Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
Ohr.
Ich runzle die Stirn. Wie kommt Martin denn darauf, dass ich auf andere Männer hoffe? Ist er am Ende genauso unsicher und voller Selbstzweifel, wie ich? Das wäre zu schön, um wahr zu sein!
Wenige Minuten später öffnet sich tatsächlich die Tür und ein Schwung junger Männer kommt herein. Ihren T-Shirts und den lautstarken Ausrufen nach zu urteilen, wollten die Herren ursprünglich zur Bowlingnight und haben sich im Tag vertan. Der Anblick des Damenschwarms durch die verglasten Scheiben, muss sie dazu bewegt haben, das Beste aus der angebrochenen Nacht zu machen. Nun, da eine Gruppe Bowlingmänner unserem Kurs beigetreten ist, entspannt sich mein Puls. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, nicht mehr zur Lachnummer des Abends zu werden. Erleichtert strahle ich wie Plutonium und Martin zwinkert mir fröhlich zu.
Dann geht es los. Ein attraktives südländisches Paar tritt in die Mitte des Raumes und klatscht auffordernd in die Hände. Martin behielt Recht. Nach ein paar überschwänglichen Worten der Begrüßung durchlaufen wir zunächst eine sogenannte Schrittschule.
Meine Aufregung legt sich nach wenigen Minuten und ich beginne eifrig mit den Hüften zu wackeln. Dank Martins Vorbereitung bin ich den aufgebrezelten Tanzmäusen weit voraus und habe keine Scheu, dies auch zu zeigen. Ich könnte noch ewig mein Becken hingebungsvoll kreisen lassen, als eine üppige Blondine ihre ungefragte Meinung kundtut. Lautstark und mit lüsternem Blick beklagt sie sich über die fehlenden Paartänze.
"Dafür sind wir doch hier", kichert sie kokett in Martins Richtung und die Runde lacht.
Ich lache mit zusammengekniffenem Mund und dem innigen Verlangen, die Schnepfe zu erwürgen. Doch leider ist mein Alkoholpegel inzwischen merklich gesunken, so dass ich mich erstens nicht traue und zweitens nicht auf unzurechnungsfähig plädieren könnte. Das hübsche Latinopaar wechselt einen kurzen Blick und nickt anschließend zustimmend.
"Okay, ihr habt die Lady gehört, jetzt wird getanzt! Seid ihr bereit für heiße Moves?", ruft der sexy Tänzer und die Kursteilnehmer johlen.
"Gut, dann schnappt sich jetzt jeder einen Partner und nimmt die Ausgangsposition ein."
Suchend drehe ich mich um, kann Martin im aufsteigenden Trubel allerdings nirgends entdecken. Zudem versperrt mir ein breitschultriger Mann mit Kegeln auf dem T-Shirt die Sicht.
"Darf ich bitten?", fragt er übertrieben förmlich und macht einen Knicks. Ein anderes Mal hätte ich über seinen Scherz gelacht, heute bin ich zu enttäuscht.
"Aber gerne", sage ich tonlos und lasse mir in den nächsten Minuten widerstandslos auf den Füßen herumtreten.
Während wir uns langsam drehen, sehe ich mich unauffällig nach Martin um. Ich entdecke ihn am anderen Ende des Saales, mit der vorlauten Blondine tanzend. Als sich unsere Blicke treffen, formt er einen nach oben gestreckten Daumen und mein Herz sackt zusammen. Na toll, da lasse ich ihn kurz aus den Augen und der Herr sucht sich schon eine andere. Dem werde ich's zeigen! Flirtend wende ich mich meinem Partner zu, der sich, von meinem Sinneswandel überrascht, jetzt richtig ins Zeug legt.
Der Rest des Kurses vergeht viel zu langsam und schmerzhaft und ich sehne das Ende herbei. Als die Stunde endlich vorbei ist, habe ich die Nase voll und abgesehen von blauen Zehen, eine Mega-Wut im Bauch. Ich will nur noch eines, nach Hause.
"Möchtest du noch was trinken gehen?"
Tim, zweiunddreißig Jahre alt, Triebwerksmechaniker und Fan der Toten Hosen, scheint sich inzwischen ernsthafte Chancen ausgerechnet zu haben. Mein unwirsches Kopfschütteln tut mir beinahe leid.
"Ich muss morgen früh raus", versuche ich eine schwache Erklärung.
"Vielleicht ein anderes Mal?", fragt er hoffnungsvoll.
"Ja, mal sehen. Also, tschüss", verabschiede ich mich und stürme zum Ausgang ohne mich umzudrehen.
Martin kennt ja den Weg und findet allein nach Hause. Vermutlich will er den Abend auch mit seinem neuen Herzblatt fortsetzen, denke ich bitter und schlüpfe in meine Jacke.
Vor der Garderobe holt mich Martin ein.
"Ist alles okay, Charlotte? Geht es dir gut?"
Seine Augen schauen mich gleichzeitig sanft und eindringlich an und ich fühle mich ertappt.
"Alles gut, ich bin nur müde."
"Warum hast du dem armen Kerl denn eine Abfuhr erteilt? Du hast sein Herz gebrochen!", witzelt Martin, aber ich spüre auch Ernst in seiner Frage mitschwingen.
Sein Bedauern macht mich noch wütender.
"Nicht mein Typ", meine ich knapp. "Und bei dir?", frage ich mit
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