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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
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sich niederzulassen. Erschöpft legt sich Paul auf das Sofa, er will das scheinbar Unmögliche probieren. Schlafen. Stress und Alkohol haben ihn ausgelaugt, er kann nicht sagen, wann seine Hand aufgehört hat zu zittern. Noch vollständig bekleidet lauscht er in den Raum. Allmählich werden seine Augen schwer und er schließt sie, in der Hoffnung auf einen tiefen traumlosen Schlaf.
Ein lautes Geräusch lässt ihn hochschrecken. Hatte er bereits geschlafen? Der Blick auf die Uhr sagt ihm, dass inzwischen nur zehn Minuten vergangen sind. Wütend starrt er auf das Telefon. Kurz überlegt er, zum Hörer zu hechten, entscheidet sich dann aber dagegen. Wer auch immer zu so später Stunde anruft, kann auch auf den Anrufbeantworter sprechen. Während Paul auf den Klang von Kims Stimme hofft, faltet er die Hände.
"Bitte", fleht er lautlos. "Bitte, bitte."
Die Ansage beginnt, doch durch die laute Hintergrundmusik ist die schrille Stimme kaum zu verstehen. Der Anruf muss aus einem Club kommen, Paul spitzt angestrengt die Ohren.
"Paul? Paul geh ran! Was ist los Mann, habe ich was verpasst? Kim und Max Bergmann? Das passt zu dem Flittchen! Ich hab dir von Anfang an gesagt, dass da was faul ist. Sag mal, wann habt ihr euch denn getrennt?"
Es folgt eine kurze Schweigepause, die der Anrufer zum Nachdenken nutzt.
"Öhm, ihr seid doch getrennt, oder? Mist, ich wollte nicht … scheiße! Wenn du willst, ruf mich zurück. Ich geh jetzt jedenfalls da rüber und hau den beiden eine rein."
Paul springt auf, doch zu spät. Sein Bruder hat bereits aufgelegt.
Was soll das heißen, Kim und Max? Woher kennt er den Namen des Typen, den Paul noch nie zuvor gesehen hatte? Und vor allem was soll: "Ich geh rüber und hau ihm eine rein" bedeuten? Ist Kim mit diesem Arschloch etwa in ihrer gemeinsamen Stammdisko? Feiert die neu gewonnene Freiheit, während er sich hier bis zur Besinnungslosigkeit besäuft und auf ein paar Minuten Schlaf hofft? Mit einem Ruck springt Paul auf, seine innere Ruhe ist wie weggeblasen. Kopflos rast er in die Tiefgarage. Denen würde er es zeigen.

Zum hundertsten Mal blicke ich selig in den Rückspiegel. Und was mich aus diesem anlächelt, versetzt mich ganz und gar in Verzückung. Vom pinkfarbenen Igel ist keine Spur mehr zu sehen, stattdessen schillert mir wunderschönes Honigblond entgegen. Der fransige Schnitt tut sein übriges. Ich sehe umwerfend aus und kann mein Glück kaum fassen.
Jeremy ist eben der Beste! Zum Glück kam er gerade aus der Teeküche als die blöde Janine mich wieder abwimmeln wollte. Hat diese Einzellerin denn keine Augen im Kopf? Einen derartigen Notfall darf man als Frisör doch nicht abweisen. Das ist Verletzung der Menschenrechte oder so ähnlich. Dafür gibt es Grundgesetze und hippokratische Eide, aber so etwas hat Janinchen auf der Frisörschule natürlich nicht gelernt. Da wird nur mit reichlich Wasserstoff hantiert und was die vielen Gase mit menschlichen Hirnzellen anrichten können, sieht man ja!
Jeremy hingegen ist ein Schatz, nicht ein böses Wort hat er gesagt. Dabei weiß ich genau, wie sehr er diese "Wasderfrisörkannkannichauchpfuscher" hasst. Mit dem zauberhaften Ergebnis habe ich im Traum nicht gerechnet, dafür hätte ich ihn knutschen können. Habe ich aber nicht. Sehr zur Freude von Hans - so heißt Jeremy in Wirklichkeit - der wie neunzig Prozent seiner männlichen Kollegen schwul ist. Stattdessen habe ich mich mit einem großzügigen Trinkgeld revanchiert. Der giftigen Janine habe ich auch etwas in das Sparschwein gesteckt. Die Empfangsdame des Lieblingsfrisörs sollte man besser auf seiner Seite haben.
Trotzdem hatte ich ein schlechtes Gewissen, als Letzte den Salon zu verlassen. Die beiden mussten extra eine Spätschicht einlegen, aber das war es wert. Begeistert zupfe ich an meinen Haaren, bis mich ein lautes Hupkonzert hochschrecken lässt.
"Jaaa jaaa, ist gut. Ich fahre schon!", schimpfe ich in den Rückspiegel.
Da steht die Ampel zwei Sekunden auf grün und manche Leute proben schon den Volksaufstand. Widerwillig wende ich den Blick von meinem bezaubernden Bild ab und gebe Gas.
Doch halt, was ist denn hier los? Die Kreuzung, die eben noch leer war, steht plötzlich voller Autos. Wo kommt denn der Gegenverkehr her, das ist doch lebensgefährlich! Erschrocken halte ich an und die anderen Wagen stoppen ebenfalls. Ich sehe mich um und erblicke ein unglaubliches Chaos. Menschen stürmen auf die Straße und schreien wild durcheinander, das Theater verunsichert und ängstigt

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