Das Versprechen deiner Lippen
Stunde“, sagte sie zu Mandy und verschwand winkend in der Menge.
„Nimmst du am Wettkampf teil?“, fragte Caleb.
„Sicher“, erwiderte Mandy. „Vielleicht gewinne ich tausend Dollar. So eine Chance lasse ich mir nicht entgehen.“
Calebs Blick wanderte hinüber zu Travis und Seth. Abigail hatte ihnen offenbar gesagt, sie könnten noch am Rodeo teilnehmen, und sie berieten jetzt, was sie tun wollten. Einen kurzen Moment vermisste Caleb seinen Bruder Reed so sehr, dass es ihm einen Stich in die Brust versetzte.
Dann beugte sich Mandy zu ihm und fragte in aufreizendem Ton: „Willst du mein Stallbursche sein?“
Er zog sie fest an seine Seite. „Ich tue alles, was du willst.“
„Ich nehme dich beim Wort.“
Hand in Hand gingen sie zu den Pferdeboxen hinter der Arena. Dort erledigte Mandy die Formalitäten, ließ sich registrieren, zahlte die Startgebühr und suchte das Pferd, das Lori ihr angeboten hatte.
Caleb ging hinüber zur Haupttribüne, von wo aus er eine bessere Sicht hatte. Von seinem Platz aus entdeckte er in der Ferne auch die anderen Jacobs-Geschwister, die sich für ihre eigenen Wettkämpfe fertig machten, und kam sich fast ein wenig ausgeschlossen vor.
Sobald das Tonnenrennen begann, stimmte er in den Jubel der Menge ein und sprang auf, als Mandy in die Arena galoppierte. Sie machte keine schlechte Figur und lag nach der Hälfte des Wettkampfdurchlaufs auf Platz zwei.
Nach ihrem Einsatz kam sie zu ihm und setzte sich neben ihn, um sich die letzten Teilnehmerinnen anzusehen. Einer von ihnen gelang es, Mandy den zweiten Platz streitig zu machen. Bis zur letzten Reiterin lag Mandy auf dem dritten Platz, doch verwies diese sie auf Platz vier, für den es keinen Geldpreis mehr gab.
Caleb umarmte Mandy tröstend und sagte ihr, wie leid es ihm tue.
Doch sie zuckte nur die Schultern und sagte gelassen: „Wie gewonnen, so zerronnen.“
„Ich spendier dir einen Hotdog, wenn dir das darüber hinweghilft“, bot er an.
Sie rümpfte die Nase. „Was, nur einen Hotdog? Ich dachte, du spendierst mir eine Reise nach Rio?“
Er tat, als müsste er einen Moment überlegen. „Vermutlich könnte ich beide Versprechen einlösen.“
„Du bist ein wahrer Gentleman, Caleb Terrell.“ Vergnügt hakte sie sich bei ihm unter.
„Und du, Mandy Jacobs“, er wischte ihr vorgeblich etwas Staub von der Wange, „bist eine wahre Lady.“
Heute war ihr Gesicht ungeschminkt und ihr Haar zu einem schlichten Pferdeschwanz zurückgebunden, aber im Sonnenlicht sah sie ebenso bezaubernd aus wie in der Nacht zuvor. Er hätte sie immerzu ansehen können.
Sie wandte sich wieder der Arena zu, jubelte und stieß einen gellenden Pfiff aus, als die Sieger des Tonnenrennens ihre Preise erhielten.
„Du kannst pfeifen?“, wunderte sich Caleb lachend.
„Ich wette, dass die Frauen in Chicago so was nicht tun.“
„Die essen auch keine Hotdogs.“
„Diese armen Geschöpfe wissen gar nicht, was sie damit verpassen.“
Der Wettkampf im Team Roping hatte begonnen. Caleb bewunderte die Geschicklichkeit der Cowboys und die Schnelligkeit und Gewandtheit der herrlichen Pferde.
„Jetzt sind unsere Jungs dran.“ Mandy beugte sich vor, als sich ihre Brüder bereit machten. Der Stier wurde freigelassen, Pferdehufe donnerten, und Travis und Seth ließen ihre Lassos kreisen. Travis erwischte den Stier bei den Hörnern, dirigierte ihn mit dem Seil herum, und Seth warf das Lasso blitzschnell um die Hinterhufe des Stiers.
Die Pferde kamen zum Stehen, die Flagge wurde gehisst. Sie hatten nur fünf Minuten und drei Sekunden gebraucht, und Mandy jubelte und reckte die Faust in die Luft, während ihre Brüder den Beifall der Menge entgegennahmen. Als sie aus der Arena ritten, stieß Seth spielerisch Travis den Hut vom Kopf.
Caleb spürte ein weiteres schmerzliches Ziehen in der Brust – eine dumme Reaktion, denn nach all diesen Jahren könnten sein Bruder und er niemals mehr gemeinsam Rodeo reiten, selbst wenn Reed nicht abgehauen wäre. Dazu war er selbst nämlich viel zu sehr aus der Übung.
„Hast du auch Hunger?“, fragte Mandy. „Ich könnte jetzt sterben für eine Waffel, dick mit Puderzucker bestreut, bitte.“
„Wie schaffst du es dabei bloß, so schlank zu bleiben?“ Die meisten Frauen, die er in Chicago kannte, lebten von Blattsalat und Mineralwasser.
„Sport und gesundes Leben“, erklärte sie.
„Du willst also allen Ernstes so eine Waffel?“
„Bei Waffeln ist es mir immer todernst.“
„Also eine
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