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Das verschwundene Kind

Das verschwundene Kind

Titel: Das verschwundene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Bezler
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aber hatte er das überhaupt getan?
    »Noch nicht einmal einen Namen hatte die Kleine«, berichtete Frau Ben Alhallak. »Als sie zu uns kam, schätzte ich ihr Alter auf knapp vier Wochen. Wir haben sie Fatima genannt.«
    Stephan horchte auf. »Fatima? Hat das etwas mit diesem Schmuckstück zu tun, dieser Hand, die vor dem bösen Blick schützt?«
    Frau Ben Alhallak lächelte. »Wollen Sie das wirklich wissen?«
    »Ja, ich interessiere mich für die arabische Sprache und Kultur«, erklärte Stephan und warf Hölzinger einen vielsagenden Blick zu. Der grinste breit und nieste unterdrückt, die Hand vor der Nase.
    Ernestine fauchte ihn an: »Halte deine Viren von dem Baby weg!«
    Frau Ben Alhallak zog die Schale mit dem Kind näher zu sich heran. »Wir haben sie Fatima genannt, weil sie so ein liebes, sanftes Kind ist und weil Kinder, die ein besonderes Schicksal haben, von Allah besonders beschützt werden. Fatima hieß die jüngste Tochter unseres Propheten. Bei ihrer Geburt wollte keine Frau der Mutter helfen. Da kamen Engel aus dem Himmel und andere Bewohnerinnen des Paradieses herab zu ihr. Auch die heilige Maria war dabei. Sie halfen, Fatima auf die Welt zu bringen. Fatima ist für die Muslime die reinste und beste aller Frauen. Sie hat die Kraft, vor dem Bösen zu bewahren.«
    Stephan hörte interessiert zu. Hölzinger seufzte ungeduldig und schaute auf seine Uhr.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte er.
    Stephan wurde aus seinen Gedanken gerissen.
    »Wir müssen erst einmal eine DNS -Probe nehmen, um festzustellen, ob das überhaupt unser Kind ist.«
    Die Familie Ben Alhallak sah ihn alarmiert an.
    »Keine Sorge, tut nicht weh«, beruhigte Stephan. »Es reicht, wenn Sie uns den Schnuller überlassen und diese kleine Mütze. Da sind dann genug Zellen dran, um es zu untersuchen.«
    Abdel holte einen weiteren Schnuller aus der Box, tauschte ihn blitzschnell gegen den des Babys aus und reichte ihn Ernestine, die ihn in einem Beutel verwahrte.
    »Können wir Fatima jetzt wieder mitnehmen?«, fragte Mohamed.
    »Nein, das geht leider nicht«, antwortete Stephan. »Wir werden sie dem Jugendamt übergeben, bis geklärt ist, was mit ihr geschieht.«
    In Frau Ben Alhallaks Augen glitzerten Tränen. »Aber wir würden uns doch gut um sie kümmern. Wir würden sie auch behalten. Sie ist ja schon ein Teil unserer Familie geworden.«
    »Das geht aber leider nicht. Solange es niemanden mit Sorgerecht für sie gibt, ist automatisch das Jugendamt für sie zuständig.«
    »In Marokko wäre das einfacher«, erklärte Frau Ben Alhallak. Sie beugte sich über die Kleine, streichelte ihr sanft die Wange und küsste sie auf die Stirn. Ebenso taten es ihre Söhne, danach verließen sie schweigend den Raum.
    Stephan starrte einen Moment auf die geschlossene Tür. Plötzlich riss er sie auf und stürzte hinterher. »Abdel!«, rief er. »Warte!« Die Familie war gerade am Treppenabsatz angekommen. Stephan winkte Abdel zu sich heran. »Die Belohnung!«, flüsterte Stephan.
    Abdels Knopfaugen glänzten. »Ist nicht so wichtig«, erwiderte er.
    Stephan zog sein Portemonnaie aus der Hosentasche und steckte ihm einen Fünfzig-Euro-Schein in die Brusttasche seiner Jacke. »Du bist ein cleverer Junge! Danke, dass du so schnell geschaltet und das einzig Richtige getan hast, nämlich das Baby zur Polizei zu bringen.«
    »Hab ich ja gar nicht«, erwiderte Abdel. »Ich hab es erst mal meiner Mutter erzählt.«
    Stephan lächelte. »Auch gut. Auf jeden Fall bedanke ich mich für deine Hilfe.«
    Abdel grinste scheu und wandte sich in Richtung seiner wartenden Leute. Dann jedoch zögerte er noch einmal und sagte: »Eigentlich hätten Sie das mit dem Baby schon viel früher rausfinden können.«
    »Aha. Und wie?«
    »Na ja, weil ich mich doch verplappert hatte neulich, als Sie mich nach meiner Familie gefragt haben. Da habe ich von dem Baby erzählt, und mit ihm wären wir auch ein Kind mehr gewesen. Aber Sie hatten zum Glück nicht richtig mitgezählt.«
    »So? Hab ich das? Mathe war irgendwie immer mein Problem.« Abdel nickte grinsend, und Stephan tippte sich leise lachend an die Stirn. Dann hob er die Hand, und Abdel schlug ein.
    Als er wieder ins Büro zurückkehrte, begegnete er Ernestine in der Tür. Sie trug die Schale mit dem schlafenden Baby und schaute vorsichtig den Flur entlang. »Sind sie weg?« Stephan nickte.
    »Ich kümmere mich um das Jugendamt«, sagte sie und verschwand.
    »Für das Baby wäre es bestimmt besser, wenn es bei den Ben

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