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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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für sie tun, aber ich kann mir keine Mätresse leisten. Ich hätte nicht mit ihr anbändeln sollen, da ich wusste, dass es sie ihre Stellung kosten könnte und ich ihr keinen Ersatz bieten kann.«
    »Nimm nicht die ganze Schuld auf dich. Sie ist kein kleines Mädchen mehr. Sie wusste, was auf dem Spiel stand, und sie hat sich entschlossen, zu spielen.«
    Das stimmte natürlich. Aber es tröstete ihn nicht im Geringsten. Nicht, wo er bei jedem Atemzug von leichtem Rosenduft an das Wesen neben sich erinnert wurde. »Sie war betrunken, weißt du.« Er sprach noch leiser. »Als ich reinkam, hatte sie schon eine halbe Flasche Claret geleert. Ich hätte auf dem Boden schlafen sollen.«
    »Hat sie dir heute Morgen Vorwürfe gemacht? War sie distanziert?« Cathcart legte fragend den Kopf schief und trommelte mit den Fingern auf den Lederbezug.
    Lebhaft überkam ihn die Erinnerung an den Morgen.
Willst du sehen, wie ich sie anfasse? Ich wollte dich nackt sehen, seit wir das erste Mal miteinander gesprochen haben
. »Nein.« Behutsam setzte er sich auf der Bank zurecht, um sie nicht zu wecken. »Sie war weder vorwurfsvoll noch distanziert.«
    »Dann wird sie schon wissen, was das Beste für sie ist. In ihrem Metier kommt man nicht weit, wenn man das nicht kann.«
    Das stimmte zweifellos auch. Doch wie sollte sie zurechtkommen? Aus ihrem Haus verbannt. Keine Familie, bei der sie unterkommen konnte. Jeder Sicherheit, die sie gekannt hatte, beraubt.
    Sie seufzte hörbar und sank noch tiefer an ihn, der süße Druck ihres Körpers begleitet von einem erdrückenden Gewicht: Vertrauen. Vertrauen war es, was sie neben ihm einschlafen ließ, hier wie im Bett.
    Er hätte nie um ihr Vertrauen bitten sollen. Wie hatte er so anmaßend sein können, wo alles, was er ihr zu bieten gehabt hatte, die Zerstörung ihrer mühsam zusammengeflickten Existenz gewesen war? Wie hatte er so töricht sein können, er, der er diese Last kannte und wusste, wie schlecht er darin war, sie zu tragen!
    Wenn bei den Poststationen alles glattgegangen wäre, hätten sie London lange vor Einbruch der Dunkelheit erreicht. Eine Kutsche mit drei Reisenden und eine zweite für das Gepäck und den Diener des Viscounts hätten die Ressourcen eines kompetenten Unternehmens nicht ungebührlich strapazieren dürfen. Doch hier herrschte Pferdeknappheit, dort waren drei Postillione erkrankt, und so kam es, dass sie sich noch immer auf der Straße befanden, die zweite Kutsche einen ganzen Pferdewechsel hinter der ersten, als die Schatten länger wurden und sie neuerlich vom Schicksal heimgesucht wurden.
    Der Hufschlag ertönte ganz plötzlich, wie aus dem Nirgendwo. Jesus!
Straßenräuber
. Will war aufgesprungen und hatte nach dem Pistolenkoffer hinter Cathcarts Sitz gegriffen, noch bevor der Diener Alarm schlug und die Schüsse ihrer Verfolger fielen.
    Zwei Pistolen, beide geladen – dessen hatte er sich auf der Fahrt aus Essex heraus versichert. Zwei berittene Begleiter voraus, jeweils mit einer Donnerbüchse ausgerüstet, und zwei gemietete Postillione, denen er ihre Sicherheit zu keinem noch so geringen Anteil anvertraut hätte, wenn die Sonne nicht bereits am Sinken gewesen wäre und er einfach keine Zeit gehabt hätte, auf bessere Reiter zu warten. Auf sie würde er nicht zählen, weder bei einem Wettrennen – vier Pferde, zählte er richtig? Oder fünf? – noch in einem Kampf.
    Die Kutsche schwankte stark; er grub die Füße in den Boden, presste den Koffer an sich und streckte den freien Arm aus, um Miss Slaughter daran zu hindern, von ihrem Sitz geschleudert zu werden. Ihre Augen, vor Entsetzen geweitet, blickten in sein Gesicht, und einen Augenblick lang fühlte sich sein Magen an wie der Kiel eines Schiffs, das auf Grund gelaufen war.
    Er hatte versprochen, sie nach Hause zu bringen. Sie hatte ihm vertraut.
    Ein Schuss, der direkt über ihnen abgefeuert wurde, brachte ihn wieder zur Besinnung. Keine Zeit, sich der Verzweiflung hinzugeben. Er war der Einzige hier, der zum Soldaten ausgebildet worden war, und das Leben zweier Zivilisten hing davon ab, dass er einen kühlen Kopf bewahrte.
    Er stützte Lydia, legte sich den Koffer auf die Knie und zog eine Pistole heraus. Er hielt dem Viscount den elfenbeinernen Griff hin. »Steck sie dir hinten in die Hose, wo man sie nicht gleich sieht.«
    »Die Diener …«, sagte Cathcart, als er die Pistole ergriff.
    Will schüttelte den Kopf. »Einer hat schon abgefeuert. Der andere wird sicherlich entwaffnet werden. Die

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