Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
wäre die, für die ich mich ausgebe. Sofort würde ich ihm das nötige Kleingeld geben, um seinen Hundeblick in ein Lächeln zu verwandeln. Kopfschüttelnd verdränge ich die deprimierenden Bilder.
"Schluss mit dem Trübsal blasen. Heute und hier sind wir glücklich und frei", rufe ich aus.
Und meinetwegen auch Juniorpartnerin einer Werbeagentur, füge ich im Geist hinzu. In diesem Augenblick erklingt ein Limbo und dutzende von Männer in Hawaihemden sowie Frauen in viel zu kurzen Röcken bilden eine Schlange. Bereit, sich zum Deppen zu machen.
"Möchtest du auch ein neues Rückenleiden?"
Allein das amüsierte Funkeln seiner Augen bringt mich zum Lachen. Wir haben den gleichen Humor, allein deshalb liebe ich ihn.
Hoppla, denke ich tatsächlich schon an Liebe? Ich kenne diesen Mann doch erst wenige Tage! Normalerweise brauche ich eine Ewigkeit, um mein Herz zu öffnen und anschließend noch ein weiteres Jahr, um dies auch zu zeigen. Möglicherweise ist er DER RICHTIGE, mein Seelenverwandter, meine bessere Hälfte …
Oder ich habe einfach zu viele Piña Coladas auf nüchternen Magen getrunken. Egal, was auch der Grund für mein anhaltendes Dauergrinsen ist, ich bin dankbar dafür.
"Lieber Gott,
ich danke dir. Wofür? Für alles!
Du hast mir Martin geschickt und mich durch ihn gelehrt, wie wichtig es ist, zu seinen Gefühlen zu stehen. Dafür zu kämpfen und sich nicht hinter Machtspielchen und falschem Stolz zu verstecken. Ich dachte, ich hätte durch diese Lektion die große Liebe verloren, doch nun muss ich erkennen, dass das alte Sprichwort stimmt: "Man liebt nicht nur einmal im Leben".
Dank Martin habe ich diese wundervolle Reise angetreten und das große Glück gefunden. Zum ersten Mal seit langem fasse ich wieder Vertrauen in die Liebe und dafür möchte ich dir danken."
Das weiße Blatt segelt langsam zu Boden. Paul schaut ihm regungslos und mit ausgestrecktem Arm hinterher. Unfähig es länger festzuhalten.
Das durfte nicht wahr sein, das konnte einfach nicht geschehen sein!
"Gratulation, Paul. Ich muss sagen, du hast deine Sache gut gemacht. Ich bin stolz auf dich!"
Fassungslos hebt Paul den Blick und starrt in Johns freundliches Gesicht.
"Wie bitte?"
"Du hast deinen Auftrag erfolgreich ausgeführt, Charlotte ist glücklich und du bist am Ziel. Freust du dich nicht?"
Paul ringt nach Worten. In den vergangenen Tagen hat er die Ereignisse nur aus der Ferne verfolgen können, ohne jede Möglichkeit, darauf einzuwirken. Am Anfang freute sich Paul auch darüber, dass Charlotte die Reise antrat. Auch wenn sie auf dem Schiff vielleicht nicht ihre große Liebe finden sollte, so würden sie die zwei Wochen, nach all den Turbulenzen, wenigstens entspannen. Doch dann verliebte Charlotte sich tatsächlich und Pauls Groll wuchs mit jedem Tag mehr. Er kann Johns Freude nicht teilen.
"Dieser Mann ist nicht der Richtige für sie!", stößt er hervor.
"Ach Paul, du musst aufhören, dich weiterhin in Charlottes Leben einzumischen. Sicher, du kennst sie jetzt persönlich und fühlst dich für sie verantwortlich, aber das bist du nicht mehr. Jeder muss sein Leben selber meistern und eigene Fehler begehen."
Paul schüttelt den Kopf.
"Das schaffe ich nicht", meint er traurig.
"Das gehört aber dazu. Du hast Charlottes Leben genug gelenkt, jetzt muss sie wieder ihre eigenen Entscheidungen treffen. Dein Auftrag ist beendet und damit basta!"
John schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch, doch dieses Mal zuckt Paul nicht einmal mit der Wimper. Er weiß, dass Gott recht hat, aber das Gefühl, das in Paul tobt, ist einfach zu stark.
"Und nun?", fragt er kläglich.
"Nun wird es Zeit für dich zu gehen."
"Und wenn ich nicht will?"
Trotzig schiebt Paul sein Kinn nach vorn.
"Wie bitte?"
John runzelt verwirrt die Stirn.
"Du lehnst eine Ewigkeit voll Frieden und Glückseligkeit ab?"
Einen kurzen Moment denkt Paul darüber nach.
"Ja, das will ich nicht mehr. Vielen Dank."
"Du weißt, welche Entscheidung du da triffst? Diese Wahl ist unwiderruflich!"
Johns Stimme hallt bedrohlich und laut im Raum, während sich ein Sturm über ihren Köpfen zusammen braut.
"JA!", brüllt Paul gegen die Lautstärke des Windes.
Ihm bleibt keine Zeit für Angst oder Bedenken, denn sein Körper hebt bereits ab und wird durch die Luft geschleudert. Sekunden später verliert er das Bewusstsein.
Als Paul wieder zu sich kommt, schmerzen seine Augen. Das grelle Weiß ist nicht verschwunden und es dauert eine Weile, bis er sich an die Helligkeit der Umgebung
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