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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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hierhin mitgenommen haben, Diamond?«, fragte Lou, als sie weitergingen.
    »Hatte nie einen Grund, hierher zu kommen, deshalb.« Er vergrub die Hände in den Hosentaschen und schaute einen Telegrafenmast hinauf, aus dem Drähte abzweigten, die an einem Gebäude endeten. Dann nahm er einen Mann mit hängenden Schultern in einem Anzug und einen kleinen Jungen in dunklen langen Hosen und weißem Oberhemd in Augenschein, die mit einer großen Papiertüte mit irgendetwas darin ein Geschäft verließen. Die beiden gingen zu einem der schräg geparkten Autos, die beide Seiten der Straße säumten, und der Mann öffnete die Tür. Der Junge starrte Diamond an und fragte ihn, woher er käme.
    »Wieso glaubste, dass ich nich’ von hier bin, Sohn?«, fragte Diamond und funkelte den Stadtjungen wütend an.
    Das Kind betrachtete Diamonds schmutzige Kleidung und sein Gesicht, die nackten Füße und das wild abstehende Haar, sprang dann in den Wagen und schlug die Tür zu.
    Sie gingen weiter und kamen an der Esso-Tankstelle mit ihren Doppelzapfsäulen und einem lächelnden Mann in der schmucken Uniform der Ölgesellschaft vorbei, der vor der Tankstelle so steif herumstand wie eine Indianerfigur vor einem Tabakladen. Anschließend spähten sie durch das Glas eines Rexall-Drugstore. In dem Laden gab es zurzeit Sonderangebote: Etwa zwei Dutzend unterschiedliche Gegenstände waren für jeweils nur drei Dollar zu haben.
    »Was soll der Scheiß? Das kann man doch alles selber machen. Brauch ich mir doch nicht kaufen«, erklärte Diamond kategorisch, als er spürte, dass Lou drauf und dran war, den Laden zu betreten und die Auslagen zu leeren.
    »Diamond, wir sind hier, um Geld auszugeben und Spaß zu haben.«
    »Ich hab genug Spaß«, sagte er mit düsterem Gesicht. »Erzähl mir bloß nix anderes.«
    Sie steuerten auf das Dominion-Café mit seinen Schildern für Chero-Cola und Eiskrem zu, als Lou stehen blieb.
    »Lasst uns reingehen«, sagte sie, griff nach der Tür und zog sie auf. Eine Schelle klingelte, als Lou das Café betrat. Oz folgte ihr. Diamond blieb draußen stehen, lange genug, um seinen Unmut über diese Entscheidung kundzutun. Dann ging er ebenfalls hinein.
    Der Laden roch nach Kaffee, Holzrauch und frisch gebackenem Obstkuchen. Schirme zum Verkauf hingen von der Decke.
    An einer Wand stand eine Bank, und drei drehbare Barhocker aus Chrom mit grün bezogenen Sitzen waren vor einer hüfthohen Theke in den Boden geschraubt. Glasbehälter mit Süßigkeiten standen auf den Schaukästen. Ein einfaches Limonadengerät und eine Eiskrem-Maschine gab es auch, und durch eine Schwingtür konnten sie das Klappern von Tellern hören und den Geruch kochender Speisen riechen. In einer Ecke stand ein dickbauchiger Ofen, dessen geknicktes Rohr von Draht gehalten wurde und in einer Wand verschwand.
    Ein Mann in weißem Hemd, die Ärmel bis an die Ellbogen aufgekrempelt, und mit einer kleinen, breiten Fliege und einer dazu passenden Schürze trat durch die Schwingtür und stellte sich hinter die Bartheke. Sein Gesicht war glatt rasiert, und sein Haar war in der Mitte gescheitelt und wurde von, wie Lou vermutete, mindestens einem großen Eimer Schmierfett an Ort und Stelle gehalten.
    Der Mann musterte die Kinder, als wären sie eine Abordnung der Unionstruppen, die General Grant persönlich gesandt hatte, um noch ein paar Südstaatler-Nasen einzuschlagen. Als sie vortraten, wich er ein wenig zurück. Lou setzte sich auf einen Barhocker und schaute auf die Karte, die mit schwungvoller Kursivschrift auf eine Tafel geschrieben war. Der Mann wich noch weiter zurück. Er streckte die Hand aus und pochte mit einem Knöchel gegen einen Glasschrank an der Wand. »KEIN KREDIT« stand dort mit dicken, weißen Strichen gepinselt.
    Auf diese alles andere als subtile Geste hin zog Lou fünf EinDollar-Scheine hervor und legte sie ordentlich auf die Theke. Die Blicke des Mannes strichen über das hingeblätterte Geld, und er lächelte, wobei er einen goldenen Vorderzahn entblößte. Er trat vor und war nun für alle Zukunft der gute Freund der Kinder. Oz kletterte ebenfalls auf einen Barhocker, lehnte sich an den Tresen und schnüffelte die wunderbaren Düfte, die durch die Saloontür wehten. Diamond blieb zurück, als wolle er bei der Tür bleiben, um im Ernstfall sofort fliehen zu können.
    »Wie viel für ein Stück Kuchen?«, fragte Lou.
    »Einen Nickel«, sagte der Mann, den Blick fest auf die fünf Konterfeis Washingtons auf dem Tresen

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