Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
Sie kletterte hinauf.
    »Ich habe richtig tolle Sachen hier oben, yes, Sir«, rief Diamond lockend von oben. Er hatte inzwischen die Plattform erreicht und ließ die Füße über den Rand baumeln.
    Oz spuckte feierlich in die Hände, ergriff eine Sprosse und kletterte seiner Schwester hinterher.
    Sie saßen im Schneidersitz auf dem Fichtenboden, der ein ungefähr zwei mal zwei Meter großes Quadrat bildete. Das Segeltuch warf einen angenehmen Schatten, und Diamond zeigte ihnen seine Schätze. Zuerst eine Pfeilspitze aus Feuerstein, von der er behauptete, sie sei mindestens eine Million Jahre alt und er hätte sie in einem Traum bekommen. Dann holte er aus einer alten Stofftasche, die vor Feuchtigkeit glänzte, das Skelett eines kleinen Vogels, den man, wie er behauptete, nicht mehr gesehen habe, kurz nachdem Gott die Welt erschaffen hatte.
    »Du meinst, seine Art ist ausgestorben?«, fragte Lou.
    »Nee, ich meine, den gibt’s nich’ mehr.«
    Oz war fasziniert von einem hohlen Metallstab, in dessen einem Ende ein dickes Stück Glas steckte. Er schaute hindurch, doch obwohl alles ein wenig vergrößert erschien, war das Glas so schmutzig und verkratzt, dass er Kopfschmerzen bekam.
    »Damit seh ich meilenweit, wenn einer kommt«, erklärte Diamond und ließ die Hand über sein Königreich schweifen. »Ob Freund oder Feind.« Dann zeigte er ihnen eine Kugel, die angeblich 1861 von einem U.S.-Springfield-Gewehr abgeschossen worden war.
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Lou.
    »Weil mein Ur-ur-ur-ur-uropa sie vererbt hat und mein Opa sie mir gab, bevor er gestorben is’. Mein Uropa hat für die Union gekämpft, wisst ihr.«
    »O Mann!«, sagte Oz.
    »Yep. Sie ha’m zu Haus sein Bild gegen die Wand gedreht und alles. Aber er wollte für keinen, dem andre Menschen gehören, ein Gewehr in die Hand nehmen. Das is’ nich’ richtig, hat er gesagt.«
    »Das ist bewundernswert«, sagte Lou.
    »Guckt mal hier«, sagte Diamond. Er nahm aus einem kleinen Holzkasten ein Stück Kohle und gab es Lou. »Na, was is’ das?«, fragte er.
    Lou schaute es sich an. Der Stein war brüchig und rau. »Na, Kohle«, sagte sie, gab den Stein zurück und wischte sich die Hände an den Hosenbeinen ab.
    »Nein, is’ mehr als bloß Kohle. Guckt mal genau hin: Da steckt ’n Diamant drin. So wie ich einer bin.«
    Oz beugte sich vor und ergriff den Stein. »O Mann!« Mehr brachte er auch diesmal nicht zu Stande.
    »Ein Diamant?«, fragte Lou. »Woher weißt du das?«
    »Der Mann, der mir den Stein gegeben hat, der hat’s gesagt. Und er hat nix dafür gewollt. Der wusste nicht mal, dass ich Diamond heiß. Wirklich wahr«, fügte er ungehalten hinzu, als er den Unglauben auf Lous Gesicht sah. Er nahm Oz den Klumpen wieder ab. »Ich kratz jeden Tag ’n bisschen davon ab. Eines Tages is’ die Kohle weg, und nur der Diamant is’ übrig, der größte und schönste Diamant von der Welt.«
    Oz betrachtete den Stein mit der Ehrfurcht, die er normalerweise nur Erwachsenen und der Kirche vorbehielt. »Und was machst du damit?«
    Diamond zuckte mit den Achseln. »Bin mir noch nich’ sicher. Vielleicht gar nix. Vielleicht lass ich ihn hier oben. Vielleicht schenk ich ihn dir. Würd dir das gefallen?«
    »Wenn da wirklich ein Diamant drin ist, könntest du ihn für viel Geld verkaufen«, bemerkte Lou.
    Diamond rieb sich die Nase. »Brauch aber kein Geld. Hab hier auf dem Berg alles, was ich brauch.«
    »Bist du eigentlich jemals von dem Berg runtergekommen?«, fragte Lou.
    Offensichtlich zutiefst gekränkt, schaute er das Mädchen an. »Hältste mich für ’n Hinterwäldler, oder was? War schon oft unten bei McKenzie’s an der Brücke. Und auch in Tremont.«
    Lou ließ den Blick über die Wipfel schweifen. »Und wie steht’s mit Dickens? Schon mal dort gewesen?«
    »Dickens?« Diamond fiel fast vom Baum. »Das dauert ’n ganzen Tag, dahin zu laufen. Warum sollte einer überhaupt nach Dickens?«
    »Weil es da anders ist als hier. Weil ich es hier satt habe. Immer nur Erde und Maultiere und Mist und Wasserschleppen«, sagte Lou. Sie schlug auf ihre Tasche. »Und weil mir zwanzig Dollar, die ich von New York mitgebracht habe, ein Loch in die Tasche brennen«, fügte sie hinzu.
    Diese gewaltige Summe machte Diamond schwindlig, doch selbst er schien zu begreifen, was man damit anfangen konnte. »Zum Laufen trotzdem zu weit«, sagte er und spielte weiter mit dem Kohleklumpen, als wollte er den Diamanten dazu bringen, endlich zu schlüpfen.
    »Dann

Weitere Kostenlose Bücher