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Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition)

Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Wäsche, sogar Mervin ein bisschen. Ich half ihnen aus der Patsche. »Sie wollten eben nicht neugierig erscheinen, deshalb.« Nein, falsch! Sie waren so ziemlich die neugierigsten Leute, die mir je begegnet waren, hatten aber eine umschweifige Art, genauso wie ich. Wir waren wie Häher, die einen Sonnenblumenkern lieber aufknackten, als die drin liegende Nuss einfach so präsentiert zu bekommen. Vielleicht kam ich deshalb so gerne hierher: damit ich mit umschweifigen Leuten zusammen sein konnte.
    Ich merkte, dass es Billy wurmte, von jemand anders über Rose Queen belehrt zu werden. Er zuckte die Achseln und brummte wieder etwas Unverständliches vor sich hin.
    Meinen Bleistiftstummel hatte ich dabei, das Notizbuch aber vergessen, also behalf ich mich mit ein paar Papierservietten aus dem Halter. Ich legte Geld für meinen Donut hin, schwang mich von meinem Hocker und verabschiedete mich.
    »Na, wie geht’s dir, Emma?«
    Ich war froh, dass George Queen an die Tür kam statt seiner Frau Sheba, die mich nicht besonders mochte, obwohl sie mir beim letzten Mal Plätzchen gebracht hatte. Die hatte ich erfolgreich verschwinden lassen können, denn durch die Plätzchen meiner Mutter war ich gegenüber allen anderen verwöhnt. Ich glaube, die von Sheba hatte ich zerkrümelt und von der Veranda geschmissen.
    »Wie geht es Ihnen, Mr Queen? Tut mir wirklich leid, dass ich Sie noch mal stören muss.«
    Er hielt die Tür weit auf. »Kein Problem. Komm rein.«
    Beim letzten Mal hatten wir auf der Veranda gesessen, was mir viel lieber war. Zimmerwände engen einen ein und auch das, was man sagt. Sie sind strenger.
    Die Zimmer wirkten dunkel. In dem, das wir nun betraten, standen dunkelbraune und olivgrüne Sessel und ein Sofa – ich glaube, es war ein Rosshaarsofa oder irgend so was Hässliches – mit dick gepolsterten Lehnen und Kissen, die aussahen, als würde nie jemand drauf sitzen.
    Mr Queen ließ sich in einen Sessel plumpsen und bedeutete mir, auch auf einem Platz zu nehmen. Ich ließ mich sacht auf der Kante nieder. Das Polster war rau und kratzig.
    »Bist du immer noch Reporterin, Emma?« Er lächelte.
    Als ob Reporterin ein Halloweenkostüm wäre, das man anzog und wieder ablegte. Ich hatte aber schon festgestellt, dass die meisten Leute vom Schriftstellerleben keine Ahnung hatten. Allerdings erinnerte mich seine Frage daran, dass ich meine nächste Folge immer noch nicht fertig, ja kaum recht angefangen hatte.
    »Ja, bin ich. Darum bin ich auch hier. Erinnern Sie sich noch an das Belle Ruin und die Entführung?«
    Er nickte. »Das kleine Baby Slade.«
    »Ich versuche immer noch, ein paar Hintergrundinformationen … Ich bin auf der Suche nach der Hintergrundgeschichte.« Ich liebte dieses Wort. Es wurde zusehends zu meinem Lieblingswort.
    »Hintergrundgeschichte?«
    »Über Imogen und Morris Slade. Sie wissen schon – was für ein Leben sie führten. Sie wohnten in New York City, glaub ich.« Plötzlich fiel mir ein, dass es ja gar keinen Grund gab, George Queen nach Morris Slade zu fragen. Woher hätte ich wissen sollen, dass Morris Slade hier gewesen war, ja, dass Morris und Rose miteinander verwandt waren? Mit diesen Queens wäre er bestimmt nicht verwandt. Doch jetzt musste ich am Ball bleiben. »Und sie wohnten natürlich hier. Ich meine, in La Porte. So viel ich weiß, ist Morris Slade hier aufgewachsen. Die Familie seiner Frau hatte ein Haus in Spirit Lake. Das alles zählt zur Hintergrundgeschichte.«
    »Na, das ist ja ein Zufall.«
    Nein, war es nicht. Ich wurde entspannter.
    »Erst gestern war’s, da hat Morris Slade uns besucht …«
    Ich machte große Augen. »Wirklich?« Ich holte die Papierservietten und den Bleistiftstummel hervor. Sehr professionell sah es nicht aus.
    George Queen sprach weiter. »Schien ein recht netter Bursche zu sein. Ich weiß auch nicht, wieso die Leute was gegen ihn haben. Sheba zum Beispiel.« Er deutete in die Richtung, wo Sheba sein musste und auch blieb, wie ich hoffte.
    »Sie hat schon damals eine Abneigung gegen ihn gehabt, als sie noch Lehrerin und er ihr Schüler war, vor Jahren an der Colonel Henry E. Mott High School. Die ist da draußen am Highway. Hast du bestimmt schon gesehen.«
    Ich versuchte, mir Notizen zu machen, was auf der Serviette ziemlich schwierig war.
    »Ein eingebildeter Fatzke war er, sagte Sheba, und hinter allen Mädchen in der Schule her gewesen.« Die Vorstellung schien ihm zu behagen, denn er lächelte. »Und später war er dann ein richtiger

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