im Mund, statt sperrigen Stöcken in den dick verpackten Händen. Hätten die Herren vom Management nicht eine Art Strandparadies unter der Center-Glocke planen können? Darauf kommt mal wieder keiner!
Egal, mich aufzuregen hilft mir nicht weiter und kostet nur wertvolle Zeit. Der sogenannte Spaß beginnt in zwei Stunden, und ich muss mich noch gründlich darauf vorbereiten. Wenn ich schon wie ein Mammut auf Rollschuhen den Abhang hinunter donnere, möchte ich wenigstens gut dabei aussehen.
Was mir auch gelingt. So lautet mein Urteil, als ich mich vierzig Minuten später wohlwollend im Flurspiegel betrachte. Selbstbewusst und ganz in Weiß drehe ich mich um meine eigene Achse. Mein Outfit hat gleich mehrere Vorteile, zum einen sehe ich mega-stylish aus, zum anderen birgt die helle Kleidung die Chance, vor dem beschneiten Hintergrund unsichtbar zu werden. In meinen Händen balanciere ich Mütze, Handschuhe und Sonnenbrille, während ich unbeholfen aus der Tür stolpere.
Blitzartig dreht sich der Flur um hundertachtzig Grad. Das Nächste was ich auf dem Rücken liegend erblicke, ist die Decke unseres Treppenhauses. Verwirrt starre ich in die Luft. Ich benötige ein paar Sekunden, dann richte ich mich auf und suche den Gegenstand, der für meinen Sturz verantwortlich ist.
Ich werde schnell fündig. Mein Blick fällt zuerst auf die umgefallene Kaffeetasse, dann auf meine braun gesprenkelte Hose.
"Was zum Teufel …", fluche ich. "Wer stellt denn hier solche Fallen?"
Ich könnte heulen vor Wut, heute geht aber auch alles schief. Schniefend nehme ich den beiliegenden Zettel und lese:
"Guten Morgen Charlotte. Ich hoffe, Ihnen schmeckt der Eiskaffee, ich freue mich auf einen zweiten mit Ihnen! Besuchen Sie mich einfach, wenn Ihnen danach ist. Sie wissen ja, wo ich wohne …
Liebe Grüße, Martin"
Mein Ärger und die Schmerzen des Aufpralls sind schlagartig verflogen, die Geste finde ich sehr nett von Martin. Er kann ja nichts für meine Unachtsamkeit.
Mühsam rapple ich mich auf und schleiche zurück in meine Wohnung, zum Glück gibt es keine Zeugen dieses peinlichen Auftritts. Ich ziehe ernsthaft in Erwägung, die Schneehasen zu versetzen und den Termin sausen zu lassen. Streng genommen hatte ich gerade einen Arbeitsunfall und muss mich erst einmal von meinem Schock erholen.
Zaghaft humple ich an den Küchentisch und betrachte skeptisch den weiteren Verlauf der Woche. Was ich lese, versetzt mich nicht gerade in Verzückung. Herr Kreutzer war so frei, meine selbstständige und unabhängige Arbeit ein wenig einzugrenzen oder besser gesagt in festgesetzte Bahnen zu lenken. Sämtliche Termine sind mit roten Kreisen umrandet und meine Freiheit winkt mir zum Abschied wehmütig mit dem Taschentuch zu. Beim Anblick der bevorstehenden Veranstaltungen schmerzt meine eben geprellte Hüfte noch ein wenig mehr und ich beschließe, dass die kommenden Demütigungen für unsere Kampagne ausreichen müssen.
Entschlossen stake ich in Richtung Bad und pelle mich auf dem Weg dorthin aus meiner Hose. Die nassen Stellen haften mit der Kraft eines Sekundenklebers an meinen Schenkeln und so hüpfe ich bald auf einem Bein fluchend über den Flur. Meine Unsportlichkeit bestätigt sich ein weiteres Mal, als ich unsanft auf dem Boden lande. Bei dem Versuch, mich aufzurappeln, verstricke ich mich nur noch mehr und kapituliere am Endes erschöpft und den Tränen nahe. Schlimmer kann der Tag nicht werden, denke ich, als ein kalter Luftzug über mein Bein streift.
Was für ein Irrtum!
Der Anblick zweier - im Gegensatz zu mir bekleideter - Beine in meiner Eingangstür lässt mich erschrocken in die Höhe fahren und mir bietet sich ein bekanntes Bild. Auch Martin ist peinlich berührt von der Situation und stammelt mit rotem Kopf.
"Oh Charlotte, das tut mir leid. Ich wollte nicht … dein Kater war im Treppenhaus … kann ich
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