Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
und ihn damit etwas versöhnen können. Dennoch vertrat er die Meinung, dass gerade Singles sich etwas gönnen sollten, wo sie doch nur sich selbst zum Kuscheln und Warmhalten haben. Dem Argument konnte ich nichts entgegensetzen und so gingen wir im Anschluss in Archis Burger-Bar.
Der nächste Eintrag trieft förmlich vor Lob und Begeisterung, obwohl der Karaokeabend anfangs die gegensätzlichsten Gefühle in uns hervorrief. Bei mir waren es Bauchschmerzen und Übelkeit, bei Martin löste der Anblick der Maschine eine "Vibratorenkolonne unter der Haut" aus. So lauteten seine Worte. Nach einigen Schnäpsen, die an diesem Abend wohlweislich umsonst verteilt wurden, gab ich Martins Drängeln nach und wir sangen ein Duett von Sheryl Crow und Sting: "Always on your side".
Martins tiefer Blick aus seinen braunen Augen jagte mir eine Reihe von Schauern über den Rücken und ich musste mich zusammenreißen, um nicht auf der Bühne loszuheulen. Alkohol verstärkt meine emotionale Seite leider mehr, als es mir und meiner Umgebung guttut und so war ich froh, ohne triefende Rotznase wieder an der Bar zu stehen. Das Hochgefühl, das anschließend durch meinen Körper strömte, war einfach unbeschreiblich. Es schien, als könnte ich problemlos den höchsten Berg erklimmen, Bäume entwurzeln und sogar meinen jährlichen Zahnarzttermin in Angriff nehmen. Euphorisch stürmte ich von Neuem zur Liederliste und trug Martin und mich für eine weitere schnulzige Ballade ein. Als wir eine halbe Stunde später wieder aufgerufen wurden, musste ich feststellen, dass diese Euphorie - leider schade - nicht länger als zehn Minuten anhält. Mit schlotternden Beinen betrat ich die Bühne, nur um sie nach dem Lied wieder selig in Richtung Liederliste hinunterzuschweben.
Das Ganze haben wir mehrere Male wiederholt und gingen erst, als Martin mir ins Ohr nuschelte: "Charlotte, du singst beschssn wnn du bssffn bst."
Für diesen Satz entschuldigte er sich überschwänglich am Morgen danach, nur deshalb kann ich mich überhaupt daran erinnern.
Dem Himmel sei Dank stand am nächsten Tag nur Wellness und Kickboxen auf unserem Plan. Eine weitere Feier hätten wir nicht überlebt. Clever beschlossen wir, mit dem Kickboxen zu beginnen, um uns hinterher im Spa-Bereich für die Anstrengungen belohnen zu können. Bewegung soll bekanntlich ein hervorragendes Mittel gegen einen Kater sein und Geist und Körper erfrischen.
So viel zur Theorie. Wir sahen schon zu Beginn wie die Verlierer des vorangegangenen Kurses aus und ich musste mich mehrmals auf die Matte setzen, weil mich eine Welle der Übelkeit überrollte. Martin hielt sich etwas besser auf den Beinen und raunte unserem Kursleiter zu: "Sie hat einen schwachen Kreislauf." Seine Schnapsfahne erzählte dagegen ihre eigene Geschichte und so wurden wir bald höflich der Gruppe verwiesen. Glücklicherweise, denn anschließend waren wir mehr als froh, unsere Knochen im Jacuzzi entspannen zu können und nach den fettigen Fritten an der Poolbar kehrten auch unsere Lebensgeister zurück.
Stirnrunzelnd lese ich unsere Beurteilung. Die beste Note erteilten wir an diesem Tag der leckeren Currywurst, das sollte ich eventuell ändern.
Obwohl mich die Woche gelehrt hat, aufgeschlossen und unvoreingenommen zu sein, sehe ich dem heutigen Termin mit großer Sorge entgegen. Speeddating fand ich schon immer etwas bizarr. Wie soll ich denn einer wildfremden Person innerhalb von fünf Minuten ein wahrheitsgetreues Bild über mich vermitteln? Jeder präsentiert sich bei diesen Gesprächquickies doch nur von seiner Schokoladenseite und spielt dabei eine völlig fremde Rolle. Spätestens beim zweiten Treffen wird dir klar, dass dein Gegenüber nicht nur zweieinhalb Minuten, sondern auch einen ganzen Abend mit Vorträgen über die verschiedensten Teesorten der Welt füllen kann, während sich dieser erstaunt fragt, wo das aufregende Dekolleté von neulich geblieben ist. Hinzu kommt, dass ich noch nie über eine gute Menschenkenntnis verfügt habe. Leute, die ich zuerst super nett finde, entpuppen sich später meist als hinterhältig, gemein oder einfach nur blöd. Das gleiche gilt auch für den umgekehrten Fall. Folglich sollte ich dem langweiligsten Mann meine Nummer in die Hand drücken, in der Hoffnung so das System zu knacken.
Aber das ist nicht meine größte Sorge. Was, oder vielmehr wer, mir die meisten Bauchschmerzen verursacht, ist meine Begleitung. Ich kann nicht sagen, was mich mehr stört: Die zehn bis zwanzig
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