Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
habt ihr eure Welt so ruiniert, dass es immer öfter zu Naturkatastrophen kommt, welche ebenfalls viele Opfer mit sich bringen. Dazu noch diverse Unfälle wie in Fukushima, was denkt ihr euch eigentlich dabei?"
Er schnaubt wütend auf. "Wie dem auch sei, eurem furchtbaren Verhalten haben wir nun diese unerfreuliche Situation zu verdanken. Der Verwaltungsaufwand ist erheblich angestiegen, die Ressourcen sind erschöpft. Ich rede nicht länger um den heißen Brei herum, es ist nun mal, wie es ist."
Er legt eine kurze Pause ein und holt tief Luft: "Der Himmel ist voll."
Langsam lässt sich Gott in seinen Sessel zurücksinken, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. Ich starre schockiert zurück und warte auf weitere Ausführungen. Aber nichts passiert und es vergehen Minuten, bis ich begreife, dass von mir eine Reaktion erwartet wird. Ich räuspere mich.
"Wie voll?", frage ich um Zeit zu gewinnen.
"Versteh das nicht falsch, Charlotte, der Himmel ist riesengroß. Ihn zu füllen dauert eine Ewigkeit. Aber das Miteinander der Seelen gestaltet sich schwieriger denn je. Früher hieß das hier noch Paradies", er macht eine ausholende Geste, "alle waren glücklich. Doch seither hat sich einiges geändert, die Ansprüche der Bewohner sind erheblich gewachsen. Hier ein eigenes Haus mit Strandabschnitt, dort eine große Segeljacht auf dem eigenen See. Kurzum, es ufert aus."
Ich nicke zustimmend. Das kann ich sehr gut verstehen. Ein Haus am Strand muss auf jeden Fall sein, letzten Endes ist der Aufenthalt für die Ewigkeit, oder? Und eine Jacht ist doch das Mindeste, wenn man bedenkt, wie viel Freizeit es hier zu füllen gibt.
"Charlotte! Hast du überhaupt eine Ahnung wie viele Seelen wir mittlerweile zählen? Hinzu kommt, dass wir die Regeln etwas lockern mussten. Die zehn Gebote einzuhalten, ist für die meisten zu schwer. Innerhalb kürzester Zeit war die Hölle überfüllt. Und da brauchte man keine Grundstücke zu berücksichtigen!"
Ich schaue ihn ungläubig an und wiederhole zusammenfassend : "Himmel und Hölle sind voll?"
Er nickt stumm und fährt mit der Hand durch sein weißes Haar.
"Und nun?", frage ich ungeduldig. "Ich meine, es muss doch eine Lösung her. Es kann doch nicht jeder in dieser sogenannten Zwischenwelt landen und wortwörtlich in der Luft hängen."
Gott hüstelt, sichtlich unwohl in seiner Haut.
"Nun ja, es kommt auch nicht jeder hierher, nur die, sagen wir mal, unklaren Fälle."
Ich verstehe nicht ganz.
"Unklar?"
Er steht auf und gibt sich einen Ruck.
"Nun ja, Verbrecher wandern natürlich weiterhin in die Hölle und Samariter und Co. landen bei mir. Aber ich kann nicht jeden aufnehmen, der nicht ausreichend viele Untaten verbrochen hat, um in der Unterwelt zu schmoren. Charlotte, so leid es mir tut, du hast weder die Hölle, noch den Himmel verdient."
Ich schnappe entsetzt nach Luft. Das darf doch nicht wahr sein!
"Bevor du dich jetzt aufregst, du bist bei Weitem kein Einzelfall, das kannst du mir glauben. Deshalb arbeiten wir gerade an einer Art Mittelwelt. Aber das braucht Zeit, die Sache mit den sieben Tagen wurde von euch fehlerhaft überliefert."
Ich bin verdattert. Ich soll den Himmel nicht verdient haben? Ja geht’s denn noch? Weiß Gott denn überhaupt, wer hier vor ihm sitzt?
"Das kannst du mir glauben, ich kenne dich genau!", werde ich unwirsch angebrummt und so an sein taktloses Hirnschnüffeln erinnert.
Ich ändere die Strategie, wenn mein Innerstes so schamlos gelesen wird wie eine Tageszeitung, dann denke ich eben an alle positiven Taten in meiner Vergangenheit. Dann muss Gott einsehen, dass es sich um ein Missverständnis handelt, oder besser, dass er einen Fehler gemacht hat. Fieberhaft überlege ich, doch mein Vorhaben scheint schwieriger zu sein, als angenommen. Nach angestrengter Überlegung, fällt mir ein früherer Nachbar ein, der vor Jahren Salz von mir wollte. Ob ich ihm welches gab, weiß ich leider nicht mehr. Man hat ja auch nicht ständig alles im Haus, oder? Ach ja, und in einer Mittagspause letzte Woche habe ich großzügig meinen Nachtisch Herrn Brunner überlassen. Unsere Putzfrau grüße ich auch jedes Mal freundlich, zumindest manchmal. Na ja, wie ich eben zeitlich dazu komme, ich habe auch noch andere Dinge zu erledigen.
Mehr fällt mir auf Anhieb nicht ein und ich lehne mich erschöpft zurück. Ich habe nun mal keine Katze aus einem brennenden Haus gerettet und auch keine Tiere aus Versuchslaboren befreit. Aber das ist nicht meine Schuld, wenn ich an den Film über
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