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Das verschwundene Kind

Das verschwundene Kind

Titel: Das verschwundene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Bezler
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die Fusseln von dem gefärbten Kaninchen, die wir am Oberkörper der Toten fanden. Wohlgemerkt,
in
deiner Jacke, nicht außen dran. Was fällt dir dazu ein?«
    »Ich kenne niemanden mit einem Kaninchen«, erklärte Stephan.
    »Und mit rot getigerter Katze?«, fauchte Heck.
    Der Sekundenbruchteil, den Stephan zögerte, genügte Heck bereits. »Also, wer? Spuck es aus!«
    Stephan schluckte. »Kann man durch den DNS -Abgleich denn genau herausfinden, dass es dieselbe Katze ist, oder könnte es zufällig auch eine andere rote Katze sein?«
    Heck verzog das Gesicht. »Bei Tieren kann man das noch nicht so genau zuordnen, sagt Frank Günther, aber er ist sich anhand des Streifenmusters und der Fellkonsistenz zu neunzig Prozent sicher, dass es dieselbe Katze, vielmehr ein Kater ist.«
    Bei dem Wort Kater zuckte Stephan unwillkürlich zusammen, und hinter seiner Stirn blinkte in großen Leuchtbuchstaben der Schriftzug GARFIELD . Hecks Augen waren inzwischen schmale Schlitze.
    »Also, wo lebt diese Katze?«
    Stephan setzte sein oft trainiertes Pokerface auf und zuckte harmlos mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
    Heck schnaufte wie ein Walross nach dem Tauchgang. Stephan scannte bereits seine körpereigene Festplatte mit einem Suchlauf.
Maren und Garfield. Verbindungen zur Onurhan möglich? Wenn, dann Zufall. Keine relevanten Fakten zur Aufklärung des Falles. Ergebnis? Es gab keinen Grund, Maren in diese undurchsichtige Geschichte mit hineinzuziehen und sie Heck preiszugeben.
Vor allem musste er sich selbst Klarheit verschaffen, wie es dazu kommen konnte, dass Garfields Haare in die Wohnung des Mordopfers gelangt waren. Außerdem gab es ja noch zehn Prozent Wahrscheinlichkeit, dass es sich um zwei verschiedene Katzen handelte. Und die Haare in seiner Jacke? Plötzlich stand ihm klar die Erinnerung vor Augen, wie Marens Gießkanne über ihm auf dem Balkon umgefallen war und das Wasser sich in seinen Kragen ergossen hatte. Klar! Damit waren auch die Katzenhaare vom Balkon gespült worden. Das war eine plausible Erklärung! Und die Kaninchenhaare?
    »Befanden sich die Kaninchenhaare auch im Kragen meiner Jacke?«, fragte Lars Stephan unvermittelt.
    Heck las in der Akte nach. »Nein, die waren recht gleichmäßig auf das Innenfutter verteilt. So, als hätte sich das Kaninchen genüsslich dort zur Ruhe gelegt.«
    »Ein gefärbtes Kaninchen? Wer, um alles in der Welt, färbt sein Kaninchen?«, fragte Lars Stephan.
    »Jemand, der das Fell zu Wolle verarbeitet und daraus einen teuren Angora-Pullover, -Pullunder, -Schal – was weiß ich, was – stricken lässt«, erklärte Heck und beobachtete, wie Stephan die Stirn runzelte und angestrengt nachdachte.
    »Und? Fällt dir etwas dazu ein?«, drängte Heck.
    Stephan schüttelte irritiert den Kopf. »Jemand mit einem Angorapullover«, sinnierte er und ging in Gedanken alle Kleidungsstücke durch, die er von Maren kannte. Ein Angorapullover war zu seiner Erleichterung nicht dabei.
    Heck fasste zusammen: »Eine rote Katze und eine Person mit einem Angorapullover sind dir und der Toten sehr nahe gekommen. Ich finde es schon sehr merkwürdig, dass dir dazu nicht im Geringsten etwas einfällt.«
    Stephan zuckte mit den Schultern. Er konnte Heck verstehen. Er selbst hätte mit einem solchen Mitarbeiter nicht so viel Geduld gezeigt wie der alte Kommissar mit ihm.
    »Ich werde weiter darüber nachdenken und auch nachforschen. Wenn ich etwas herausfinde, sag ich dir sofort Bescheid«, lautete Stephans Friedensangebot.
    Heck verzog säuerlich das Gesicht. »Damit kannst du gleich anfangen. Wieso hattest du in deiner Jackentasche ein Babyspielzeug in einem Asservatenbeutel eingeklebt?«
    Auch das noch, dachte Stephan entsetzt. Im Moment hatte sich alles gegen ihn verschworen. Warum hatte er das nicht längst im Müll entsorgt? Er versuchte eine Erklärung: »Ach so, dieses Babyspielzeug. Das hatte ich ganz vergessen. Hölzinger und ich hatten ein paar Frauen mit kleinen Kindern beobachtet. Bei einer hatte Hölzinger den Verdacht, dass es vielleicht nicht ihr eigenes Kind sei, und er nahm das Spielzeug für einen DNS -Abgleich mit.«
    »Und warum hast du es dann nicht abgegeben?«
    »Vergessen. Echt vergessen.«
    »Frank hat es untersucht.«
    »Und?«
    »Es ist nicht unser Kind«, konstatierte Heck.
    Stephan atmete erleichtert aus und wurde dabei von seinem Gegenüber scharf beobachtet.
    »Wo ist Hölzinger überhaupt?«, bellte Heck.
    »Er wollte diese Sümeyye Onurhan mal ein bisschen

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