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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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geschworen, dieses Geheimnis auf ewig für sich zu behalten.
    Sie stiegen weiter die Hänge hinab, die oft so steil waren, dass sie sich an Bäumen, Ranken und aneinander festhalten mussten, um nicht kopfüber in die Tiefe zu stürzen. Von Zeit zu Zeit blieb Lou stehen und klammerte sich an einen Baum, um Ausschau zu halten. Es war schon etwas Besonderes, auf steilem Grund zu stehen, wo es in die Tiefe ging, während ringsum hohe Berge aufragten. Als der Boden ebener und Oz müde wurde, trugen Lou und Diamond ihn abwechselnd.
    Am Fuß des Berges erwartete sie ein neues Hindernis. Der abgestellte Kohlezug war mindestens hundert Wagons lang und versperrte ihnen den Weg in beide Richtungen, so weit sie sehen konnten. Anders als bei Personenzügen standen die Wagons der Kohlezüge zu eng beisammen, um zwischen ihnen hindurchschlüpfen zu können. Diamond nahm einen Stein und schleuderte ihn gegen einen der Frachtwagen. Er traf genau den Namen der Gesellschaft, der dort prangte: Southern Valley Coal & Gas.
    »Was jetzt?«, fragte Lou. »Drüberklettern?« Sie schaute an den voll beladenen Wagons hinauf, die wenig Möglichkeiten boten, Halt zu finden, und fragte sich, wie sie darüber hinweg kommen konnten.
    »Schitte, nee«, sagte Diamond. »Drunter her.« Er stopfte seine Kappe in die Hosentasche, legte sich auf den Bauch und robbte zwischen die Räder und unter den Zug. Lou und Oz folgten ihm schnell, dann auch Jeb. Sie erreichten die andere Seite und klopften sich den Dreck von der Kleidung.
    »’n Junge is’ letztes Jahr in zwei Hälften zerschnitten worden, als er das versucht hat«, sagte Diamond. »Der Zug is’ angefahren, als er gerade drunter war. Ich hab’s zwar nicht selbst gesehn, aber ich hab gehört, es soll nicht grade schön gewesen sein.«
    »Warum hast du uns das nicht erzählt, bevor wir unter den Zug gekrochen sind?«, fragte eine fassungslose Lou.
    »Dann wärt ihr wohl nich’ mehr unten durchgekrochen, was?«
    Auf der Hauptstraße nahm ein Ramsey-Candy-Laster sie mit, und der rundliche, uniformierte Fahrer gab jedem einen Riegel Blue-Banner-Schokolade. »Empfehlt sie weiter«, trug er ihnen auf. »Schmeckt prima.«
    »Geht klar«, sagte Diamond, als er hineinbiss. Er kaute langsam und methodisch, irgendwie so, als wäre er ein Genießer edler Schokolade und würde eine neue Sorte einem Geschmackstest unterziehen. »Sie geben mir noch ’nen Riegel, und ich empfehl die Sorte zweimal so schnell weiter.«
    Nach einer langen, holperigen Fahrt in dem Laster setzte der Fahrer sie mitten in Dickens ab. Diamonds nackte Zehen hatten kaum den Asphalt berührt, als er auch schon zuerst den einen, dann den anderen Fuß hob. »Fühlt sich komisch an«, sagte er. »Mag ich nich’.«
    »Diamond, also wirklich, sonst gehst du über Nägel, ohne dich zu beklagen«, sagte Lou, wobei sie sich umschaute. Verglichen mit dem, was sie gewöhnt war, war Dickens nicht mehr als ein Buckel auf der Straße, doch nach der Zeit auf dem Berg erschien ihr diese Ansammlung von Gebäuden wie die kultivierteste Metropole, die sie je gesehen hatte. Die Bürgersteige waren an diesem schönen Samstagmorgen voller Passanten, von denen hier und da kleine Gruppen auf die Straße schwappten. Die meisten waren adrett gekleidet, doch die Grubenarbeiter waren leicht auszumachen: schwerfällige Gestalten mit gekrümmten Rücken und lautem, trockenem
    Husten aus den zerstörten Lungen.
    Ein gewaltiges Transparent überspannte die Straße. Darauf stand in Buchstaben, die so schwarz waren wie das Gestein: »KOHLE IST DER KÖNIG«. Unmittelbar darunter, wo das Transparent an einem vorspringenden Balken eines Gebäudes befestigt war, befand sich ein Büro von Southern Coal & Gas. Eine Warteschlange von Männern stand dort an, während andere aus dem Büro herausströmten, alle mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Entweder hielten sie Geld in den Händen, oder man hatte ihnen offenbar einen guten Job versprochen.
    Geschäftsmäßig gekleidete Männer mit Filzhüten und in dreiteiligen Anzügen schnippten eifrigen Kindern auf der Straße Silbermünzen zu. Das Autohaus verzeichnete ein lebhaftes Geschäft, und die Läden waren gefüllt mit Markenartikeln und Käufern, die danach gierten, diese zu erstehen. Der Wohlstand feierte hier, am Fuße dieses Berges in Virginia, fröhliche Urstände. Die Szenerie wurde von lebhafter, beschwingter Hektik bestimmt und rief in Lou sofort Heimweh nach der Stadt hervor.
    »Wie kommt es, dass deine Eltern dich nie

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