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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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Postillione auch. Sie sind in der Überzahl.«
Wir hätten die zweite Kutsche nicht zurückfallen lassen sollen.
Unnötig, dieses nutzlose Bedauern auszusprechen. Sie hatten sich entschlossen, das Tageslicht auszunutzen, und jetzt konnten sie diese Entscheidung nicht mehr zurücknehmen.
    Der Viscount kümmerte sich um die Pistole; seine Lippen zusammengepresst und blutleer. Er hatte Angst, das war nur klug, doch er war bereit, zu tun, was von ihm verlangt wurde.
    »Lydia.« Er drehte sich zu ihr um. Als Offizier lernte man, wie man mit einem Mann umging, der starr vor Schreck war. Vielleicht konnte er das auch mit einer Frau. »Weißt du, wie man eine Pistole abfeuert?« Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel.
    Sie nickte. »Mein Bruder hat mir Schießen beigebracht.«
    Gott sei Dank, und Henry Slaughter sei Dank, möge er in Frieden ruhen. »Du musst jetzt herzloser denn je sein, Lydia.« Die Kutsche wurde langsamer. Sie hatten nicht viel Zeit. »Ich werde dich darum bitten, einen Mann zu erschießen. Kannst du das?«
    Gott schütze ihre kalte Seele,
so
verdrängte er den Schrecken. Jeder Winkel ihres Gesichts versteifte sich, und sie streckte die Hand nach der Pistole aus.
    Er rutschte bereits zu Boden, als er sie ihr gab. »Du gibst vor, in Ohnmacht zu fallen. Versteck die Pistole in deinen Röcken.« Während er sprach, reichte er Cathcart den Pistolenkoffer, der ihn wieder verstaute. »Der Viscount und ich lassen uns aus der Kutsche zerren und lenken die Männer ab. Du musst einen von hinten erschießen.«
    Sie nickte wieder, mit Augen wie dunkles Eis, während sie sich hinlegte und die Pistole versteckte. Falls sie irgendwelche Hemmungen hatte, einen Mann von hinten zu erschießen, zeigte sie sie nicht.
    »Vermutlich wird es dann einen Augenblick der Verwirrung geben, und da musst du, Cathcart, deine Pistole ziehen und einen anderen erledigen.« Sie hörten das Geräusch eines Aufpralls, als jemand vom Pferd zu Boden sprang. »Danach sehen wir weiter.« Noch ein Blickwechsel mit dem Viscount, einer mit Lydia. Sein Herz schlug kräftig, aber ruhig. Stark. »Schreckt nicht davor zurück, zu töten. Das können wir uns nicht leisten. Ich verlasse mich auf euch beide.« Er hatte gerade noch Zeit, Lydias Handgelenke zu ergreifen und ihren davongaloppierenden Puls zu fühlen, bevor die Tür aufgerissen wurde.

18
    »Nicht schießen!« Will drehte sich halb um, eine Hand an Lydias Handgelenk, die andere zum Zeichen der Kapitulation erhoben. »Wir haben keine Waffen. Wir machen Ihnen keinen Ärger. Wir wollen nur weiterfahren.« Seine Finger juckten teuflisch nach einer Waffe, und jede Faser seines Körper protestierte gegen den Entschluss, das lahme Reh vor einem Rudel Wölfe zu spielen. Doch er würde tun, was nötig war, um die Aufmerksamkeit von seinen bewaffneten Begleitern abzulenken.
    »Legt euer Geld und euren Schmuck hier an die Tür. Keine schnellen Bewegungen!« Die Stimme schrillte durch die Dämmerung wie ein zuschnappendes Fangeisen. Ein Pistolenlauf wurde auf die geöffnete Tür gerichtet. Genug Tageslicht verblieb, um einen zweiten Mann direkt hinter dem ersten erkennbar zu machen, und noch einen etwas weiter entfernt, bei den Pferden. Fünf, mindestens. Die drei in Sichtweite hatten sich nicht vermummt, was nichts Gutes verhieß.
    Unter seinem Daumen raste Lydias Puls davon. Das Gefühl war ihm entsetzlich vertraut. Egal. In diesem Augenblick war persönlicher Kummer das Unwichtigste auf der Welt.
    »Der Schmuck meiner Frau ist in ihrem Koffer.« Er fixierte einen Punkt mitten in der Luft, wo er mit niemanden in Blickkontakt treten würde. »Das Geld auch.« Gott sei Dank waren sein und Lydias Koffer auf dieser Kutsche und nicht auf der anderen; sie würden sie eine Weile beschäftigen. Er räusperte sich. »Unser ganzes Geld ist in den Koffern. Bitte nehmen Sie es und lassen Sie uns ziehen! Meine Frau ist vor Schreck in Ohnmacht gefallen.«
    »Vor Abscheu wohl eher, bei so einem Waschlappen von Ehemann.« Das kam vom zweiten Mann und rief bei dem bei den Pferden ein Prusten hervor. Gut. Mehr Ablenkung. Je mehr sie damit beschäftigt waren, sie zu drangsalieren, desto weniger vorsichtig würden sie sein.
    »Holt die Koffer runter«, bellte der erste Mann die Diener an. Er lehnte sich durch die Türöffnung und benutzte die Pistole, um Wills Kinn anzuheben, bis sie sich in die Augen sahen. »Jetzt, guter Freund, gebe ich dir eine letzte Chance.« Er war ein hässlicher Rabauke mit zwei sichtbar

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