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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
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anzuziehen! Dieser frauentypische Ausspruch trifft in meinem Fall wahrhaftig zu, da in meinem Kleiderschrank gähnende Leere herrscht, seit Kasimir dort eine imaginäre Maus gejagt hat. Ein kurzer Blick auf meine Uhr sagt, dass mir noch genügend Zeit verbleibt, um mich angemessen vorzubereiten. Ein neues Kostüm muss her und meine Nägel haben eine Maniküre dringend nötig. Nicht zu vergessen meine Frisur! Kurzerhand entschließe ich mich zu einer Generalüberholung. Irgendetwas in Richtung jung, dynamisch, erfolgreich. Fröhlich hüpfe ich den Gang entlang.
Bevor ich mich auf den Weg mache, muss ich für die Unterlagen aber erst ein gutes Versteck finden. Ich kann die wichtigen Papiere ja schlecht den ganzen Tag mit mir durch die Läden schleppen. Außerdem sind sie hier am sichersten, ich wage mir nicht auszudenken, was alles passieren könnte. Ein kleiner Wohnungsbrand vielleicht oder Kasimir, der sein Talent für Origami entdeckt.
Diese Schreckensbilder sind gar nicht so weit hergeholt, zumindest was den Hausbrand betrifft. Meine Nachbarn, die Familie Yilmaz, grillt um diese Jahreszeit so gut wie jeden Tag und belästigt die gesamte Wohnanlage mit dem Geruch - mit verheerenden Folgen für mich! Die Grillsaison verläuft in meiner Zwei-Zimmer-Wohnung nämlich in etwa so friedlich, wie die nächtliche Räumung des Bierzeltes auf unserem Frühlingsfest. Kasimir ist überzeugter Fleischfanatiker und beim Duft von frisch gebrutzeltem Steak, das nicht in seinem Napf landet, tödlich beleidigt. Sobald die leckeren Schwaden durch unsere Tür dringen, platziert sich der Kater demonstrativ zwischen mir und dem Fernseher und starrt mich vorwurfsvoll an. Vom Fernsehprogramm ist dann nicht mehr viel zu sehen, umso mehr von seinem irren Blick! Um etwas Abwechslung in den Wahnsinn zu bringen, bettet er während der Werbung liebend gerne seinen pelzigen Hintern in meinem Korb frischer Bügelwäsche. Ja, so ein Mitbewohner bereichert das Leben.
Apropos Bereicherung! Mir fällt ein, dass ich parallel zu meiner Grunderneuerung dringend meine Freizeitaktivitäten überdenken sollte. Mit Gesprächen über das Wetter, arroganten Tieren und Gartenarbeit kann ich bei wichtigen Geschäftsessen niemanden beeindrucken, zumal ich nicht einmal einen Garten besitze. Ich muss nachher unbedingt noch einen Abstecher in die Buchhandlung machen, um mir in der Abteilung "Hobby und Freizeit" Anregungen zu holen. Golf wäre doch ein schöner Anfang und kann nicht so schwer sein, wenn sogar Frau Neumann diesen Sport beherrscht. Um ganz sicher zu gehen, werde ich mir aber für den Anfang einen schnuckeligen Golflehrer zulegen.
Meine anfängliche Zurückhaltung weicht inzwischen siegesbewusster Gewissheit, Leben ich komme! Ich beginne am besten mit einem Besuch bei Hairciting, Jeremy verbringt wahre Wunder auf meinem Kopf und derzeit habe ich dringend eines nötig.

Die Empfangsdame Janine schaut mich kaugummikauend und gelangweilt an, als ich ihr von meinem Notfall erzähle
"Absolut unmöglich, Jeremy ist heute vollständig ausgebucht", erklärt sie unbeeindruckt.
Als ich sie ungläubig anstarre, schiebt sie ein gedehntes: "Sorry" hinterher.
Ich versuche, ruhig zu bleiben.
"Hat denn jemand anderes für mich Zeit? Das ginge auch", stammle ich nervös.
Der morgige Tag mit diesem Gestrüpp auf meinem Kopf wäre zu ärgerlich. Mit wachsendem Grauen betrachte ich mich im Garderobenspiegel, während Janine wieder den Terminkalender studiert. Liegt es an dem grellen Licht oder ist mein Ansatz tatsächlich so fortgeschritten? Schrecklich! Und dann meine Frisur, eintönig und langweilig. So bekomme ich den neuen Posten nie!
Die junge Dame hebt den Kopf und schüttelt abermals ihr perfektes Haar.
"Nee, geht echt nicht. Heut ist alles voll", meint sie bestimmt.
Entsetzt bemerke ich, wie Tränen in meine Augen steigen.
"Aber es ist dringend!", jammere ich.
Janine lässt langsam ihren Blick über meinen Kopf schweifen und nickt bestätigend. "Das sehe ich, aber ich kann da leider nichts machen. So kurzfristig ist bei uns selten was frei. Unsere Kunden buchen meist Wochen im Voraus."
Irre ich mich oder höre ich da einen vorwurfsvollen Unterton? Was denkt sich der Solariumtoast eigentlich, so hochnäsig mit einer guten Kundin zu sprechen? Dass dies der einzige Frisör in der Stadt ist und sämtliche Köpfe nur darauf warten, von den Damen und Herren bearbeitet zu werden? Es gibt Dutzende andere gute Hairstylisten in der Nähe, die nur auf mich warten. Zum Beispiel

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