Das Versprechen deiner Lippen
„Ich dachte dann, okay, das war’s. Er kommt aus der Großstadt, es war ein One-Night-Stand, und ich komme schon damit zurecht. Aber dann kamen wir hierher …“
„Und er fand diese blöde Ausrede, um dich in sein Zimmer zu locken.“
„Ja. Und es war, als würde die Zeit stehen bleiben. Er hat mich umarmt, geküsst, hat gesagt, er wird ganz verrückt, wenn er mich nicht sieht.“ Für Mandy war das sowohl schön als auch verwirrend gewesen – ein wahres Wechselbad der Gefühle innerhalb von nur etwa zehn Sekunden.
„Und als ihr heute Abend miteinander getanzt habt?“, fragte Abigail. „Hat er da wieder mit dir geflirtet?“
Mandy nickte.
Abigail hob die Brauen. „Und jetzt sitzt du hier mit mir zusammen, weil …?“
„Dann ist da noch Travis.“
„Was hat denn Travis damit zu tun?“
„Er hat Caleb gesagt, er soll die Hände von mir lassen.“
Abigail lachte spöttisch auf. „Werd erwachsen. Das geht ihn verdammt noch mal nichts an.“
„Das weiß ich. Und du weißt es. Und glaub mir, Caleb ebenfalls. Aber ich will Travis nicht aufregen.“
„Meinst du, wenn ich mit jemandem ausgehe, mache ich mir Gedanken darüber, was du denkst?“, fragte Abigail. „Ich nicht – und auch Travis nicht, wenn er sich mit einer Frau trifft. Und du solltest das auch nicht tun.“ Abigail legte die Handflächen entschlossen auf ihre Knie. „Wenn wir nicht hier wären, was würdest du dann jetzt tun?“
„Ich wäre schon lange unten in seinem Zimmer“, räumte sie schließlich ein. „Ich wäre bei Caleb.“
Abigail verzog den Mund zu einem Grinsen.
Drei Minuten später stand Mandy barfuß und mit Schmetterlingen im Bauch vor Calebs Hotelzimmertür. Sie war sich ziemlich sicher, dass er sich freuen würde, sie zu sehen, aber man konnte nie ganz sicher sein. Nur wenn man an die Tür klopfte.
Ein paar Sekunden nach dem Klopfen öffnete Caleb die Tür. Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben, wurde aber abgelöst von einem breiten Lächeln, das aus der Tiefe seiner blauen Augen entsprang.
„Hey, Mandy“, flüsterte er.
Als die Tür hinter ihr zufiel, legten sich seine Lippen zu einem langen, zärtlichen Kuss auf ihre.
„Kannst du bleiben?“
Sie nickte, und er schlang die Arme um sie und zog sie an seinen warmen Körper, als wolle er sie nie wieder loslassen.
Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich auf einmal gefangen. „Caleb?“
„Hmm?“, fragte er zwischen Küssen.
„Ich weiß, du würdest jetzt gleich am liebsten ins Bett springen.“
„Aber nein.“
Aufrichtiges Bedauern lag in seinem Blick. „Es tut mir leid, was ich neulich gesagt habe. Das war arrogant und respektlos. Dass du hier bist, in meinem Zimmer, bedeutet nichts, außer du willst es so.“
Ihre Brust zog sich vor Rührung zusammen. „Ich will damit nicht sagen, dass wir gar nicht ins Bett gehen sollen. Ich dachte nur, vielleicht könnten wir zuerst …“
„Möchtest du ein Glas Wein?“ Er nahm sie bei der Hand und führte sie zu der Sitzgruppe am anderen Ende des Raums. Ein riesiges Panoramafenster bot einen herrlichen Blick auf den Fluss hinaus, und der Mond stand hoch über den Bergen. Es war eine klare Nacht, und die Sterne funkelten am Himmel um die Wette.
„Wein klingt gut.“ Sie setzte sich ans eine Ende der Couch. „Erzähl mir von Chicago“, bat sie dann.
„Was willst du wissen?“
„Wo wohnst du?“ Sie nippte an dem kräftigen Wein.
„Ich habe ein Apartment. Im Zentrum der Stadt. Oben in einem dreißigstöckigen Gebäude.“
„Dann ist es ein Penthouse?“ Das kam nicht weiter überraschend. Aber sie konnte sich noch immer nicht ganz an Calebs Reichtum gewöhnen, obgleich sein Privatflugzeug für sich sprach.
„Ja, so kann man es wohl nennen“, erwiderte er gelassen. „Ich habe es gekauft, weil es so nahe an unserer Verwaltungszentrale liegt. Die Werkshallen sind alle in Gewerbegebieten am Rand der Stadt, aber es ist sinnvoll, wenn die Zentrale in der Innenstadt liegt.
„Du musst dich nicht dafür entschuldigen, dass du ein Büro in der Innenstadt hast.“
Er lachte. „Wenn ich mit dir spreche, hört sich das immer etwas extravagant an. In Wahrheit wohnen die meisten unserer internationalen Kunden in der Stadt, daher ist es vor allem aus Bequemlichkeit. Ich versuche nicht, irgendjemand damit zu beeindrucken.“
„Ich versuche gerade, mir dich mit internationalen Klienten vorzustellen“, meinte Mandy.
„Deshalb muss ich ja auch Anzüge tragen. Dann nehmen sie mich
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