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Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne

Titel: Das verrueckte Schwein pfeift in der Pfanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorna Sternekieker
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Hand. Das kann ganz schön an den Kräften zehren. Pfff!
Selbst schuld Frau Neumann, mir schmecken die Pralinen prima, mit Ausnahme der komischen Geleebohnen. Die werde ich großzügigerweise Frau Grube anbieten und dabei einfließen lassen, dass sie direkt von der Vorstandsetage kommen. Das ist nicht einmal gelogen.
Mein Plan verpufft im selben Moment, in dem ich unser Büro betrete. Augenblicklich bemerke ich die eigenartige Stimmung, ausgelöst von einer hektisch durch das Zimmer wirbelnden Frau Grube. Die roten Nervositätsflecken an Hals und Dekolleté und die zahlreichen Schweißperlen auf der Stirn sind ein ungewohnter Anblick für meine sonst so seriöse Kollegin. Ein derartiges Auftreten kenne ich nur von Emma, wenn sie mal wieder unterzuckert ist.
Schweigend setze ich mich auf meinen Platz und beobachte wie Frau Grube sich durch Papiere wühlt, Stapel verschiebt und aufgebracht sämtliche Unterlagen in einen Karton wirft.
O Schreck, mir wird übel. Sie wird doch nicht auf der Suche nach Herrn Brunners Ordner sein? Mir schwant Böses, während meine Paranoia eifrig zu Farben und Pinsel greift und ein Bild zu malen beginnt: Der Vorstand rief an, um sich nach dem aktuellen Stand des Luckylife-Projektes zu erkundigen. Die arme Frau Grube beteuert natürlich, darüber keine Unterlagen erhalten zu haben und die Suche beginnt von vorne. Doch dieses Mal bin ich zu nah an dem Geschehen. Es wird nicht lange dauern, bis Herr Brunner sich an unsere Begegnung erinnert und eins und eins zusammenzählt.
Oh Gott, ich muss einen Schluck Wasser trinken. Fieberhaft wäge ich ab, ob ich beichten soll oder Frau Grube aus dem Zimmer locke, um die Akte unter ihrem Schreibtisch zu verstecken. Kurzerhand entscheide ich mich für die zweite Variante.
"Ich rieche Rauch", setze ich an und breche erschrocken ab, als ich Tränen auf ihrem Gesicht entdecke.
Oje, so weit wollte ich es nicht kommen lassen. Mein Blick fällt auf den Karton und der Inhalt jagt mir einen weiteren Schauer über den Rücken, Frau Grubes Kalender, ein Foto und unsere Zimmerpflanze ragen heraus. Sie wird doch nicht entlassen worden sein?
"Ein Unfall", löst Frau Grube das Geheimnis, "meine Tante in England, ich muss fliegen. Heute noch", stößt sie schluchzend hervor und nimmt mich unerwartet in die Arme.
Einige Minuten lang weint sie herzzerreißend, während ich nur hilflos über ihr Haar streichen kann. Bei Gefühlsausbrüchen verfalle ich gewöhnlich in eine Art Starre, unfähig etwas zu tun oder zu sagen. Meiner Kollegin genügt die Umarmung völlig, denn sie schaut mich anschließend dankbar an.
"Übernehmen Sie hier alles für mich? Ich werde bestimmt eine Weile weg sein, aber ich bin telefonisch erreichbar, falls es Fragen zu den einzelnen Projekten gibt."
Ich nicke stumm während mein Hirn mit Konfetti wirft. Passiert dies hier wirklich oder ist es wieder nur ein blöder Traum. Ich muss mich zwicken.
Autsch! Freudestrahlend betrachte ich den Nagelabdruck auf meinem Arm. Der Schmerz ist da und Frau Grube geht, nein sie fliegt, besser gesagt. Oh Gott, SIE VERLÄSST DAS LAND. Genau, wie ich es mir noch vor einer halben Stunde gewünscht habe. Ich muss mich setzen. Mein Magen vollführt eine Pirouette und ich befürchte die eben gegessenen Pralinen ein zweites Mal zu sehen. Frau Grube wertet mein Verhalten als Mitgefühl und so gibt es zum Abschied noch eine extra dicke Umarmung hinterher. Wir werden noch die besten Freunde, denke ich und muss ein Glucksen unterdrücken. Erst als die Tür hinter ihr ins Schloss fällt, kichere ich hysterisch, während ich aus dem Fenster auf unseren Parkplatz starre.
Gebannt beobachte ich Frau Grubes überstürzten Abgang vom Gelände, dann gibt es für mich kein Halten mehr. Rasch schnappe ich die Unterlagen, stopfe sie in meine Tasche und stürme aus dem Gebäude. Jetzt gilt es glamouröse Empfänge und wichtige Sitzungen für das neue Luckylife vorzubereiten, da mache ich mich am besten gleich an die Arbeit. Aber dafür brauche ich Ruhe, in meinem Büro werde ich nur mit unwesentlichen Aufgaben abgelenkt.
Vor meinem Auto angekommen, stoppe ich abrupt meinen Gang und ärgere mich. Wie blöd kann man eigentlich sein, um ein Haar hätte ich den gleichen Fehler zweimal begangen! Ich muss mir natürlich erst den Auftrag durch die Vorstandsetage absichern, sonst erscheine ich am Ende morgen mit einer super Ausarbeitung auf der Bildfläche und Herr Brunner hat die Aufgabe inzwischen unserem Hausmeister übertragen. Entschlossen

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