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Das verschollene Reich

Titel: Das verschollene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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der Suche nach einer Unterkunft über das Versorgen der Tiere bis hin zum Auffüllen der Vorräte. Obwohl Rowan noch immer der Ansicht war, dass Farid nicht zu trauen war, musste er widerstrebend zugeben, dass der fuchsgesichtige Halbarmenier doch kein so schlechter Führer war, wie er geglaubt hatte. Während sich Farid um die Kamele kümmerte, hatte Rowan für die Sättel und das Zaumzeug zu sorgen. Und manchmal kam es sogar vor, dass sie dabei einige Worte wechselten.
    »Du froh, dass Abu Kemal erreichen?«, fragte Farid, während er den Tieren einige Datteln zu fressen gab.
    »Natürlich, was soll die Frage?«, bestätigte Rowan.
    »Wüste gefährlich«, beschied ihm der kleinwüchsige Mann und griff mit einer vielsagenden Geste an den gebogenen Dolch an seinem Gürtel. »Wüste tötet.«
    »Und wenn schon.« Rowan zuckte mit den Schultern. »Nun haben wir sie ja hinter uns, und es ist uns nichts geschehen.«
    »Und glauben, dass Gefahr damit vorbei?« Das Fuchsgesicht verzog sich spöttisch, und der Führer lachte auf, was Rowan ärgerte. Es genügte vollkommen, wenn Bruder Cuthbert fortwährend vage Andeutungen fallen ließ und ihm das Gefühl gab, ein ahnungsloser Tor zu sein.
    »Hast du etwas zu sagen?«, fragte er deshalb scharf. »Dann nur freiheraus damit!«
    Farid blickte sich verstohlen um, als wollte er sich vergewissern, dass niemand sie belauschte. Aber die anderen Diener und Treiber, die im Stall der Karawanserei ihren Dienst versahen, waren viel zu sehr mit ihren eigenen Belangen beschäftigt. »Wahre Gefahren erst noch kommen«, erklärte er mit einer Ruhe, die viel erschreckender war als jener Hang zur Übertreibung, den Orientale so gerne an den Tag zu legen pflegten. »Wenn betreten verbotenes Land. Du mir glauben. Ich schon einmal hier gewesen.«
    »Ich weiß.« Rowan nickte. »Auch Philippus und seine Leute sind damals nach Abu Kemal gekommen, nicht wahr?«
    Farid nickte. Er ging zum nächsten Kamel, um es zu füttern. »Genau wie damals. Wenig verändert. Beduinen sagen, dass Zeit steht still in der Wüste. Ich damals versorge Kamele, genau wie heute. Und genau wie du Menschen freuen sich, dass Wüste zu Ende.«
    Rowan packte den nächsten Sattel auf die hölzerne Vorrichtung. Dann hielt er einen Moment inne. »Was ist damals weiter geschehen?«, wollte er wissen.
    Farid schaute ihn an, Furcht war in seinen Augen zu lesen. »Wir weitergeritten, weiter nach Südosten«, erwiderte er dann. »Straße verlassen und Fluss Tigris überquert. Weiter, immer weiter. Warnungen kommen, doch sayidî Philippus nicht hören.«
    »Warnungen?« Rowan merkte, wie ihn ein ungutes Gefühl beschlich. »Was für Warnungen?«
    »Senden Zeichen«, entgegnete der Halbaraber nicht weniger rätselhaft, »Zeichen am Wegesrand, aber nicht beachten. Immer weiterreiten – und nie zurückkehren.«
    »Du aber bist zurückgekehrt«, wandte Rowan ein.
    »Weil umkehren«, stimmte Farid ohne Zögern zu. »Weil Verbot beachten.«
    »Ein Verbot? Von wem?«
    »Dir jemals in den Sinn gekommen, ya habîbî , dass jener König, den suchen, vielleicht nicht will gefunden werden? Dass Grund, weshalb niemand zurückkehren?«
    »Du redest Unsinn.« Rowan schüttelte unwillig den Kopf. »Was für ein Grund sollte das wohl sein?«
    Der Korb mit den Datteln war leer, Farid ließ ihn sinken. »Böse«, entgegnete er nur. »Denken, dass König böse.«
    »Er ist ein christlicher Herrscher«, wandte Rowan ein, woraufhin ein Grinsen über die sonnengebräunten Gesichtszüge des Führers huschte.
    »Auch Farid zur Hälfte Christ«, gab er zu bedenken und zog den Halsausschnitt seiner Tunika herab, sodass die beiden Tätowierungen sichtbar wurden, die er über dem Herzen trug. Die eine zeigte ein Kreuz, die andere einen Halbmond. »Du sehen?«
    »Ich seh’s«, bestätigte Rowan befremdet, der dergleichen noch nie gesehen hatte.
    »Weil Farid selbst Christ, wissen, dass auch Christen tun böse Dinge. Denken an tote Ritter an Baum, erinnern?«
    »Natürlich erinnere ich mich.«
    »Das erste Warnung. Weitere kommen.«
    »Wir werden sehen.« Rowan gab sich Mühe, gelassen zu klingen. Doch die Art und Weise, wie Farid sprach, gefiel ihm nicht. Einmal mehr wurde ihm bewusst, wie weit sie von allem entfernt waren, was sie kannten, umgeben von unerbittlicher Wildnis und von Menschen, die ihnen feindlich gesinnt waren.
    »Mädchen, nicht wahr?«, fragte Farid unvermittelt.
    »Was?«
    »Mädchen kennt Weg. Deshalb uns begleitet.«
    »Das geht dich nichts

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