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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
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überfordere sie nicht. Ich lenke solange die anderen ab."
Während Frauke die Kinder zum Händewaschen begleitet, schnappt Paul sich die kleine Klara.
"Was meinst du, mein Sonnenschein, wollen wir ein wenig in den Park gehen und die Spatzen füttern?"
Kaum hat er es ausgesprochen, leuchten die blauen Augen der Kleinen auf. Klara liebt Spatzen, besonders die frechen im Vogelbad. An warmen Tagen springen die Piepmatze so munter im Wasser umher, als gäbe es keine größere Freude. Schon der Anblick lässt Klara mitfiebern.
"Au ja", haucht sie und Paul schiebt das Kind sanft zu den Jacken an der Garderobe. Außerhalb der kühlenden Mauern, ist das Wetter angenehm warm. Die Sonnenstrahlen haben ein wenig nachgelassen und so muss Paul keinen Schattenplatz suchen.
Der Park liegt wie eine andere Welt vor ihnen, Paul kennt keinen friedlicheren Ort. Im Grün der Bäume singen Vögel, Eichhörnchen huschen über den Weg und alles ist so still und dennoch voller Leben. Klara steuert sofort den Weg zum Vogelbad an und Paul zieht schmunzelnd eine Tüte mit altem Brot aus seiner Tasche. Während der Knirps voller Hingabe die Spatzen füttert, lässt Paul seinen Gedanken freien Lauf. Hier wird ihm bewusst, wie kostbar das Leben ist und wie verschwenderisch er manchmal damit umgegangen ist. Es ist komisch, welche Dinge mit zunehmendem Alter stetig wichtiger werden. Job, Wohnung, Karriere und Ansehen. An Gesundheit denkt man erst dann, wenn es einem schlecht geht.
In Klaras Welt herrscht noch ein großer Gerechtigkeitssinn. Paul beobachtet amüsiert, wie sie peinlich genau darauf achtet, dass jeder Vogel gleich viel Brot bekommt. Gerade sie, der das Schicksal so ungerecht mitspielt. Nun schießen ihm doch Tränen in die Augen. Schnell reißt Paul sich zusammen und drückt den Knirps an sich.
"So Klara, erzähl mir mal, was du die letzten Tage so getrieben hast."
Während Klara von ihren Spielen und gemalten Bildern berichtet, betrachtet Paul liebevoll ihr Gesicht. Unbewusst versucht er sich möglichst viele Details einzuprägen, von der kleinen Stupsnase bis zu den Sommersprossen unter ihren Augen. Als er sich dabei ertappt, fühlt Paul sich schlecht und erschrickt. Er sollte noch nicht an den Abschied denken.

Nach einer halben Stunde bemerkt Paul die Veränderung. Nach und nach
verstummt das quirlige Mädchen und ihre Augen werden müde und kleiner. Er kennt das inzwischen. Anfangs brauchte Paul eine Weile um zu verstehen, dass die Kleine mit der Zeit über weniger Kräfte verfügt und diese schon nach kurzer Anstrengung nachlassen. Heute weiß er es besser. Pfeifend nimmt er das Kind huckepack und trägt sie als krönenden Abschluss zurück in die Station, wo Frauke die beiden erwartet. Auch hier ist es inzwischen stiller geworden. Die meisten der Kleinen liegen in ihren Betten und schlummern friedlich ihren Mittagsschlaf. Zum Abschied drückt Paul Klara einen sanften Kuss auf die Stirn. Er weiß, dass er nur noch stören würde und macht sich auf den Heimweg.
Im Auto bleibt er einige Minuten regungslos sitzen, bevor er den Motor startet. Eine tiefe Trauer umklammert sein Herz, jetzt braucht er dringend eine Ablenkung. Um die Melancholie zu vertreiben, lenkt Paul den Wagen zum Supermarkt. Für seinen Plan, Kim bei seinen berühmten Tortellini in Sahnesoße schonend die Dienstreise zu beichten, benötigt er noch einige Zutaten. Bei dem Gedanken daran bekommt Paul schlechte Laune. Es passt ihm überhaupt nicht, ein weiteres Mal sein Privatleben dem Job zu opfern. Er sollte dringend seine Prioritäten überdenken, aber dafür würde er demnächst noch viel Zeit haben.

Noch immer fassungslos starre ich auf das Armaturenbrett meines Autos. Mittlerweile befinde ich mich wieder auf dem Firmenparkplatz. Abermals stehe ich in der hintersten Reihe, dieses Mal mit Absicht. Ich brauche einen Moment für mich, um zu verschnaufen und nachzudenken. An die Rückfahrt kann ich mich nur vage erinnern, automatisch habe ich das Auto durch den Verkehr gelenkt. Nun sitze ich wie eine leere Hülle auf meinem Sitz und starre ins Nichts. Tausend Gedanken schwirren gleichzeitig durch meinen Kopf, doch sobald ich eine davon aufgreifen will, ist der Fetzen wieder verschwunden. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, die Aufregung der letzten Stunden ist von mir abgefallen und ich fühle mich seltsam ruhig. Das wiederum beunruhigt mich. Ich müsste doch übersprudeln vor Freude, auf dem Sitz neben mir liegt schließlich der Schlüssel zum Glück. Aber kein

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