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Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition)

Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Das verschwundene Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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du damit nämlich nich. Die Haare, also so was von blond hab ich ja noch nie gesehen.« Er schwang sich wieder zur Theke zurück.
    Da wagte Evren sich vor. »Äh, also ich find, Mervin hat da schon recht …«
    Billy funkelte Evren an, der seelenruhig seine Cola trank. »Als Nächstes behauptest du noch, der hätte ’nen Ford gefahren.«
    Don Joe prustete fast den Kaffee aus der Nase, so musste er lachen. An mich gewandt sagte er: »Einen Portsch hat er gefahren.«
    Der hat seinen Portsch in Hawajih rumgefahren, wollte ich schon sagen, verkniff es mir aber.
    Louise Snell, die wie Mervin über einen gesunden Menschenverstand verfügte, meinte: »Ja, und ihr habt euch alle wie Sechsjährige aufgeführt und aus dem Fenster geglotzt, wie der weggefahren is.«
    »Du musst aber doch zugeben, Louise, solche Autos fahren hier nich alle Tage rum.«
    »Na, umso besser, wenn das euch so umhaut. Außerdem heißt es ›Porsche‹, Don Joe.«
    »Was denn?«
    »Das Auto. Du hast es Portsch genannt.«
    »Nein, ich doch nich …«
    Mervin sagte: »Es war sowieso kein Porsche.«
    Billy schäumte. »Jetzt möchte ich aber doch wissen, wieso du so’n Stuss redest, Mervin?«
    »Dafür war der nicht groß genug«, meinte Mervin achselzuckend. »Das war so eins von diesen italienischen Automobilen.«
    Bevor Billy dem widersprechen konnte, sagte ich: »Sagte er irgendwas von wegen, er wollte zu den Queens?«
    »Nein. Wir haben ihn gefragt – Billy hat gefragt –, ob er von hier aus der Gegend is«, sagte Don Joe, bevor er sich selber unterbrach, um auf den frischen Kaffee zu pusten, den Louise Snell ihm nachgeschenkt hatte.
    Das griff Billy gleich auf. »Er sagte, nein, von La Porte drüben sei er, dort geboren und aufgewachsen. Wohnt jetzt aber in New York City. In Manhattan, sagte er. Wär bloß auf Besuch da.«
    Ich staunte, dass Morris Slade überhaupt mit ihnen redete. Aber sie hatten wohl bloß das Übliche wissen wollen, keine bohrenden Fragen gestellt.
    Billy fuhr fort: »Er sagte, er kennt die Queens noch von damals, als er hier gewohnt hat, in La Porte, mein ich.«
    »Der ist mit denen verwandt.« Diese schlichte Feststellung kam von Mervin, der jetzt die Waffel verzehrte, die Louise Snell ihm hingestellt hatte.
    »Was?« Billy fuhr herum, um Mervin wie immer sofort zur Rede zu stellen. »Näh, Mervin, dass er mit wem verwandt is, hat er nich gesagt.«
    »Emma sagte doch grade, er wäre ein Cousin. Sieht ja auch aus wie die.« Mervin guckte etwas grimmig, einen Bissen von der Waffel vor sich auf der Gabel. »Wie Rose Queen, meine ich. Er sieht aus wie sie.«
    Dem Grüppchen an der Theke hatte Mervins Bemerkung offenbar die Sprache verschlagen. Ich war ebenfalls sprachlos, dass Mervin so etwas auffiel.
    Immer, wenn Mervin behauptete, er würde Rose kennen, reagierte Billy eingeschnappt. »Das hatten wir doch schon mal, Mervin. Ein Alteingesessener von Junction bist du ja nich gerade, du Neuling …«
    (Wetten, von denen gab es auch nicht gerade viele.)
    »… und Rose Queen hast du doch gar nich gekannt.« In Sachen Rose betrachtete Billy sich als Experte.
    »Ich hab Zeitungsfotos von ihr gesehen. Der Kerl sah ihr so ähnlich, der hätte ihr Zwillingsbruder sein können.«
    Jetzt war Billy komplett bedröpselt (ein Lieblingswort meiner Mutter) und schaukelte bloß vor und zurück auf seinem Hocker, auf der Suche nach einer Entgegnung. »Rose Queen haben sie vor zwanzig Jahren ermordet. Da warst du noch nich mal hier. Okay, du hast ein Foto in einer alten Zeitung gesehen. Willst du jetzt etwa behaupten, dein Gedächtnis is so gut, dass du ihr Gesicht so vor dir siehst, dass du es mit seinem vergleichen kannst?«
    »So gut ist mein Gedächtnis auch nicht. Es liegt an ihrem Gesicht. Ihr Gesicht vergisst man nicht.«
    Bei der Andeutung, er hätte ihr Gesicht vergessen, kippte Billy fast vom Hocker. Er lief rot an und ballte die Faust.
    Louise Snell sagte: »Jetzt aber mal halblang, Billy. Mervin hat eben einen Blick für manche Sachen.« Sie wischte die Theke sauber.
    »Na, und ich etwa nich? Klar hab ich bemerkt, dass der aussieht wie Rose. Natürlich.« Dann murmelte er noch irgendwas über den Rand seiner Kaffeetasse.
    Sie gingen mir ziemlich auf den Geist. »Wieso hat ihn nicht einfach einer gefragt? Wieso haben Sie nicht gesagt: ›Sie sind nicht vielleicht zufällig mit Rose Queen verwandt, oder?‹ Oder Devereau? Also Rose Devereau Queen, nicht wahr?«
    Noch etwas zum Nachgrübeln. Jetzt schauten sie alle bedröpselt aus der

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