Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
kann.
"Wann stellst du uns denn dein Zuckerbärchen mal vor?", nervt Kordula und ich kann ihre Gedanken lesen.
"Er sieht wirklich gut aus, Kordula", seufze ich. "Keine hässliche Narbe durchzieht sein Gesicht und er hat auch keine Schuppen, die ihm ständig auf die zu schmächtigen Schultern rieseln."
Meine Freundin schweigt enttäuscht.
"Aber es gibt schon einen kleinen Haken", flüstere ich und komme blitzartig wieder in den Genuss ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit.
"Erzähl!"
"Ich möchte nicht am Telefon darüber sprechen. Außerdem will ich die Sache noch ein wenig beobachten, bevor ihr mir alles zerstört."
Kordula hat eine bessere Idee: "Wir könnten doch mal wieder einen Mädelsabend machen. Es ist ja eine halbe Ewigkeit her, dass wir miteinander geklönt haben."
"Geklönt? Aus welchem Jahrhundert hast du denn das Wort geklaut?"
"Jetzt lenk bloß nicht ab oder kannst du dich nicht von deinem Martin losreißen?"
In der Tat lässt die Vorstellung eines Abends ohne ihn, mein Herz schmerzhaft zusammenziehen, aber eher würde ich mir einen Knopf an die Backe nähen, als dies vor Kordula zuzugeben. Womöglich steigere ich mich tatsächlich ein wenig zu sehr in unsere "Beziehung" hinein.
"Abgemacht, ich bin dabei."
"Abgemacht!", bestätigt auch Kordula triumphierend.
Die Vorfreude auf einen kleinen schmutzigen Haken hat sie sichtlich wieder belebt.
"Dann bis bald", höre ich noch, dann hat sie auch schon aufgelegt.
Jetzt können die Buschtrommeln ihre Arbeit aufnehmen, denke ich missmutig.
Meine schlechte Laune hält jedoch nicht lange an, viel zu sehr freue ich mich auf den heutigen Nachmittag. Wenn ich daran denke, mit welchem Unbehagen ich Martin und dem Salsa-Kurs am ersten Tag gegenüber trat, kann ich nur lächelnd den Kopf darüber schütteln. Meine Angst, mich vor ihm zu blamieren, war nicht nur unnötig wie ein Laubsauger im Fichtenwald, sondern wie sich inzwischen herausstellte, auch vollkommen absurd. Martin würde es sogar charmant finden, wenn ich betrunken und mit einem Schlüpfer auf dem Kopf, an einem Fahnenmast hängend "You never walk alone" grölen würde. Dabei hasst er Fußball.
Lächelnd schenke ich mir Kaffee nach und mache es mir mit meinen Notizen auf dem Balkon gemütlich. Inzwischen habe ich mich an mein Lotter…, äh, an mein Leben als freie Mitarbeiterin gewöhnt und genieße die Arbeit wie lange nicht mehr. In den vergangenen Tagen habe ich so viel erlebt und ausprobiert, wie zuletzt als pickeliger Teenager mit diversen Hautreinigungsmittelchen. Und im Gegensatz zu damals habe ich mich dabei auch noch amüsiert!
Dabei blieb bisher allerdings nur wenig Zeit, um meine, oder vielmehr unsere, Bewertungen in eine schöne Präsentation einzubauen. Da ich dem Vorstand ungern einen Haufen Fresszettel auf den Tisch legen möchte, wird es allmählich Zeit, mich mit dem mühsamen Teil der Aufgabe zu befassen. Amüsiert gleitet mein Blick über die Ansammlung von Papieren, die wir für unsere Notizen verwendet haben. Sogar eine Brötchentüte befindet sich darunter und ich klappe entschlossen meinen Laptop auf. Zuerst werde ich alle Notizen fein säuberlich zusammenfassen, später kann ich mir eine würdige Präsentation überlegen. Ich denke dabei an etwas Ausgefallenes, etwa in Form eines ausrangierten Adventskalenders oder einer bunten Eierkarton-Collage. Immerhin hat Herr Kreutzer selbst, mich zur Kreativität aufgerufen.
Beflügelt beginne ich den Wochenplan in die erste Spalte meiner Tabelle zu übertragen. In der zweiten Reihe fasse ich unsere Beurteilungen zusammen und reserviere die Letzte für ein Fazit in Schulnotenmanier. Während ich tippe, schwelge ich in Erinnerungen. Wie in einem Film laufen die Erlebnisse vor meinem inneren Auge ab und ich muss unweigerlich lächeln. Als ich eine von Martins Notizen durchlese, verbreitert sich mein Grinsen.
"Schrecklich! Essen ist super, Kochen unerlässlich, aber muss es immer Bio, fettarm & Co. sein? Wo bleibt das gute alte Fleisch in unserer Gesellschaft? Minimale Portionen, davon hauptsächlich Gemüse und Fisch - sollen wir Männer ausgerottet werden? Oder aus den Städten vertrieben? Zurück in den Wald zur Selbstversorgung, natürlich mit Fleisch! Muss ständig an Asterix und Obelix denken und wünsche mir nichts sehnlicher als ein Wildschwein auf meinen Teller. Note: 4-5"
Dieser Zettel entstand eindeutig nach unserem Singlekochkurs am Mittwoch. Später habe ich Martin aufgeklärt, dass das Thema "Kochen mit Spaß, aber ohne Fett" lautete
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