Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne
Unterlagen des Projektes in den Händen und bin sozusagen die Hauptverantwortliche. Das darf nicht wahr sein!
Mir wird übel. Dieser verflixte Herr Weber! Wie kann er mir nur solch eine Bürde auferlegen? Das hat doch rein gar nichts mit meinem Aufgabenbereich zu tun. Hier geht es um ein komplettes Werbekonzept von A bis Z. Wie kommt er bloß darauf, ich könne eine Kampagne solchen Ausmaßes leiten?
Durch das Rauschen meiner Ohren, klopfen leise meine Worte in unserem Gespräch an mein Hirn und langsam begreife ich. Meine Aufzählungen waren an manchen Stellen vermutlich etwas vage formuliert und gelegentlich eine Spur zu bunt geschildert. Aber das ist doch normal, so steht es in jedem Ratgeber. Understatements sind out und wie weit sie mich bisher gebracht haben, kann man ja wunderbar aus meiner Personalakte ablesen. Und überhaupt hat jeder das Recht seine Qualitäten eine wenig aufzuhübschen, wenn der Vorstand vor einem steht und skeptisch mit den buschigen Augenbrauen wackelt. Außerdem habe ich nichts Falsches gesagt. Bei den aufgezählten Projekten habe ich tatsächlich einen entscheidenden Teil der Eventorganisation übernommen. Aber eine Gala zu planen ist eben doch etwas anderes, als das gesamte Werbekonzept zu entwerfen. Verächtlich schnaubend schaue ich auf die Mappe. Da wähnt man sich endlich am Ziel seiner Träume und dann passiert so etwas.
Mein Ärger währt jedoch nicht lange und wird schnell von meiner neuen Freundin Panik verdrängt. Was soll ich denn jetzt bloß machen? Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich schon beschämt, den so mühsam ergatterten Ordner unverrichteter Dinge wieder an Herrn Brunner aushändigen. Begleitet von sinnlosem Gestammel und einer Gesichtsfarbe, auf die jeder Tomatengärtner stolz wäre. Mein Ruf wäre dahin. Meine Inkompetenz ein für alle Mal bestätigt und als Bonus würden sämtliche Kollegen hinter meinem Rücken über mich lachen, allen voran natürlich Saufnase Neumann.
Das darf ich nicht zulassen. Irgendwie muss ich diese Aufgabe bewältigen und wenn es das Letzte ist … egal, ich werde diese Aufgabe erledigen. Punkt.
Bloß wie? Zuerst muss ich den Alkoholnebel in meinem Kopf überwinden und mich ordnen. Mal wieder.
Fassungslos starre ich in den Himmel, so aufregend war mein Leben das letzte Mal als Teenager. Einen Tag vor meinem siebzehnten Geburtstag wurde meine grässliche Zahnspange entfernt und ich war der glücklichste Mensch auf der Welt. Zur Krönung baten mich in der Schule gleich zwei Jungs um ein Date. Ich konnte es kaum fassen und eine ganze Nacht vor Aufregung nicht schlafen. Endlich sollte ich dazu gehören! Leider stellte sich hinterher heraus, dass es sich nur um eine dumme Wette handelte und meine Welt brach aufs Neue zusammen. Von da an wurde ich misstrauischer meinen Mitmenschen gegenüber und bewahrte mich so vor vielen weiteren Enttäuschungen.
Ich schüttle den Kopf und so die Erinnerungen ab. Das liegt lange Zeit zurück und spielt jetzt keine Rolle mehr. Eifrig schnappe ich mir eine Serviette und beginne zu schreiben. Eine Liste hilft mir meist, den Überblick zu behalten und innere Ordnung schafft äußere Ordnung. Oder so ähnlich. Jedenfalls kommen die Lösungen dann oft von alleine. Ich schreibe:
Sachlage:
1. Habe Verantwortung für eines der wichtigsten Projekte des Universums
2. Erste Ergebnisse bereits am Freitag gefordert
Mitten in meinen Überlegungen werden ich unterbrochen. Eine alte runzelige Frau baut sich neben meinem Tisch auf und klappert penetrant mit ihrer Sammelbüchse. Mein Versuch, die Frau zu ignorieren schlägt fehl, aufdringlich rasselt sie weiter und so schaue ich unwirsch auf.
"Eine Spende für die alte Stadtbücherei …", beginnt sie ungefragt und ich stoppe ihren Redefluss sofort.
"Sehen Sie nicht, dass ich hier arbeite?", herrsche ich sie an und weiche den vorwurfsvollen Blicken der anderen Gäste aus. Die Frau stiert bedeutungsschwanger auf mein leeres Glas und rümpft missbilligend die Nase. Dann zieht sie ohne ein weiteres Wort davon und ich wende mich wieder meinen Notizen zu.
3. Keine Ahnung, von blöder Marketingkampagne
4. Blödes Aufschreiben hilft auch nicht
Resigniert starre ich auf den beschrifteten Stoff und spüre, wie sich mein linkes Augenlid selbstständig macht. Während mein Hirn noch versucht den Nervenzusammenbruch zu verhindern, gibt der Rest von mir bereits hemmungslos Vollgas. Erschüttert bemerke ich, wie sich meine Augen mit Wasser füllen, das Sekunden später über mein
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