Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
Rücken. Auch die anderen schweigen und ich bin dankbar, dass sie mich mit den üblichen inhaltslosen Floskeln verschonen. So trinken wir stumm den restlichen Sekt, bis Peggy als Erste zu sprechen wagt.
"Was is‘n das für ein Geschenk?"
Verdutzt hebe ich den Blick, das hatte ich völlig vergessen. Gemeinsam spähen wir in den Umschlag und fischen eine Karte mit der fetten Aufschrift "26" heraus.
"Die Tombola!", entfährt es mir.
"Tombola? Oh Mann, die Achtzigerjahre haben angerufen, sie wollen ihr Wort zurück", versucht Elke einen mageren Scherz und wir lachen schwach.
"Nenn es wie du willst, am Anfang der Woche haben Martin und ich jedenfalls an einem Gewinnspiel teilgenommen."
"Und anscheinend habt ihr nicht nur den Trostpreis gewonnen."
Kordula betrachtet die an der Karte befestigten Tickets und pfeift durch die Zähne.
"Eine Kreuzfahrt, nicht schlecht."
"Was? Lass sehn!"
Ungeduldig reiße ich ihr das Papier aus der Hand. Wahrhaftig, zwei Tickets für eine vierzehntägige Kreuzfahrt und zwar …
"Nächste Woche!", rufe ich aus und Elke eilt in die Küche.
"Dann ist ja doch alles gut!", ruft sie und lässt einen weiteren Korken knallen.
Ich bin versucht, ihr klar zu machen, dass eine blöde Reise noch lange kein Ersatz für Martin ist.
"Öhem, Charly", räuspert sich Peggy, die gerade eingehend die beiliegende Broschüre studiert.
Kordula denkt praktisch.
"Für wie viele Personen?", fragt sie und ich schaue nach.
"Charly, du solltest kurz ...", versucht Peggy sich erneut Verhör zu verschaffen.
"Merkwürdig, nur für eine Person", murmle ich leise.
"Was soll denn der Scheiß?", kräht Elke die neuen Gläser mit einer Hand balancierend.
Peggy hustet inzwischen wie ein neunzigjähriger Raucher.
"Was ist?", fahren wir sie aus einem Munde an.
"Das ist 'ne Singlekreuzfahrt!", blafft sie zurück und ich stöhne auf.
"Na super, jetzt wissen wir, wie groß Martins Interesse an mir ist. Anstatt um mich zu kämpfen, verschwindet er aus meinem Leben und schenkt mir zum Abschied noch eine Kreuzfahrt ins Liebesglück."
Verärgert puste ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Schau doch mal, ob Kondome beiliegen", kichert Elke, die sofort durch Kordulas eisigen Blick zum Schweigen gebracht wird.
Auch ich starre wütend in die Runde.
"Das ist alles eure Schuld! Durch eure blöden Ideen habe ich Martin für immer verloren!"
Elkes Grinsen verschwindet schneller als ein Steak aus Kasimirs Fressnapf.
"Wie kannst du so etwas sagen? Wer war dauernd für dich da und hat dir geholfen?", rechtfertigt sich Kordula.
"Tolle Hilfe, vielen Dank! Wenn ich mal wieder einen Rat brauche, der mein Leben zerstört, komme ich gerne auf dich zu", schieße ich zurück.
Kordulas Augen blitzen vor Ärger. Einen kurzen Augenblick befürchte ich, dass meine Freundin sich auf mich stürzt. Stattdessen erhebt sie sich hoheitsvoll.
"Bitte, wenn meine Hilfe nicht erwünscht ist …"
Sie geht zur Tür.
"Mädels, Mädels! Nicht doch!"
Peggy läuft panisch zu der aufgebrachten Kordula, während Elke mich unsanft in die Seite kneift.
"Autsch!", fauche ich, doch Elke weist nur mit beschwörendem Kopfzucken in Kordulas Richtung.
"Was denn, soll sie doch gehen und ein anderes Leben verpfuschen", maule ich.
Aus meinem Flur ist ein Aufschrei und wütendes Stapfen zu hören. Kurz darauf vernehme ich ein Klacken, gefolgt von einem lauten Knall. Ich vermute, dass Kordula die Tür zu öffnen versucht, während sich Peggy von innen dagegen schmeißt. Das Gerangel wird lauter und ich verabschiede mich im Geiste von meiner Einrichtung. Als ein Schmerz meinen Fuß durchfährt, stelle ich fest, dass Elkes Absatz es sich auf meinem Zeh gemütlich gemacht hat.
"Willst du nicht endlich etwas unternehmen?", zischt sie mir zu und ich stehe ächzend auf.
In meinem Flur ist es inzwischen ruhiger geworden. Die zwei Raufboldinnen sitzen umklammert und schnaufend vor der Tür und gönnen sich eine kleine Pause von ihrem Kampf.
"Mädels, wir müssen unbedingt mehr Sport machen", kommentiert Elke den Anblick trocken und wir brechen in hysterisches Gelächter aus. Erst als Frau Schwarz laut an meine Tür klopft, kann ich mich wieder beruhigen.
"Alles in Ordnung Frau Schwarz!", brülle ich durch die geschlossene Tür. Dieses Bild möchte ich ihr lieber ersparen.
"So, da inzwischen so gut wie jeder seine Jacke anhat, können wir ja los."
Elke nutzt die Gunst der Stunde und drängt uns aus der Wohnung.
"Hmm, jetzt ein Hefeweizen", freue ich mich draußen.
"Nana, Bier auf Wein, das lass
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