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Das verschwundene Kind

Das verschwundene Kind

Titel: Das verschwundene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Bezler
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entschieden, hinunterzuspringen. Er hatte es nicht verhindern können. Muktab. Jetzt fiel es ihm wieder ein. Sein Handy meldete sich. Hölzinger.
    »Wo steckst du?«
    »Bin auf dem Weg ins Präsidium. Gleich da.«
    »Okay, ich auch«, sagte Hölzinger und nieste.
    Sie saßen im Halbdunkel an ihren Schreibtischen, die Kaffeebecher vor sich. Hölzinger schneuzte sich ausgiebig die Nase.
    »Du warst eben noch beim Polizeipräsidenten?«, näselte er.
    »Ja, er bat mich um einen ausführlichen Bericht. Ich dachte schon, er will mich suspendieren.«
    Hölzinger hob die Augenbrauen. »Und?«
    »Er fragte mich, ob ich psychologische Hilfe benötige.«
    »Und?«
    Stephan nahm einen tiefen Schluck aus der Tasse. »Nein, brauch ich nicht!«
    Hölzinger machte eine abwägende Geste. »Du solltest das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Das war ein ziemlicher Schock heute für uns beide. Vielleicht sollten wir gemeinsam …«
    Stephan unterbrach ihn mit einer abwehrenden Handbewegung. »Ach, was soll das schon bringen? Ich habe das mal vor Jahren gemacht. Du fühlst dich anschließend nicht besser mit deinem Erlebnis, du lernst höchstens, es besser wegzustecken. Aber wirklich los wirst du es nie. Da bleibe ich lieber Autodidakt und muss mich nicht auch noch vor so einem Seelenklempner entblößen. Komm, lass uns jetzt den Bericht schreiben, das ist die beste Therapie.« Stephan schaltete den Computer ein und öffnete die nötigen Dateien.
    In die Stille hinein nieste Hölzinger. »Ich glaube, morgen bin ich krank.«
    Stephan warf ihm einen kritischen Blick zu. »Wo, um alles in der Welt, hast du dir das eingefangen? Oben auf der zugigen Brücke?«
    Hölzinger schüttelte den Kopf. »Das hat mir nur noch den Rest gegeben. Ich hatte es vorher schon. Gestern kratzte es im Hals. Das wird eine richtig heftige Erkältung.«
    Das Telefon auf Stephans Schreibtisch klingelte. Stephan hob ab. Eine nasale Frauenstimme sagte: »Guten Tag. Mein Name ist Sümeyye Onurhan. Entschuldigen Sie bitte die Störung. Eigentlich möchte ich Tobias Hölzinger sprechen, aber er geht nicht an sein Handy. Können Sie mir sagen, wie ich ihn erreichen kann? Hatschi.«
    Stephan zuckte zusammen. Er reichte den Hörer zu Hölzinger hinüber. »Hier, deine Infektionsquelle will dich sprechen.«
    Hölzinger griff danach. »Ach, du bist es. Wie geht es dir? … Besser? … Nein, mir geht es gut …«
    Hölzinger erhob sich ein wenig vom Sitz, um etwas aus seiner engen Hosentasche zu ziehen. Es war sein Handy.
    »Sorry. Es war nicht eingeschaltet. … Auf der Brücke heute? Ja, da war ich. … Im Fernsehen? … Auch das noch! … Ja, ich komme später noch mal vorbei. … Weiß ich noch nicht. … Bis dann.«
    Er gab den Hörer an Stephan zurück. Der legte auf.
    Hölzinger nieste wieder und krächzte: »Wir kommen heute in der Hessenschau. Bei YouTube sind wir schon in den verschiedensten Variationen zu sehen.«
    »Das kommt sicher von den vielen Schülern auf der Brücke«, vermutete Stephan. Hölzinger nickte.
    Stephan fixierte den Bildschirm und sagte plötzlich: »Wo triffst du dich nachher mit ihr? In der Domstraße? Ist das euer Liebesnest?«
    Hölzinger fuhr auf. »Wie kommst du darauf? Nein! Ich fahre zu ihr nach Hause.«
    Stephan grinste ungläubig. Hölzinger sah sich genötigt, eine längere Erklärung abzugeben.
    »Gegen Abend trifft sich die ganze Familie bei den Eltern. Erst gibt es Tee, danach Essen. Meistens laden sie mich dazu ein. Es ist sehr nett mit ihnen.«
    »Und wie unterhältst du dich mit den Eltern. Ich denke, die sprechen kein Deutsch?«
    Hölzinger rutschte verlegen auf dem Stuhl hin und her. »Doch, sie sprechen Deutsch. Die Mutter perfekt. Der Vater etwas holperiger, trotzdem ist er gut zu verstehen.«
    »Aha. Aber bei der Vernehmung haben sie Sera brav übersetzen lassen.«
    »Von dieser umständlichen Prozedur erhofften sie sich, dass sie nicht zu viel rauslassen müssen. Für sie war wichtig, die Angelegenheit mit Hatice und Özlem so lange wie möglich zurückhalten zu können.«
    »Tolle Strategie! Merkst du eigentlich, dass du da inzwischen mittendrin hängst? Der Fall ist noch nicht abgeschlossen, und du unterhältst private Kontakte zu den Beteiligten.«
    »Hast du Heck inzwischen davon erzählt?«
    »Nein.«
    Hölzinger atmete erleichtert auf. Stephan fixierte ihn eindringlich.
    »Kannst du die Geschichte mit deiner Sümeyye nicht wenigstens aufschieben, bis der Fall abgeschlossen ist?«
    »Nein.«
    »Und warum

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